Luisa Neubauer – das deutsche Gesicht der Schülerproteste
Luisa Neubauer ist Hauptorganisatorin der "Fridays For Future"-Proteste in Deutschland. Dafür wird sie beschimpft - doch sie lässt sich nicht entmutigen.
Viele Interviews, die Umweltaktivistin Luisa Neubauer im Fernsehen gibt, eröffnet die 22-Jährige aus Berlin mit den gleichen Worten: "Wir sind in der größten Krise der Menschheit." Die Hauptorganisatorin der deutschen "Fridays For Future"-Bewegung spricht mit deutlichen Worten. Dabei runzelt sie die Stirn, zieht die Augenbrauen fragend zusammen, zeigt ein ratloses Lächeln. So als könnte sie es nicht begreifen, wie auch nur eine Person auf der Welt noch nicht verstanden haben könnte, wie gravierend die Folgen des Klimawandels sein werden.
In Kattowitz trifft Luisa Neubauer die Schwedin Greta Thunberg
Damit die Verantwortlichen etwas gegen die Erderwärmung unternehmen, gehen Neubauer und viele Tausende Jugendliche auf der ganzen Welt auch am Freitag wieder auf die Straße. Den ersten großen Schülerstreik in Berlin organisierte Neubauer, lange braune Haare, schlanke Figur, braune Augen, im Dezember, kurz nach der Klimakonferenz in Kattowitz. Dort traf die junge Frau, die Geografie in Göttingen studiert, Greta Thunberg, die Auslöserin für die Freitagsproteste. Seither geht Neubauer jeden Freitag an der Spitze der Demonstrationen und ruft über ein Mikrofon in die Menge "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut." Und die Menge brüllt es ihr nach.
Den Vergleich zu Greta findet Luisa Neubauer unpassend
Die junge Frau ist zum Gesicht der deutschen "Fridays For Future"-Bewegung geworden, sozusagen eine deutsche Greta. Doch diesen Vergleich findet die Studentin unpassend. Denn das, was Greta mache und auszeichne, sei einzigartig, sagt sie. Durch ihr bescheidenes Auftreten und die schlichte Wortwahl schaffe es die 16-jährige Schwedin Greta, ganz viele Menschen zu inspirieren.
Doch ähnlich wie Greta musste sich auch Neubauer in den sozialen Netzwerken schon Hasskommentaren stellen. Als bekannt wurde, dass sie bereits einige Flugreisen unternommen hatte, fegte ein Shitstorm mit dem Hashtag #langstreckenluisa über sie hinweg. Dazu sagt die Studentin, dass sie heute versuche, auf so viel wie möglich zu verzichten. "Ich ernähre mich vegan, habe kein Auto und kaufe selten etwas Neues."
Neubauer: "Können nicht zusehen, wie sie unsere Zukunft gegen die Wand fahren"
Das, was der Einzelne verbessern könne, sei wichtig. Doch vielmehr gehe es ihr darum, das System zu ändern. "Wir wollen keine Ponyhofdebatte in Wohlfühlatmosphäre. Wir wollen, dass die Menschen aufwachen", sagte sie in eine Fernsehkamera. Deshalb trifft sie sich immer wieder mit Verantwortlichen, wie Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier oder Michael Hüther, Direktor am Institut der deutschen Wirtschaft.
Nach den Gesprächen war sie jedoch meist ernüchtert. Sie kritisiert, dass vor allem ältere Herren, die die Folgen des Klimawandels nicht erleben werden, Entscheidungen treffen, die das Leben auf der Erde gefährden. "Wir können nicht zusehen, wie sie unsere Zukunft gegen die Wand fahren."
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