Lebensversicherer geraten in Bedrängnis
Das Geschäft mit Lebensversicherungen wird immer weniger rentabel, niedrige Zinsen könnten die Institute gefährden. Die Branche spricht allerdings von Panikmache.
Die andauernde Niedrigzins-Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) bringt die Lebensversicherer zunehmend in Bedrängnis. Wie aus einem internen Papier des Finanzministeriums hervorgeht, könnten einzelne Institute auf lange Sicht in Schwierigkeiten geraten, sollte sich die Zinssituation nicht dauerhaft ändern. Das berichtet das Handelsblatt. Vor allem für „das schwächste Fünftel“ der Anbieter bestehen bei dauerhaft niedriger Verzinsung von Staatsanleihen erhebliche Risiken ab dem Jahr 2018, heißt es in dem Sitzungsprotokoll.
Anlieger leiden unter den schwachen Renditen
Die Situation am Kapitalmarkt setzt die Lebensversicherer seit Monaten unter Druck. Einerseits sind sie verpflichtet, Kundenprämien in besonders sichere Anlagen wie Bundesanleihen zu investieren. Diese sind angesichts der Unsicherheit in der Euro-Zone stark gefragt und liefern – bei zehn Jahren Laufzeit – nur noch knapp 1,5 Prozent Rendite. Das Problem: Der Garantiezins, den die Institute gewähren müssen, liegt darüber. Neukunden bekommen derzeit 1,75 Prozent zugesichert, bei Verträgen, die vor dem Jahr 2000 abgeschlossen wurden, sind es etwa vier Prozent. Damit leiden auch die Anleger seit Jahren unter sinkenden Renditen.
Meldungen der Bild, wonach einzelne Versicherer den Garantiezins nicht mehr in voller Höhe zahlen können, dementierte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GdV). Die anhaltenden Niedrigzinsen seien zwar eine große Herausforderung. Zur Panikmache bestehe aber kein Grund. „Die deutsche Lebensversicherung ist sicher“, betonte der Verband. Im Vergleich zu anderen Anlageformen wie Festgeld biete die Kapital-Police den Kunden noch immer eine attraktive Verzinsung von zuletzt knapp vier Prozent.
Einzelne Institute versuchen, den Garantiezins zu umgehen
Der Bund der Versicherten (BdV) beobachtet, dass es für die Institute zunehmend schwieriger wird, ihren Kunden den Garantiezins zu zahlen. So haben sich mehrere Anbieter aus dem Neukundengeschäft zurückgezogen. „Und es gibt Bestrebungen der Branche, den Garantiezins zu umgehen“, sagte der Vorsitzende Alex Kleinlein unserer Zeitung. Einzelne Gesellschaften legten Kunden mit gut verzinsten Altverträgen die Kündigung nahe und böten ihnen Policen mit schlechteren Konditionen an. Der Versicherungsexperte Manfred Poweleit rät zur Vorsicht: „Die Kündigung einer Lebensversicherung ist fast immer mit einem Verlust verbunden.“
Der Finanzausschuss des Bundestages hatte am Mittwoch neue Regeln beschlossen, um die Risikofähigkeit der Lebensversicherer zu stärken. Der BdV-Vorsitzende Kleinlein macht sich keine Sorgen, dass ein Institut pleitegeht. In diesem Fall springe eine Auffanggesellschaft ein. Er kritisiert: „Den Versicherungen wird ein Geschenk nach dem anderen hinterhergeworfen. Dabei sollte es doch um den Versicherten gehen.“
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