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Olympia 2016
03.05.2016

Olympische Spiele in Brasilien: Depression statt Euphorie

Tote Fische, wohin das Auge reicht: In dieser Lagune sollen in drei Monaten die Olympia-Wettbewerbe der Ruderer und Kanuten stattfinden.
Foto: Marcelo Sayao, dpa

In drei Monaten beginnt in Rio de Janeiro das größte Sportereignis der Welt. Die Stadien werden fertig, das ist die gute Nachricht. Ansonsten jedoch jagt ein Skandal den nächsten.

Das neue und das alte Rio de Janeiro trennt ein klappriger, grauer Bauzaun. Auf der einen Seite kämpft ein halbes Dutzend Bulldozer mit der widerspenstigen Erde, auf der anderen malen Bewohner der Siedlung „Vila Autodromo“ kämpferische Parolen auf die künstliche Begrenzung. Von den 500 Familien, die einst in der kleinen Favela wohnten, hielten nur 20 dem Druck der Stadtverwaltung stand. Sie haben sich trotz Polizeiknüppeln und wüsten Drohungen geweigert, ihre Heimat zu verlassen. „Wir haben gewonnen“, sagt deshalb Maria da Penha, die zu den letzten verbliebenen Bewohnern des Dorfes gehört. „Auch wenn es mich traurig macht, dass nur so wenige Familien bleiben konnten.“

Die Vila Autodromo stand den Plänen Olympias im Weg, weil sie strategisch genau zwischen Autobahnen und dem olympischen Park liegt. Irgendwann hat Rios Bürgermeister Eduardo Paes erkannt, dass es aussichtslos ist, auf eine Umsiedlung aller Einwohner zu pochen. Nun erhalten sie Ersatzhäuser, an der gleichen Stelle. Bis Ende Juli sollen sie stehen. „Der Bürgermeister wird es nicht wagen, vor den Augen der Weltöffentlichkeit sein Wort nicht zu halten“, glaubt Maria da Penha. Ihr Gesicht ist das bekannteste des Widerstandes. Ihre Geschichte kennt jeder Carioca, wie die Einwohner Rio de Janeiros genannt werden.

Der Fall beweist, wie schwer sich die Millionenmetropole unter dem Zuckerhut mit der Verantwortung tut, das größte Sportfest der Welt auszurichten. Als Brasilien vor gut sieben Jahren den Zuschlag bekam, herrschte noch Euphorie zwischen Brasília und São Paulo. Der Ölpreis war hoch, vor der Küste des Landes wurden – wenn auch schwer förderbar – riesige Mengen Erdöl und Erdgas gefunden. „Das ist unser Reisepass in die Zukunft“, schwärmte der damalige Präsident Lula da Silva, der sowohl die Fußball-Weltmeisterschaft als auch Olympia ins Land geholt hatte. Brasilien wollte in den Kreis der großen Industriestaaten aufrücken. Es sollte eine neue Regionalmacht entstehen, ohne die in Lateinamerika nichts, mit der aber alles möglich sein sollte.

„Ich habe Brasilien in all den Jahren noch nie so hoffnungslos erlebt“

Die Gegenwart sieht anders aus. Heute wird zwar die Ankunft der Olympischen Flamme in der Hauptstadt Brasília erwartet. Und doch: „Ich habe Brasilien in all den Jahren noch nie so hoffnungslos erlebt“, sagt der deutsche Franziskaner-Pater Stephan Ottenbreit. Er arbeitet seit Mitte der 1960er Jahre im Land, und sein Fazit fällt nüchtern aus: „Es fehlt an Visionen.“ Der Ölpreis ist abgestürzt und mit ihm der Traum von einem neuen modernen Brasilien geplatzt. Der Staat kämpft mit der tiefsten Rezession seit den 1930er Jahren. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, die Inflation frisst die Gehälter auf und die Politik ist von einem jahrelangen Streit gelähmt, der in ein Amtsenthebungsverfahren gegen Präsidentin Dilma Rousseff mündet, unter anderem wegen angeblicher Tricksereien beim Staatshaushalt. Wenn nicht ein Wunder geschieht, wird sie nach der Abstimmungsniederlage im Abgeordnetenhaus Mitte Mai für 180 Tage suspendiert, im Oktober könnte der Senat sie dann vollends des Amtes entheben. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass nicht Rousseff am 5. August die Spiele eröffnen wird, sondern ihr Widersacher, Vizepräsident Michel Temer. Der schmiedet bereits an einem eigenen Kabinett.

