Legendärer Trans-Europ-Express: Rollt bald wieder ein TEE durch Europa?
Minister Scheuer will den legendären Trans-Europ-Express modern wiederbeleben. Wichtiger sind aber seine Pläne zur digitalen Vernetzung von Güterwaggons.
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hat einen Plan im Gepäck, der bei Eisenbahnromantikern für Verzückung sorgen dürfte. Der CSU-Politiker will den legendären Trans-Europ-Express wieder auf die Gleise setzen. Dabei geht es nicht darum, die rot-cremeweiß lackierten Züge aus dem Museum zu holen, sondern einstige Verbindungen wieder in den Fahrplan aufzunehmen. Das Angebot soll außerdem erweitert werden.
Den Vorschlag hat Scheuer auf die Tagesordnung des europäischen „Schienengipfels“ gesetzt. Gemeinsam mit seinen EU-Amtskollegen, der EU-Kommission und wichtigen Bahngesellschaften soll die Runde am Montag beraten, wie das Bahnnetz über die Grenzen der Mitgliedstaaten engmaschiger geknüpft werden kann. „Es geht darum, dass die Verbindungen zwischen europäischen Metropolen häufiger gefahren werden“, erklärte eine Sprecherin des Ministeriums. Als Beispiel nannte sie die Strecke zwischen Berlin und Barcelona über Frankreich oder die von Amsterdam nach Rom via Köln und die Schweiz.
Hintergrund sind die europäischen Klimaziele
Die Europäische Union hat sich ehrgeizige Klimaziele gesetzt und diese erst jüngst verschärft. Mehr Europäer sollen vom Auto auf die Bahn umsteigen, kurze Flugverbindungen passen nicht mehr recht ins Konzept. Um auch Städte zu verbinden, die weit über tausend Kilometer entfernt voneinander liegen, wird darüber nachgedacht, Nachtzüge einzusetzen. Die Züge des Trans-Europ-Express fuhren zwischen 1957 und 1987 in den Ländern der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, Österreich und der Schweiz. Sie wurden abgelöst von den Eurocity-Zügen.
Damit nicht nur mehr Passagiere in die Bahn steigen, sondern auch mehr Güter über die Schienen geschickt werden, will der deutsche Verkehrsminister die Güterbahn aus dem 19. Jahrhundert holen. Bis heute nutzen die Bahngesellschaften die 1861 eingeführte Schraubenkupplung. Arbeiter verbinden die Güterwaggons bis heute von Hand und tragen die Wagenreihung in Listen ein. Das soll sich ändern, indem europaweit die sogenannte Digitale Automatische Kupplung eingeführt wird.
Digitale Kupplung soll Bahnverkehr revolutionieren
Was bisher Arbeiter richten, soll künftig automatisch gehen, was viel Zeit und Geld sparen würde. „In diesem Zusammenhang spielt die Digitalisierung und Automatisierung eine tragende Rolle, um das Innovationspotenzial des Schienengüterverkehrs zu steigern“, heißt es in einem Schreiben des Bahn-Beauftragten der Bundesregierung, Enak Ferlemann. Er und der Verkehrsminister wollen die EU-Ratspräsidentschaft nutzen, um die nötigen gesetzlichen Rahmenbedingungen für die digitale Kupplung zu schaffen.
Allianz pro Schiene hofft auf gewaltigen Schub
Der Bahnverband Allianz pro Schiene begrüßt den Vorstoß. „Die Digitale Automatische Kupplung kann dem klimafreundlichen Schienenverkehr in Europa den lang ersehnten Schub geben“, sagt Geschäftsführer Dirk Flege. Die EU-Staaten müssten sich darauf verständigen, dass Jahr 2030 als verbindliches Datum festlegen, ab dem in Europa alle Güterwagen digital und automatisch kuppeln. Die Kosten für die Umrüstung hunderttausender Waggons und der Lokomotiven sollten sich Staaten und Bahnbetreiber teilen. Experten rechnen mit Kosten von rund zehn Milliarden Euro. Die Umrüstung würde sich über mehrere Jahre strecken.
Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Noch ist der Zug für die Bahn nicht abgefahren
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