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Porträt
27.11.2014

Nachbarschaftshilfe: Oliver Jaschek kümmert sich um die Krumbacher

Der Krumbacher Quartiersmanager Oliver Jaschek hält den Plan für den künftigen Bürgertreff in der Hand. Das zurzeit leer stehende Gebäude der früheren Bäckerei Karl Schwarz wird dafür umgebaut.
Foto: Alexander Kaya

Selbst in Kleinstädten bleibt Nachbarschaftshilfe immer häufiger auf der Strecke. Oliver Jaschek ist Quartiersmanager. Doch sein Job ist kein Zuckerschlecken.

Der Ehemann ist gestorben, die Tochter wohnt weit weg. Zurück bleibt eine einsame alte Frau. Fast ihr ganzes Leben hat sie in Krumbach verbracht, doch Kontakte zu anderen Menschen hat sie mittlerweile fast keine mehr. Aber einmal in der Woche kommt Besuch. Eine ehrenamtliche Nachbarschaftshelferin schaut vorbei, redet mit ihr, hört ihr zu und nimmt sie auch mal in den Arm. Sonst wäre die Frau völlig allein.

Ein Einzelfall ist das nicht. Die Geschichten, die sich die Menschen im „Mit’anand“-Bürgertreff erzählen, ähneln sich. Es sind Geschichten, die man in der – wie es oft heißt – „anonymen“ Großstadt vermutet. Aber sie spielen in Krumbach, einem Städtchen in Westschwaben mit knapp 13000 Einwohnern.

Der „Mit’anand“-Bürgertreff ist die Anlaufstelle

Bei Kaffee und Kuchen sitzen einige Nachbarschaftshelfer beieinander – an einem Tisch fünf Männer, am anderen sieben Frauen und ein Mann, alle selbst schon im Rentenalter. Eine pensionierte Lehrerin ist unter ihnen, ein ehemaliger Koch, ein Jurist im Ruhestand, die Witwe eines Gastwirts. Einer hat sein Akkordeon dabei, mit dem er zwischendurch aufspielt. Es sieht nach einem ganz normalen gemütlichen Beisammensein aus, wenn auch an einem ungewöhnlichen Ort.

Ein kleiner Laden, in dem früher Stoffe und Nähbedarf verkauft wurden, ist in Krumbach zur Zentrale für soziale Hilfsangebote aller Art geworden. Die Stadt hat ihn angemietet. Der Raum ist kaum größer als ein Wohnzimmer, eine Stufe teilt ihn in zwei Hälften. Nebenan gibt es ein Büro und eine winzige Küche. An den Milchglasscheiben zur Geschäftsstraße hin kleben außen Plakate, die eine sozialpädagogische Kinderbetreuung am 2. und 3. Adventssamstag ankündigen, ein Angebot an Eltern, die in Ruhe ihre Weihnachtseinkäufe erledigen wollen. Auch Hartz- IV-Einzelberatungen, ein Frühstück für psychisch belastete ältere Menschen, Suchtberatungen und ein interkulturelles Frauenfrühstück finden hier statt. Für insgesamt 15 Initiativen ist der „Mit’anand“-Bürgertreff die Anlaufstelle.

Oliver Jaschek ist stolz auf diese Zahl. Als er vor einem Jahr seine Arbeit als Quartiersmanager in Krumbach aufnahm, waren es erst vier. Die Nachbarschaftshilfe gehörte dazu, eine 38 Personen starke Gruppe von Ehrenamtlichen, „auf die Verlass ist“, wie er sagt. Deshalb zeigt er ihnen als Erste den Bauplan, den der Stadtrat gerade erst abgesegnet hat. Es sei eine seiner Aufgaben gewesen, „mehr Leben“ in den Bürgertreff zu bringen, erzählt der 34-jährige Sozialpädagoge mit dem millimeterkurz geschorenen Haar. Und das hat die Stadt nun davon: Der Laden ist zu klein geworden für die vielen Aktivitäten. Jetzt bekommt der „Mit’anand“-Bürgertreff ein ganzes Haus.

