Lernt Deutschland zu wenig aus seinen Fehlern in der Corona-Pandemie?
Der Skandal um die Impfvordrängler und die mangelhafte EU-Bestellpolitik lösen viel Unmut aus. Die Verdrängung der Probleme verschärft die Vertrauenskrise.
Bunkermentalität allerorten: Während EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die europäische Bestellung der Corona-Impfmittel in Tönen feierte, als wäre Brüssel soeben die erste Landung eines Astronauten auf dem Mars geglückt, schweigt sie seit Monaten zum Vorwurf, die EU habe zu knausrig, zu wenig und zu spät bestellt. Sie räumte allenfalls den Fehler ein, zu wenig die Massenproduktion im Blick gehabt zu haben. Und die EU hätte "den Menschen erklären sollen", dass es mit dem Impfen nur "langsam" vorangeht.
Auch der Augsburger Bischof bedauerte, als er als prominentester Impfvordrängler der Republik ertappt wurde, "Missverständnisse". Aber nicht seine eigenen, sondern die der anderen. Und der Chef der schwäbischen Arbeiterwohlfahrt bestritt Impfbetrug in den eigenen Reihen schlicht.
Corona in Deutschland: Mangelnde Fehlerkultur verhindert Fortschritt
Nun ist es sehr menschlich, dass man sich schwertut, eigene Fehler zuzugeben oder dass man den Anstand verletzt hat. Doch problematisch wird es, wenn dadurch das Vertrauen in Institutionen verletzt wird, wie in den genannten Fällen. Die Unfähigkeit, Fehler zuzugeben, verschärft nicht nur die Vertrauenskrise der Bürger in die Politik. Die mangelhafte Fehlerkultur verhindert auch nötige Korrekturen und Fortschritt.
Ein Großteil des Erfolgs, mit dem amerikanische Internetkonzerne zu den bestimmenden Global Playern der Weltwirtschaft wurden, beruht auf dem offensiven Umgang, Fehler zu machen, sie zu korrigieren oder nach dem Scheitern eines Produkts mit den gewonnenen Erfahrungen schnell zum nächsten zu gehen. Niemand hält Jeff Bezos vor, dass sein Amazon-Smartphone gescheitert ist, oder kräht nach der gefloppten Google-Brille.
In Deutschland ist dagegen die Angst davor, ein noch so kleines Scheitern einzugestehen, so groß, dass Verantwortliche lieber die Beschädigung von Institutionen und das Dauerschwelen von Problemen in Kauf nehmen, statt überfällige Lösungen anzugehen.
Das europäische Impfdesaster liegt im Wesentlichen mit darin begründet, dass sich Deutschland einmal mehr in einer Krise von osteuropäischen Ländern am Nasenring durch die politische Manege hat ziehen lassen.
Deutschland braucht ein Digitalisierungsministerium
Ein politisch voranschreitendes Kerneuropa, wie es schon vor einem Vierteljahrhundert von Wolfgang Schäuble als "Europa der zwei Geschwindigkeiten" gefordert wurde, hätte das Impfdebakel wie viele andere EU-Krisen möglicherweise verhindert. Auch die weitere Chance einer überfälligen EU-Reform wurde aus parteiegoistischen Gründen verhindert, weil Konservative und Sozialdemokraten Frankreichs Präsident Emmanuel Macron diesen Erfolg nicht gönnen wollten, der zuvor ihre französischen Schwesterparteien marginalisiert hat.
Ob EU-Schwäche, Impfversagen, Pflegemangel, Föderalismus-Klein-Klein oder mangelnde einheitliche Bildungsstandards: Corona hat sehr viele verdrängte Defizite schonungslos ans Licht gezerrt. Ohne eine offene Fehlerkultur werden diese Probleme die Pandemie überdauern und zu noch größeren Zukunftshindernissen für Deutschland anwachsen. Allen voran steht dabei die fast auf Entwicklungsniveau stecken gebliebene Digitalisierung des Landes.
Statt PR-Seifenblasen-Pustefix braucht Deutschland nach der Bundestagswahl im Herbst endlich ein Digitalisierungsministerium mit dem politischen Kaliber eines Innen- oder Finanzressorts. Und statt wolkiger Impfversprechen sollte der Bundesgesundheitsminister endlich der Bevölkerung klar und deutlich erklären, welche Gruppe wann und wie geimpft wird, statt nur aufs Kleingedruckte zu verweisen.
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Deutschland braucht kein „Digitalisierungsministerium“.
Wieso wird bei jedem Problem nach noch mehr Staat gerufen. Der versagt momentan geradezu jämmerlich. Anstatt „Konferenzen“ bei Frau Merkel zur Erzielung irgendwelcher Kompromisse auszudealen hätte man die Stärken des Föderalismus mal ausspielen können. Es hilft auch nicht noch mehr zentralistische EU.
Da ergehen sich verantwortliche Politiker ungestraft an unserem Grundgesetz, und gleichzeitig sterben 10-Tausendeine in Altenheimen. Niemand hat die dort geschützt. Wer wird für diese Unterlassung zur Verantwortung gezogen? Wann handeln Parlamente und schmeißen die Regierung über Bord?
Wann macht irgendeiner der Entscheidungsträger seinen Job? Eine Kassiererin wird rechtmäßig wegen ein paar Pfand-Cent gefeuert, aber im Verantwortungsbereich von Herrn Span wird massenhaft gestorben, ohne das der was zu befürchten hat. Und wenn es schlimmer wird, sind es nicht die Maßnahmen, die unpassend sind, sondern das unbotmäßige Volk.
Nein - wir brauchen keine neuen Institutionen. Wir brauchen weniger Lügen, wie „Grenzen kann man nicht schützen.“ „Der November-Lookdown muss sein, damit wir in Familien Weihnachten feiern können.“ „Diese Maßnahmen ist Alternativlos.“
Immer wieder Versagen und permanentes Suchen nach Entschuldigungen, das erinnert an die Feststellung unseres Kanzlers Helmut Schmidt als bei Missständen immer der Ruf nach neuen Gesetzen laut wurden: "Wir brauchen keinen neuen Gesetze oder Bestimmungen, wir haben sie bereits, sie werden nur nicht angewendet."
ERGO: Bestraft endlich die Nichtanwender und Versager.!!
Die Behauptung , daß "ohne die EU" gerade kleinere (wohl europäische) Länder bei der Imfbeschaffung leer ausgegangen wären" zeigt von einem geradezu unglaublichem Populismus !
Man könnte fast glauben , die EU hätte - nach dieser Meinung- für die ganze Welt bestellen sollen- "dann wäre Alles gut gegangen" .
Tatsache ist vielmehr, daß - hätte jedes Land in Europa für sich selbst beschafft - auch jedes Land seine Kontingente bekommen .
Man sollte endlich den Moloch EU in die (ungemein
erfolgreichere) EG zurückstutzen !
Mit der EG wären die europäischen Länder weitaus besser gefahren - in der Vergangenheit und in der Zukunft
>> Das europäische Impfdesaster liegt im Wesentlichen mit darin begründet, dass sich Deutschland einmal mehr in einer Krise von osteuropäischen Ländern am Nasenring durch die politische Manege hat ziehen lassen. <<
Ach jetzt sind mal wieder die Osteuropäer schuld, wenn EU-Ideen platzen...
>> Ein politisch voranschreitendes Kerneuropa, wie es schon vor einem Vierteljahrhundert von Wolfgang Schäuble als "Europa der zwei Geschwindigkeiten" gefordert wurde, hätte das Impfdebakel wie viele andere EU-Krisen möglicherweise verhindert. <<
Hätte, hätte Fahrradkette...