Milchbauern fordern Hilfe aus Brüssel
Die bayerischen Landwirte warnen vor einem existenzbedrohenden Preisverfall bei der Milch.
Die niedrigen Milchpreise setzen die bayerischen Landwirte zunehmend unter Druck. „Das Jahr 2012 war schlecht“, betonte Günther Felßner, Milchpräsident des Bayerischen Bauernverbands (BBV). In den vergangenen Monaten bekamen sie etwa 30 Cent pro Kilo Milch, wie aus den Zahlen des Milcherzeugerverbands Bayern hervorgeht. Mindestens 40 Cent seien aber nötig, um kostendeckend arbeiten zu können, betont der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM). Auch von der Preissteigerung für Trinkmilch, die in den Supermärkten zuletzt um 20 Prozent teurer geworden ist, profitieren die Erzeuger bislang kaum.
Milchbauern stehen vor existenzbedrohender Krise
„Das ist keine Preisdelle mehr, wie die Politik behauptet, sondern eine existenzbedrohende Krise“, klagte der BDM-Vorsitzende Romuald Schaber. Bundesweit hätten die Milcherzeuger in diesem Jahr vier Milliarden Euro Verlust gemacht. Für die Bauern sei die Lage dramatisch. „Der Stapel unbezahlter Rechnungen wird immer größer“, kritisierte der Allgäuer Landwirt, der zugleich Präsident des European Milk Board (EMB) ist.
Rund 2500 Landwirte kamen gestern nach Brüssel, um gegen den Preisverfall zu demonstrieren. Auch heute soll es Proteste vor dem Ratsgebäude geben. „Nirgendwo in den 27 Mitgliedstaaten ist die Situation der Milchbauern befriedigend“, klagte der BDM-Vorsitzende Schaber. Im Vorfeld der Verhandlungen der Landwirtschaftsminister, die ab morgen über den Agraretat und die Regeln für den zukünftigen Milchmarkt diskutieren werden, wollen die Landwirte den Druck erhöhen. Demonstranten beklagten gestern: „Wir haben die letzte Krise noch nicht aufgearbeitet, da stecken wir schon in der nächsten.“
Agrarministerin Aigner für mehr Selbstverantwortung
Durchgreifende Änderungen der bisherigen EU-Politik sind aber nicht zu erwarten. Während die Landwirte niedrigere Produktionsmengen fordern, um den derzeitigen Überschuss an Milch zu senken, halten EU und Mitgliedstaaten an ihrer Linie fest: Im Jahr 2015 läuft die Milchquote aus. Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) betonte, dass die Bauern sich dem Wettbewerb stellen müssten: „Die Landwirtschaft muss lernen, mit schwankenden Preisen umzugehen.“
Die Milcherzeuger beklagen vor allem den starken Druck der Industrie. Wie Bayerns Milchpräsident Felßner sagt, vertreiben die fünf größten Handelsketten in Deutschland rund 80 Prozent der bundesweit verkauften Milch: „Die Marktmacht der großen Discounter ist deshalb enorm.“
Dabei stoßen die Landwirte zumindest bei der Europäischen Kommission durchaus auf Verständnis. Dort hatte man schon vor längerer Zeit versprochen, das Marktverhalten der Einzelhandelsketten genauer unter die Lupe zu nehmen, um deren Preisgestaltung zu durchleuchten.
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