Kult und Kekse: Wie das Krümelmonster 50 Jahre Sesamstraße prägte
Seit 50 Jahren haust das Krümelmonster in der Sesamstraße. Es brillierte in der Kindersendung als Hobbit und Spion Ihrer Majestät. Und dann gab es eine Keks-Affäre.
Wenn man von seinen Kollegen dazu aufgefordert wird, ein Porträt über das Krümelmonster zu schreiben, dann, so darf man gestehen, handelt sich das durchaus um eine ausgewachsene journalistische Herausforderung. Was schreibt man denn bitte über ein Krümelmonster? Das ist doch bloß eine Klappmaulpuppe. Aber am 10. November 1969, also vor genau 50 Jahren, flimmerte halt die Sesamstraße erstmals über die amerikanischen Bildschirme. Und das „Cookie Monster“ – es war zuvor mit eher mäßigem Erfolg in der „Ed Sullivan Show“ beschäftigt – fand endlich eine feste Anstellung.
Das Krümelmonster erlebte mit der Sesamstraße eine Weltkarriere
Es sollte eine Weltkarriere werden. Davon zeugen unter anderem die zahlreichen internationalen Namen der blaufelligen Kreatur: „El Monstruo de las Galletas (auf Spanisch), „Macaron le Glouton“ (Französisch), „Kakmonstret“ (Schwedisch) oder „Keksimonsteri“ (Finnisch).
Bis heute ist ungeklärt, wie es das Krümelmonster über die Jahre geschafft hat, so schlank zu bleiben. Schließlich frisst es ja nicht nur Kekse, sondern alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Wäre es fett geworden, hätte es mutmaßlich nicht jene Rollen bekommen, die zu Meilensteinen der Filmgeschichte wurden. Unvergessen ist sein Ausflug zu Gandalf und den Hobbits in „Der Herr der Kekse“, in dem es „Eine Leckerei, um sie alle zu knechten“ erschuf.
Der Streifen offenbart auch (eines der seltenen Male), welch unglaublich große Füße das Krümelmonster hat. Als Agent Ihrer Majestät war es natürlich auch schon im Einsatz – selbstverständlich im Smoking und mit Fliege. Lady Biskuit hatte die Kekskrone der Queen gestohlen und Spion 00Krümel soll sie wiederbeschaffen. Es wird lebensgefährlich für ihn: Mehrfach wird er fast von herabfallenden Hühnern erschlagen, bis er zu der Diebin (hinreißend im fast durchsichtigen Biskuit-Hängerchen) vordringen kann – um die Krone wiederzubeschaffen.
Das Krümelmonster leitet seine raptusartigen Nahrungsaufnahmen gern auch mit dem Wörtchen „Bunga“ ein. Da fragt man sich: Hatte es auch Affären? Ja. Eine. Die sogenannte Krümelmonster-Affäre im Jahr 2013. Dabei stahl ein bislang Unbekannter, der sich in einem Erpresserschreiben mit einem Krümelmonsterkostüm verkleidet hatte, an der Fassade des Hannoveraner Unternehmens Bahlsen einen 20 Kilo schweren, vergoldeten Leibniz-Keks. Und forderte Keksspenden an ein Kinderkrankenhaus und 1000 Euro für das Tierheim in Langenhagen.
Gold-Keks wird gestohlen - und Bahlsen spendet
Die Sache ging gut aus, der Gold-Keks wurde gefunden. Bahlsen spendete 52.000 Kekspackungen an 52 soziale Einrichtungen. Der Fall ging wochenlang durch die Medien. Geschätzter Werbewert für Bahlsen: 1,7 Millionen Euro. Und: Der Täter wurde nie gefasst. Wundert uns nicht. Vielleicht hätte die Polizei nach einer Klappmaulpuppe fahnden sollen...
Erfahren Sie hier mehr über das Sesamstraßen-Jubiläum: Warum "Die Sesamstraße" anfangs umstritten war
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