Libysches Hilfsschiff erreicht ägyptischen Hafen
Tel Aviv/Kairo (dpa) - Ein von Libyen gechartertes Schiff mit Hilfsgütern für den Gazastreifen hat Ägypten erreicht. Der unter moldauischer Flagge fahrende Frachter "Amalthea" lief am Abend in den Hafen von Al-Arisch ein und machte fest.
Er wollte ursprünglich die Seeblockade vor dem Palästinensergebiet brechen. Die befürchtete Konfrontation mit Israel blieb nach der Kursänderung aus.
Nach Angaben der Hafenverwaltung sollen die Medikamente und Nahrungsmittel von Bord gebracht und über den Grenzübergang Rafah von Ägypten in den Gazastreifen gebracht werden. Die restlichen Waren sollen über den von Israel kontrollierten Grenzposten Kerem Schalom zu den Palästinensern transportiert werden.
Das Schiff war von der Wohltätigkeitsstiftung von Seif al-Islam al-Gaddafi auf den Weg geschickt worden. Die Stiftung erklärte am Mittwoch auf ihrer Website: "Wir führen gegen niemanden eine Schlacht, sondern wollten nur Hilfsgüter bringen." Zuvor hatte die Stiftung erklärt, das Schiff sei auf jeder Seite von jeweils vier israelischen Schiffen eingekeilt worden. Sie hätten versucht, es von seinem Kurs abzubringen. Zuvor hatten die Libyer erklärt, es sei großer politischer Druck auf den Besitzer des Schiffes ausgeübt worden, um ihm zu zwingen, die Fahrt nach Gaza abzubrechen.
An Bord der "Amalthea" fuhren mit der zwölfköpfigen Crew auch 15 pro-palästinensische Aktivisten. Sie wollten die rund 2000 Tonnen Hilfsgüter ursprünglich direkt nach Gaza bringen. Die israelische Marine warnte die Besatzung jedoch mehrfach, die Seeblockade vor dem Gazastreifen zu brechen.
Das Schiff hatte Israel lange Rätsel aufgegeben. Zwar änderte der Kapitän am Dienstagabend auf Anweisung der israelischen Marine den Kurs in Richtung Ägypten. Der Frachter dümpelte dann aber die Nacht hindurch im Mittelmeer vor sich hin. Der Kapitän gab an, dass ein Maschinenschaden repariert werden müsse. Auch der Funkkontakt ging nach israelischen Armeeangaben am Mittwochmorgen vorübergehend verloren. Die "Amalthea" setzte dann am Mittwochmittag ihre Fahrt zunächst zügig fort, verlangsamte aber das Tempo plötzlich wieder vor den ägyptischen Territorialgewässern.
Es handelt sich um den dritten Versuch innerhalb von sechs Wochen, die Seeblockade vor Gaza zu brechen. Bei der gewaltsamen Übernahme eines türkischen Passagierschiffes am 31. Mai hatten israelische Elitesoldaten neun Türken getötet und 45 weitere Passagiere verletzt.
Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel erklärte am Mittwoch nach einem Gespräch mit dem ägyptischen Ministerpräsidenten Ahmed Nazif in Kairo, er habe den Eindruck gewonnen, dass auch Ägypten die andauernde Blockade des Gazastreifens inzwischen für kontraproduktiv halte. "Natürlich hat Ägypten in der Frühphase die Blockade des Gazastreifens mit unterstützt." Inzwischen habe sich jedoch die Ansicht durchgesetzt, dass die Blockade auf Dauer der Hamas-Bewegung letztlich mehr Zulauf verschafft. Die Ägypter seien wie er selbst der Meinung, dass die Situation mit dem libyschen Schiff "unglücklich" sei.
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