Österreich wundert sich über den BR
War ein Film-Porträt über Kanzler Kurz schönfärberisch?
Die ARD hat Montagnacht ein Porträt des österreichischen Bundeskanzlers Sebastian Kurz ausgestrahlt, das wegen seines wohlgesonnenen Eindrucks in Österreich nun Diskussion auslöst. Selbst die bürgerliche Zeitung Kurier bescheinigt der Produktion des Bayerischen Rundfunks eine „pure Faszination“ von Kurz und resümiert: Im Büro des Kanzlers dürfe man zufrieden sein.
Das ist man auch. Noch vor Start des Films im Spätabendprogramm warb Sebastian Kurz persönlich für den Film auf Twitter und Facebook: „Das Erste hat mich einige Monate bei meiner Arbeit begleitet. Die Dokumentation ist jetzt online zu sehen. Ich freue mich über euer Interesse.“
Der BR-Korrespondent Michael Mandlik fuhr mit dem ÖVP-Politiker nach New York, Brüssel, Jerusalem und auf den Schneeberg in Niederösterreich, um zu zeigen, wie ein junger konservativer Politiker die europäische Politik aufmischt. Als Kronzeugen ließ Mandlik den Politikberater Thomas Hofer und den linksliberalen Falter-Chefredakteur Florian Klenk ausführlich zu Wort kommen. Klenk erstaunte selbst seine Landsleute mit der Prognose, Kurz werde die Alpenrepublik drei bis vier Legislaturperioden regieren.
Die Irritationen der Gegenwart spare die Doku jedoch aus, kritisiert der Kurier und meint, dass der beliebte Kanzler „zu Hause“ zu kämpfen habe. Denn der freiheitliche Innenminister Kickl provoziere schließlich einen Skandal nach dem anderen. Andere Kommentatoren zeigten sie darüber besorgt, dass der umtriebige Kanzler als „Quotenlieferant für deutsche Medien“ missbraucht werde und warnte davor, dass Medien dazu neigen, sich „an ihren Lieblingen zu rächen“, wenn der Stern ins Sinken gerate. Die eher linksliberale Zeitung Standard hielt der Doku allerdings zugute, dass sie die „Lügen“-Vorwürfe des Koalitionspartners Strache gegen den ORF nicht ausgespart habe, und stellte mit einem gewissen Verständnis fest: „Wer Sebastian Kurz porträtiert, bewegt sich auf schmalem Grat.“
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