Neuer Streit um Waffenrecht
Nach dem von einem 14-jährigen Schüler ausgelösten Amokalarm in Memmingen ist bundesweit ein neuer Streit um eine Verschärfung des Waffenrechts ausgebrochen.
Der Achtklässler hatte nach Angaben der Polizei drei Pistolen aus dem Waffentresor seines Vaters entwendet. Er schoss damit vorgestern zunächst in seiner Schule und später auf einem Sportplatz um sich, ohne andere Menschen zu verletzen.
SPD und Grüne forderten am Tag nach der Tat rechtliche Konsequenzen. Der Innenexperte der SPD-Bundestagsfraktion, Michael Hartmann, regte an, dass Waffenschränke in Privathaushalten mit elektronischen Sicherungen ausgestattet werden sollten, die nur per Fingerabdruck zu öffnen seien. Grünen-Chefin Claudia Roth verlangte ein grundsätzliches Verbot der privaten Lagerung: „Die tödlichen Knarren müssen endlich raus aus den Privatwohnungen, weil sie ein echtes Sicherheitsrisiko sind.“ Ähnlich äußerten sich die Hinterbliebenen des Amoklaufs von Winnenden: „Waffen und Munition müssen getrennt voneinander außerhalb von Privatwohnungen gelagert werden“, forderte Bündnissprecherin Gisela Mayer, deren Tochter bei dem Amoklauf im März 2009 neben 15 weiteren Menschen starb.
Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann wies die Forderungen zurück: „Zentrale Waffenlager hätten überhaupt keinen Vorteil in Sachen Sicherheit“, sagte der CSU-Politiker unserer Zeitung. „Sie wären ein hochattraktives Ziel für Waffendiebe und Verbrecher.“ Herrmann verwies darauf, dass der Vater des 14-Jährigen anders als im Fall Winnenden seine Pistolen ordnungsgemäß aufbewahrt habe. Erst müsse geklärt werden, wie der Junge sich Zugang zu den Waffen verschaffen konnte. „Erst dann kann man seriös beurteilen, ob und welche Konsequenzen zu ziehen sind.“
Nach Informationen unserer Zeitung hatte der 53-jährige Vater des Memminger Täters sogar im Januar 2010 einen Sachbearbeiter der Memminger Polizei zu sich nach Hause gebeten, um die Sicherheit seines Waffentresors zu überprüfen.
Ermittler vermuten Liebeskummer als Tatmotiv
Der nach seiner Festnahme in die Jugendpsychiatrie eingewiesene 14-Jährige verweigerte gestern Angaben zu den Hintergründen seiner Tat. Die Ermittler schließen Liebeskummer als Motiv nicht aus, nachdem der Schüler sich kurz vor der Tat mit seiner Ex-Freundin gestritten haben soll. Der Jugendliche soll bei seinen Mitschülern beliebt gewesen sein, sagte Schulleiter Franz Schneider. „Er war auf keinen Fall ein Außenseiter“, fügte er hinzu.
Informationen unserer Zeitung, wonach der Junge in der Schule eine Lehrerin direkt mit der Waffe bedroht haben soll, wollten weder Schulleitung noch Polizei bestätigen. Ebenso konnten die Ermittler noch keine Angaben machen, wie viele Schüsse der Junge abgab. Die Spurensicherung zählte zahlreiche Einschüsse in Polizeifahrzeugen und auf dem Gelände des Sportplatzes.
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