
Ratko Mladic ist der Inbegriff an Grausamkeit


Der serbische General Ratko Mladic war für das Massaker von Srebrenica verantwortlich - aber nicht nur. Nun wird ihm noch einmal in Den Haag der Prozess gemacht.
Am 22. November 2017 saß Mrija in einem Nebenraum des Kriegsverbrechertribunals für das frühere Jugoslawien. An diesem Tag, sechs Jahre nach seiner Festnahme, wurde Ratko Mladic zu lebenslanger Haft verurteilt – wegen Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und neun weiterer Delikten, eines grausamer als das andere. Mrija, der Frau aus Sarajevo, hatten Mladic und seine Schergen alles genommen. Ihr Mann wurde von Mladics Milizen erschossen, ihre Tochter nahm sich das Leben, nachdem sie in einem Vergewaltigungslager monatelang missbraucht worden war. Ihr Sohn starb als Widerstandskämpfer.
"Ich musste wissen, dass es doch noch so etwas wie Gerechtigkeit gibt", sagte Mrjia damals. Das Urteil gegen Mladic allerdings steht immer noch unter Vorbehalt. An diesem Dienstag beginnt in Den Haag das Berufungsverfahren, das die Anwälte des berüchtigten Serben-Generals angestrengt haben. Die Entscheidung solle zügig fallen, hieß es am Montag, nachdem die Vertreter des 77-Jährigen bereits drei Mal die Wiederaufnahme des Prozesses verzögert hatten.
Mladic ließ Konzentrationslager für 23.000 Menschen bauen
Mladic wurde in Bozanovici, rund 40 Kilometer südlich von Sarajevo, geboren. Mit 15 absolvierte er seine erste militärische Ausbildung, wechselte an die Militärakademie nach Belgrad und begann 1965 seine Karriere in der jugoslawischen Armee. Es war die unmenschliche Grausamkeit, die seinen Weg als aktiver Offizier fortan kennzeichnete. Am Tag vor dem Massaker von Srebrenica, bei dem 8000 Männer hingerichtet wurden, ließ sich Mladic von einem Kameramann begleiten und sagte in die Mikrofone: "Hier sind wir im serbischen Srebrenica. Die Zeit ist gekommen, an den Muslimen Rache zu nehmen." Die Angriffe auf Sarajevo befahl er in einem Gespräch mit einem Untergebenen, von dem eine Aufzeichnung existiert, mit den Worten: "Beschießt sie, bis sie wahnsinnig werden."
Jugoslawienkrieg: Erst 2011 wurde Ratko Mladic gefasst
Der Jugoslawienkrieg gilt als eines der dunkelsten Kapitel des letzten Jahrhunderts. Im zerfallenden Jugoslawien brandete ein neuer Genozid auf. Mladic ordnete an, dass "alle Nichtserben weiße Bänder um ihre Oberarme binden mussten und ihre Häuser mit weißen Tüchern markiert werden sollten." Wer der Anordnung nicht folgte, wurde sofort erschossen. Wer gehorchte, wurde deportiert. Mladic ließ das Dorf Trnopolja zu einem Konzentrationslager für 23.000 Menschen umbauen.
Nach dem Krieg konnte Mladic fast 16 Jahre lang untertauchen, weil er offenbar unter dem Schutz früherer Weggefährten in den Reihen der serbischen Regierung stand. Er wurde erst 2011 gefasst, nachdem die Europäische Union Serbien unter Druck gesetzt hatte: Ohne Verhaftung des einstigen Generals und seine Überstellung nach Den Haag werde es keine Gespräche über einen Beitritt zur EU geben. Kurz darauf wurde Mladic ausgeliefert.
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