Obama bedauert Rassismusvorwurf gegen schwarze Beamtin
Washington (dpa) - Die Kündigung einer schwarzen US-Beamtin wegen vermeintlicher rassistischer Äußerungen gegen Weiße hat in den USA einen Skandal ausgelöst.
Präsident Barack Obama entschuldigte sich am Donnerstag bei der Mitarbeiterin des Agrarministeriums, die wegen eines im Internet kursierenden Videos zur Kündigung gedrängt wurde - angeblich, weil sie gegen Weiße gewettert hatte. Tatsächlich zeigt der Film aber nur einen missverständlichen Ausschnitt einer längeren Rede. Er bedauere den Vorfall, sagte der Präsident der Frau in einem siebenminütigen Telefonat.
Shirley Sherrod wurde vorgeworfen, bei einem Treffen der afroamerikanischen Bürgerrechtsorganisation NAACP im März abfällig über weiße Bauern gewettert zu haben. Grundlage war ein Mitschnitt der Ansprache, den ein politisch rechtsgerichteter Blogger auf seiner Internetseite veröffentlicht hatte. In dem Video sagt Sherrod, ihr Vater sei von Weißen ermordet worden. Und sie habe vor 24 Jahren auf ein Hilfegesuch einer weißen Bauernfamilie zögerlich reagiert. Die Leiterin der Abteilung für ländliche Entwicklung im US-Bundesstaat Georgia arbeitete damals für eine gemeinnützige Organisation.
Nachdem der TV-Sender Fox News das Video am Montag zur Hauptsendezeit stundenlang gezeigt hatte, habe sie zwei Anrufe aus dem Ministerium erhalten, in denen ihr die Kündigung nahegelegt wurde. Sie sollte das sofort mit einer E-Mail vom Handy aus erledigen, sagte Sherrod dem Sender CNN.
Der Auftrag für die Anrufe sei aus dem Weißen Haus gekommen, habe man ihr gesagt. Agrarminister Tom Vilsack persönlich hatte den Schritt am Dienstag damit begründet, dass es in seiner Behörde "null Toleranz" für Diskriminierung gebe. Auch die NAACP begrüßte die Kündigung.
Das Video stellte sich jedoch als stark verkürzt heraus. Im weiteren Verlauf ihrer Rede sagt Sherrod, dass sie ihre Entscheidung damals überdacht und den Farmern doch noch geholfen habe. "Es gibt keinen Unterschied zwischen uns", sagt sie im vollen Mitschnitt.
Die betroffene weiße Farmerfamilie stand ihr während der Kontroverse zur Seite. "Wenn wir sie nicht gefunden hätten, dann hätten wir alles verloren", sagte Eloise Spooner, die sich damals mit ihrem Mann an Sherrod wandte, der "New York Times".
Nach Veröffentlichung des ganzen Videos gestand Vilsack am Mittwoch seinen Fehler ein: "Das ist eine gute Frau, sie ist durch die Hölle gegangen, und ich hätte das besser machen können und sollen." Er habe seine Entscheidung auf Grundlage falscher Annahmen getroffen.
Auch das Weiße Haus geriet wegen des Wirbels in die Kritik. "Mitglieder der Regierung (...) haben Entschlüsse gefasst, ohne alle Fakten zu haben", sagte Obamas Sprecher Robert Gibbs. Der Frau sei ein neuer Job angeboten worden. In der Bürgerrechtsabteilung des Ministeriums - Sherrod überlege aber noch, ob sie ihn annimmt.
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