Nordirischer Ex-Regierungschef Ian Paisley gestorben
Der frühere nordirische Regierungschef und Protestantenführer Ian Paisleyist tot. Lange war er Gegner einer Versöhnung mit den Katholiken - und überraschte dann alle.
Der frühere Regierungschef Nordirlands Ian Paisley ist am Freitag im Alter von 88 Jahren gestorben. "Mein geliebter Mann, Ian, ist heute morgen für immer entschlafen", teilte seine Frau Eileen mit.
Paisley hatte zuletzt mit Gesundheitsproblemen zu kämpfen. Anfang 2012 war der fünffache Vater wegen eines Herzinfarkts in einem Krankenhaus behandelt worden. Ein Jahr zuvor hatte er einen Herzschrittmacher erhalten.
Der sprachgewaltige Priester war lange ein erbitterter Gegner einer Versöhnung mit den Katholiken. Doch 2007 überraschte er mit einen spektakulären Kehrtwende, als er eine Regierung mit Vertretern der katholischen Partei Sinn Féin gründete.
Er hatte den Beinamen "Dr. No"
Im Alter von 16 Jahren hielt Paisley seine erste Predigt. Die Bibel legte Paisley wortwörtlich aus - die theologischen Interpretationen der Katholiken wies er entschieden zurück. 1951 gründete er die Freie Presbyterianische Kirche. Seit den 60er Jahren engagierte er sich politisch und gründete wenige Jahre später die Democratic Unionist Party (DUP).
Im jahrzehntelangen Nordirland-Konflikt wehrte sich Paisley viele Jahre gegen eine Versöhnung mit den Katholiken. Seine entschiedene Ablehnung des Karfreitagsabkommens 1998, das den Weg für eine Machtteilung zwischen Katholiken und Protestanten freimachte, brachte ihm den Beinamen "Dr. No" ein. 2007 setzte er sich dann aber doch mit dem Chef der katholischen Sinn Féin, Gerry Adams, an den Verhandlungstisch.
Politische Gegner wurden zu Freunden
Paisley wurde im Mai 2007 Regierungschef einer Einheitsregierung in Nordirland. Martin McGuinness, der frühere Anführer der Irisch-Republikanischen Armee (IRA), des bewaffneten Arms der Sinn Féin, wurde sein Stellvertreter. Ein Jahr später gab Paisley das Amt aber wieder ab und trat auch als DUP-Vorsitzender zurück.
2010 beendete er nach 40 Jahren sein Mandat im britischen Unterhaus. Als Lord Bannside hatte er anschließend einen Sitz im House of Lords, dem Oberhaus des britischen Parlaments.
Vize-Regierungschef McGuinness äußerte sich nun bestürzt über den Tod Paisleys. Aus einem politischen Gegner sei ein Freund geworden, erklärte er. Trotz ihrer unterschiedlichen Ansichten seien sich beide über eine Sache einig gewesen: "Das Prinzip, wonach unsere Leute besser in der Lage sind, sich selbst zu regieren als jede britische Regierung". afp
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