Oliver Jaschek ist Quartiersmanager - Kümmerer wäre die bessere Bezeichnung

Ein seit längerem ungenutztes Gebäude in Hürben, einem Stadtteil am Rande des Zentrums, soll für einen sechsstelligen Betrag umgebaut werden. „Bäckerei Karl Schwarz“ ist an der Hausecke noch zu lesen, das Schaufenster ist leer. Bis auch da wieder Leben einkehrt, wird sich der Quartiersmanager um vieles kümmern müssen. Auch das Jugendzentrum, für das er sich monatelang eingesetzt hatte und das vor ein paar Tagen mit knapper Mehrheit bewilligt worden ist, wird seine Zeit beanspruchen.

„Kümmerer“, so sagt er, wäre die bessere Bezeichnung für seine Funktion. Das Wort „Quartiersmanager“ ist den meisten fremd. Dass es mit dem Städtebau-Förderungsprogramm „Soziale Stadt“ zusammenhängt, aus dem er bezahlt wird, muss Jaschek immer wieder erklären.

1999 wurde es aufgelegt, um Stadtviertel, also Quartiere, „mit besonderem Entwicklungsbedarf“ zu fördern. Soziale Brennpunkte in Großstädten, etwa in den Berliner Bezirken Kreuzberg und Neukölln oder in den Münchner Stadtteilen Hasenbergl und Milbertshofen, kamen als Erste ins Programm, aber schon 2002 auch der Kemptener Stadtteil Thingers, der damals als „Bronx“ des Allgäus verrufen war, 2005 die Parkstadt von Donauwörth und 2008 Augsburg-Oberhausen. Aber wie passt Krumbach in diese Reihe, oder auch Bobingen, Bad Wörishofen, Thannhausen und andere Kleinstädte der Region?

Die Aufgaben sind überall ähnlich. Egal wie groß ein Ort ist – ein gemeinschaftliches Leben entsteht zumeist nur dann, wenn jemand da ist, der es in die Hand nimmt. Der Quartiersmanager soll Menschen zusammenbringen, sie zu gemeinsamen Aktivitäten ermuntern, Ausgleich schaffen zwischen sozial Schwachen und Starken, Spannungen abbauen, das Miteinander in Gang bringen.

Das kann zum Beispiel bedeuten, dass Jaschek von Briefkasten zu Briefkasten läuft, um Flyer zu verteilen wie im vorigen Sommer, als er zu einem Mitmachzirkus in den Stadtgarten einlud. 117 Kinder kamen, ein Riesenerfolg.

Viele Bewohner des Markgrafen-Viertels seien misstrauisch

Was Jaschek, selbst Vater von zwei kleinen Töchtern, besonders freut: Es kamen auch viele, die sich sonst – wie ihre Eltern – eher nicht aus ihrem Viertel an der Markgrafenstraße im Norden von Krumbach heraustrauen. In den vier- bis sechsstöckigen Sozialwohnungsbauten aus den siebziger Jahren, die an drei Seiten von Werk- und Lagerhallen umschlossen sind, bleibt man lieber unter sich. Die äußeren, von der Durchgangsstraße aus sichtbaren Häuser sind sauber renoviert, die weiter zurückgesetzten wirken zum Teil schäbig. Auf den Türschildern stehen viele türkische und osteuropäische Namen. Es ist eine eigene Welt. Der Weg von dort zu den Discountmärkten jenseits der Hauptstraße und zur Tafel im Pfarrheim ist nicht weit. Darüber hinaus bestehen kaum Verbindungen zum Rest der Stadt.

Es sei schwer, sagt Jaschek, mit den Bewohnern des Markgrafen-Viertels ins Gespräch zu kommen. Wenn er Fragen stellt, um zu erkunden, woran es fehlt, stoße er immer wieder auf brüske Ablehnung. „Was geht Sie das an?“, ist mitunter die misstrauische Antwort. Deshalb soll demnächst direkt in einem der Wohnhäuser ein Büro eingerichtet werden, damit Jaschek an Ort und Stelle Sprechstunden anbieten kann. „Man muss auf die Leute zugehen, von sich aus kommen sie nicht.“

