Minister Müller zieht ohne Leibwächter durch Brasiliens Favelas
Entwicklungsminister Gerd Müller wollte in Brasilien einen Ausflug in die Favelas machen. Seinem Sicherheitspersonal war das jedoch zu heikel.
Wenn Politiker in gefährliche Länder fliegen, sind sie meist gut abgeschirmt. Für die Sicherheitsleute vom Bundeskriminalamt sind solche Reisen ziemlich stressig. Erst recht, wenn perfekt durchorganisierte Pläne über den Haufen geworden werden. So wie nun beim Besuch von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller in Brasilien. Der CSU-Politiker aus dem Allgäu wollte sich die Situation der Menschen vor Ort nicht nur durch die gepanzerten Fensterscheiben seines Wagens anschauen. Also schlug er die Bedenken seiner Leibwächter in den Wind und ließ sich in einem Armenviertel in der Nähe von São Paulo absetzen.
In Brasiliens Favelas gilt das Recht des Stärkeren
In den verwinkelten Favelas herrscht das Gesetz der Straße, das Recht des Stärkeren. Drei Stunden war Müller dort auf eigene Faust unterwegs – ohne seine Sicherheitsleute. Die wussten zwar Bescheid, waren aber im Hotel geblieben. Sicherheitshalber quasi. Denn sie wollten die Verantwortung für mögliche Zwischenfälle nicht übernehmen.
„Mir ist es wichtig, dahin zu gehen, wo die Probleme sind“, sagte Müller, als wir ihn in Brasilien telefonisch erreichten. Nach Rücksprache mit seinen Begleitern vom Kinderhilfswerk „Terre des hommes“, die täglich vor Ort arbeiten, habe er den Besuch in den Slums für vertretbar gehalten. Dort sprach der Politiker mit jungen Menschen darüber, wie die Spirale von Armut und Gewalt in den Favelas durchbrochen werden könnte.
Für Gerd Müller geht es weiter in den Regenwald
Einen Streit mit dem Bundeskriminalamt über die nicht ganz ungefährliche Aktion hat es laut Müller nicht gegeben. „Wir haben ein gutes und vertrauensvolles Verhältnis“, betonte er und musste dann auflegen. Der Flieger in die Amazonas-Regenwälder stand schon auf dem Rollfeld – inklusive Leibwächter.
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