Merkel appelliert: Integration trotz Corona nicht vernachlässigen
Die Kanzlerin unterstreicht, wie und warum Migranten besonders stark unter den Folgen der Pandemie leiden. Was die Experten der Politik und den Bürgern raten.
Kein anderes Thema prägt derzeit die politische Debatte mehr als die Corona-Welle. Doch gerade in der Pandemie, warnt Bundeskanzlerin Angela Merkel, dürfe das Ziel der Integration von Zuwanderern nicht in Vergessenheit geraten. Zumal Menschen mit Migrationsgeschichte unter den Folgen der Corona-Krise besonders zu leiden hätten. Etwa, weil Sprachkurse und Beratungen derzeit nicht oder nicht im Präsenzformat stattfinden könnten. Oder weil sich der Wirtschaftseinbruch besonders stark auf Branchen auswirke, in der viele Zuwanderer beschäftigt sind. So müssten nun gerade Menschen mit Einwanderungsgeschichte um ihren Arbeitsplatz fürchten.
Insgesamt, so Merkel am Montag nach dem Integrationsgipfel in Berlin, sei es für Zuwanderer derzeit deutlich schwieriger, in Deutschland Fuß zu fassen: „So aufmerksam wie wir sein müssen, um Gesundheit und das Leben unserer Mitmenschen zu schützen, so aufmerksam müssen wir eben zugleich sein, dass auch der Zusammenhalt in dieser schwierigen Zeit stark bleibt.“ Gerade diejenigen, die erst seit kurzem in Deutschland lebten, bedürften der Aufmerksamkeit. Denn die Phase direkt nach der Ankunft sei für die Integration von besonderer Bedeutung.
Ministerin Giffey: Mehr Geld für die frühkindliche Förderung
Beim 12. Integrationsgipfel hatten sich zuvor Vertreter der Bundesregierung mit rund 130 Vertretern aus Migrantenorganisationen, Religionsgemeinschaften, Wirtschaft und Sport ausgetauscht – wegen Corona teils per Video. Diskutiert wurde etwa über die frühkindliche Bildung. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey sagte, Integration müsse gerade im frühen Alter ansetzen. „Deswegen wird in diesem Bereich eine zusätzliche Milliarde Euro investiert“, so die SPD-Politikerin.
Die Berufsbildung von Migranten stärken und die Anerkennung ausländischer Berufs- und Bildungsabschlüsse vereinheitlichen will Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU). Sie kündigte an, klarere Strukturen für die Bewertung von Abschlüssen aus dem Ausland zu schaffen. Dieses Verfahren sei ein „echter Integrationsmotor“. Denn für die Betroffenen gehe es auch um die „Anerkennung von Lebensleistungen“. Für Integrations-Staatsministerin Annette Widmann-Mautz (CDU) zeigt die Corona-Krise „wie wichtig der Einsatz für die Integration ist“. Denn es seien tausende Menschen mit Migrationsgeschichte, die das Land am Laufen hielten, ob in Krankenhäusern, öffentlichen Verkehrsmitteln oder Supermärkten. Sie kündigte eine „Digitalisierungsoffensive“ bei den Integrationskursen an.
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