Erst wenn die Not ganz groß ist wie im Falle eines an Lungenkrebs erkrankten Vaters von zehn Kindern, kommt auch einmal ein Hilferuf. Jaschek kümmert sich jetzt darum, dass die Kinder Winterschuhe bekommen. Er kümmert sich auch um einen Mann, der seine Wohnung verloren hat, weil er die Miete nicht zahlte und die Stromrechnung schuldig blieb. Er sei nicht unverschuldet in Not geraten, aber gerade deshalb müsse er ihm helfen. „Es macht mich schon manchmal nachdenklich, wie viele Leute Hilfe brauchen, ohne dass man es sofort sieht.“

Jaschek kennt viele, auch weil er Vorsitzender des Kinderschutzbundes ist und im Hauptberuf Lehrer an der Berufsfachschule für Erzieherinnen und Erzieher in Ulm. Wie er das alles schaffe, wird er beim Treffen der Nachbarschaftshelfer gefragt. So genau weiß er das vielleicht selbst nicht. Fest steht, dass er immer eine Woche Vollzeitunterricht in Ulm hat und in der darauffolgenden Woche seine Schülerinnen und Schüler vormittags nach und nach an ihren Einsatzorten in den Kindergärten besucht und ihre praktische Arbeit beurteilt. Die Nachmittage bleiben für das Quartiersmanagement in Krumbach – 20 Stunden pro Woche, höchstens 80 im Monat.

Irgendwie muss Jaschek in dieser knappen Zeit den Spagat hinkriegen zwischen der Markgrafenstraße und dem ganz anders gearteten Stadtteil Hürben. Auch dort ist Entwicklungsbedarf, auch dort gibt es schäbige und leer stehende Gebäude. Seine Gesprächspartner werden aber in nächster Zeit Geschäftsleute und Hauseigentümer an der Karl-Mantel-Straße sein. Es geht um die Umlegung der Kosten für die Neugestaltung mit Bäumen. Auch da wird Jaschek seine kommunikativen Fähigkeiten brauchen.

Die Krumbacher Nachbarschaftshilfe funktioniert ein bisschen wie ein Dienstleistungsunternehmen

240000 Euro an Fördermitteln bekommt die Stadt Krumbach im Jahr für die Entwicklung der beiden unterschiedlichen Stadtviertel Markgrafenstraße und Hürben, die Bezahlung des Quartiersmanagers eingerechnet. Zum Entwicklungskonzept in Hürben, das schwabenweit für die Volksmusikberatung im dortigen Wasserschloss bekannt ist, gehört auch der Ausbau des künftigen „Mit’anand“-Bürgertreffs.

Ob es gelingen wird, dort eines Tages Menschen aus der ganzen Stadt, also auch aus der Markgrafenstraße, einzubeziehen, wagt Oliver Jaschek noch kaum zu beantworten. Ohne professionelle Strukturen ist selbst die Hürde, sich um einen einsamen Nachbarn zu kümmern, oft zu hoch. Deshalb funktioniert die Krumbacher Nachbarschaftshilfe ein bisschen wie ein Dienstleistungsunternehmen, nur dass ihre Leistungen unentgeltlich sind. Es gibt eine Ansprechpartnerin bei der Stadt, eine Koordinatorin aus dem Kreis der Ehrenamtlichen, eine Projektberaterin beim Landratsamt in Günzburg.

Annegret Westphal, die für das Freiwilligenzentrum Stellwerk im ganzen Landkreis den Anstoß für weitere Nachbarschaftshilfe-Projekte zu geben versucht, hat eine interessante Beobachtung gemacht: Besonders in Dörfern, wo jeder jeden kennt, sei das Interesse gering. „Aus Angst, dass jemand aus dem Ort zu viel Einblick in das eigene Privatleben bekommen könnte.“ In der Stadt Krumbach hingegen öffnet die größere Distanz der Menschen zueinander sogar Türen. Dort sind Helfer willkommen, die sich Zeit für andere nehmen. Zeit zum Reden, Zeit zum Spazierengehen, Zeit, um Einkäufe zu erledigen, jemanden zum Arzt zu begleiten, behördliche Formulare auszufüllen oder für ein paar Stunden auf Kinder oder den Hund aufzupassen.

Die Motive, Gutes zu tun, sind durchaus auch ein wenig eigennützig. Katharina Schmid beispielsweise sagt: „Ich bin allein und habe etwas gebraucht, das mich ausfüllt.“

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