Hohe Erwartungen an Korea-Gipfel: Moon sucht Durchbruch in Atomstreit
Erstmals seit elf Jahren besucht ein südkoreanischer Präsident Pjöngjang. Kann Moon im Atomstreit zwischen den Hauptkontrahenten USA und Nordkorea vermitteln?
Der dritte innerkoreanische Gipfel hat große Hoffungen auf Fortschritte im Atomstreit mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un geweckt. Bei dem ersten Besuch eines südkoreanischen Präsidenten in Pjöngjang seit elf Jahren versuchte Moon Jae In am Dienstag, die stockenden Verhandlungen zwischen den USA und Nordkorea wieder in Gang zu bringen. Kim organisierte einen großen Empfang für den seltenen Gast aus dem Süden.
Kim und seine Frau begrüßten Moon und dessen Gattin persönlich am Flugzeug, als beide die Rolltreppe herabstiegen. Nordkoreas Machthaber empfing den südkoreanischen Präsidenten herzlich mit einer dreifachen Umarmung. Hunderte von Nordkoreanern - ausgestattet mit Plastikblumen, nordkoreanischen Nationalfahnen und Wiedervereinigungsflaggen - bejubelten die Begegnung am Flughafen, während eine Militärkapelle schmissige Marschmusik spielte.
Im Mittelpunkt des Gipfels steht eine dauerhafte Friedenslösung zwischen Nord- und Südkorea
Auf dem Weg vom Flughafen waren dann Zehntausende Menschen mobilisiert worden, um die Straßen für den Konvoi mit Moon und Kim zu säumen. Frauen in farbenfrohen traditionellen Gewändern, Männer in den für Nordkorea typischen dunklen Anzügen und Kinder mit Papier- und Plastikblumen sowie Fähnchen jubelten der Fahrzeugkolonne zu, die von einer Motorradstaffel angeführt wurde. Kim und Moon fuhren einen Teil des Weges stehend in einem offenen Mercedes und winkten den Massen zu.
Während des dreitägigen Gipfels wollen Kim und Moon mindestens sieben oder achtmal zusammentreffen. Am Dienstagnachmittag Ortszeit begann im Hauptquartier der Arbeiterpartei die erste Runde der formellen Gipfelgespräche, die am Mittwoch fortgesetzt werden. Ob am Ende eine gemeinsame Erklärung oder andere Vereinbarungen stehen, war nach südkoreanischen Angaben offen. "Es müssen noch mehr Gespräche geführt werden", sagte ein Sprecher des südkoreanischen Präsidialamtes.
Im Mittelpunkt des Gipfels stehen der Abbau des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms sowie eine dauerhafte Friedenslösung zwischen beiden Seiten, die sich seit dem Ende des Korea-Krieges 1953 völkerrechtlich noch im Kriegszustand befinden. Moon hoffe, dass sein Besuch zu einer Wiederaufnahme des Dialogs zwischen Nordkorea und den USA führen könne, sagte der südkoreanische Sprecher.
Die Gespräche zwischen den USA und Nordkorea sind festgefahren
Kim hatte bei seinen zwei Treffen mit Moon im April im Grenzort Panmunjom sowie mit US-Präsident Donald Trump im Juni in Singapur seine Bereitschaft zur "Denuklearisierung" erklärt. Doch gab es bisher keine konkreten Zusagen, wie und bis wann atomar abgerüstet werden und welche Gegenleistungen Nordkorea erhalten soll. Ein Erfolg des Gipfels könnte den Weg für ein zweites Treffen zwischen Trump und Kim ebnen. Moon trifft den US-Präsidenten noch diesen Monat am Rande der UN-Vollversammlung in New York.
Die Gespräche zwischen den USA und Nordkorea sind festgefahren. Im August sagte Trump eine geplante Reise von US-Außenminister Mike Pompeo nach Pjöngjang kurzfristig ab, weil es nicht genug Fortschritte gegeben habe. Vor dem Gipfel in Pjöngjang telefonierte Südkoreas Außenministerin Kang Kyung Wha mit Pompeo. Beide Seiten hätten bekräftigt, wie wichtig es sei, den Druck aufrechtzuerhalten, bis das gemeinsame Ziel "einer endgültigen, komplett nachweisbaren Denuklearisierung" erreicht sei, sagte eine US-Sprecherin.
Moons Delegation ist 200 Mitglieder groß. Unter ihnen sind südkoreanische Wirtschaftsführer, darunter von Unternehmen wie Samsung, Hyundai und LG. Sie wollen potenzielle Kooperationsprojekte ausloten, die aber erst nach Wegfall der internationalen Sanktionen gegen den isolierten stalinistischen Staat möglich wären. In der Delegation sind auch Stars der koreanischen Popmusik, die bei einem Konzert auftreten sollten. Auch sind andere Persönlichkeiten der südkoreanischen Gesellschaft wie der berühmte frühere Fußballer und Bundesligaspieler Bum-Kun Cha mitgereist. (dpa)
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