
Organspende? Nur freiwillig!

Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung hat vorgeschlagen: Künftig sollen jedem Hirntoten Organe entnommen werden dürfen. Kann so der Mangel an Spenderorganen behoben werden? Kommentar von Stefan Küpper.
Wenn es um die sogenannte "Widerspruchsregelung" geht, dann soll hier widersprochen werden, und zwar dem Patientenbeauftragten der Bundesregierung, Wolfgang Zöller (CSU). Sein Vorschlag zur Debatte: Künftig sollen jedem Hirntoten Organe entnommen werden dürfen. Nicht nur dann, wenn er dem Eingriff ausdrücklich zugestimmt hat. Sondern auch dann, wenn er das unterlassen hat. Also: Wer sich zu Lebzeiten nicht dagegen wehrt - offiziell widerspricht -, dessen Organe dürften dann im Falle eines Hirntodes weitergegeben werden. Ob dieser Vorschlag tatsächlich geeignet ist, den eklatanten Mangel an Spenderorganen zu beheben?
Laut einer Umfrage, die im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung durchgeführt wurde, sind 70 Prozent der Menschen in Deutschland bereit, ihre Organe nach dem Tod zu spenden. Aber nur 17 Prozent haben tatsächlich einen Organspenderausweis ausgefüllt. Warum also unterlassen dies die 53 übrigen Prozent? Vielleicht, weil es von der Bereitschaft zur Spende bis zum unterschriebenen Ausweis doch noch ein Stück ist?
Wohlüberlegte und freiwillige Spende
Wer sein Herz, seine Lunge oder, wie jetzt Frank-Walter Steinmeier, seine Niere spendet, verdient höchsten Respekt. Die Legitimität und die Größe der Tat beruht aber zu einem nicht geringen Maße darauf, dass sie aus freiem Willen geschieht und wohlüberlegt ist.
Die jetzt in die Diskussion eingebrachte "Widerspruchsregelung" dreht das Prinzip, das dem heute gültigen Transplantationsgesetz zugrunde liegt, um. Nicht der Mensch erklärt sich bereit, sondern der Staat verfügt, es sei denn, man widerspricht. So wird in mehreren Ländern bereits verfahren. Fragwürdigerweise.
Um nicht missverstanden zu werden: Jeder Patient, der eine Organspende braucht, sollte diese so schnell es geht bekommen. Und wenn täglich drei Menschen sterben, weil ein Spender fehlt, dann zeigt das, wie überfällig die jetzige Diskussion ist.
Mehr Aufklärung ist nötig
Es gibt jedoch andere Möglichkeiten, die Spendenbereitschaft zu erhöhen als diese quasi zu verordnen. Zum Beispiel: mit mehr Aufklärung, so banal das klingen mag. Weil: Wer setzt sich schon gerne bewusst mit seinem Tod auseinander? Wer denkt schon über die Verteilung seiner Organe nach, wenn er gesund ist? Hier kann man ansetzen.
Denn die Freiwilligkeit der Entscheidung zur Spende muss geschützt bleiben. Auch aus einem anderen Grund: Man stelle sich vor, man hat nicht vom Widerspruchsrecht Gebrauch gemacht und liegt im Krankenhaus. Allein die Vorstellung, dass ein Arzt vielleicht nur auf den Tod wartet, weil er Organe benötigt, ist unerträglich. Stefan Küpper
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