Hinzu kommt: Nicht nur die regierende Arbeiterpartei PT ist in einen gigantischen Korruptionsskandal um den halbstaatlichen Ölkonzern Petrobras verwickelt, sondern auch die Opposition. Überhaupt laufen derzeit gegen sage und schreibe 60 Prozent der 594 Abgeordneten und Senatoren strafrechtliche Ermittlungen. Und es ist keine politische Kraft weit und breit in Sicht, die unbelastet mit frischen Ideen für Hoffnung sorgen könnte. Viele sprechen schon von der schwersten Krise der Demokratie seit Ende der Militärdiktatur 1985.

All das drückt auf die Stimmung in Rio de Janeiro. Die Stadt ächzt unter den Aufgaben, die sie sich selbst gestellt hat. Ob die neue U-Bahn-Linie 4 noch rechtzeitig fertig wird, ist zweifelhaft. Ohne sie droht ein Verkehrschaos, denn sie verbindet den Süden der Stadt mit seinen Hotels und Touristenmassen mit dem olympischen Viertel in Barra. Das Konzept der Spiele mit ihren vier dezentralen Austragungspunkten im gesamten Großraum geht nur auf, wenn auch die Verkehrsstränge funktionieren.

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Auch das Zika-Virus wird vor den Olympischen Spielen zum Problem

Dann ist da noch immer das Problem mit dem Zika-Virus, das offenkundig schwere Schädelfehlbildungen bei Babys auslösen kann. Die Weltgesundheitsorganisation hat im Februar den globalen Notstand ausgerufen und warnt Schwangere weiter vor Reisen in Risikogebiete – auch nach Brasilien. Dort wurden bisher mehr als 1100 bestätigte Fälle registriert. Zwar ist vor allem der Nordosten des Landes betroffen und weniger Rio; zudem sollen die Moskitos, die das Virus übertragen, im August und damit im südamerikanischen Winter weit weniger aktiv sein. Gelöst ist das Problem aber noch lange nicht. Und schon allein am schleppenden Ticketverkauf ist abzulesen, dass viele Touristen das Land meiden werden.

Besonders enttäuscht sind viele Cariocas, dass es mit der versprochenen Säuberung der malerischen, vom Zuckerhut eingerahmten Guanabara-Bucht nichts wird. Erst vor zwei Tagen wurden neue Müllteppiche entdeckt, die im Wasser schwimmen. Hier soll im August um olympische Medaillen gesegelt werden. Der Biologe und Umweltaktivist Carlos Bittencourt warnt davor: „Ich halte das für gefährlich.“ Alle chemischen Tests fielen bisher katastrophal aus. Man sollte nicht ins Wasser fallen, warnen Experten.

Orte und Sportarten der Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio.
Foto: Dpa-infografik Gmbh

Bittencourt steht am Ufer und verweist auf die großen Widersprüche, die Olympia mit sich bringt. „Wir stecken Millionen in ein neues Zukunftsmuseum, aber vergessen unsere Umwelt.“ Mit Reinigungsbooten will Rios Bürgermeisteramt zumindest den sichtbaren Müll aus dem Wasser fischen. „Doch das Gefährliche sind die multiresistenten Keime, die Bakterien, die man nicht sehen kann“, warnt Bittencourt, der sich in der Bürgerbewegung „Bahia Vive“ (Lebendige Bucht) engagiert. Drüben an der Lagune Rodrigo de Freitas, auf die die Cristo-Statue blickt, sieht es nicht besser aus. Wo bald die Ruderer und Kanuten zugange sein werden, kommt es immer wieder zu massivem Fischsterben. Gerade haben sie binnen nur einer Woche 37 Tonnen herausgezogen.

Lina, 16, hat ganz andere Sorgen. Hätte sie die Möglichkeit, Thomas Bach, den deutschen Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), in ihre Favela einzuladen, würde sie ihn in einen Bus setzen. „Damit er selbst einmal sieht, wie es ist, aus dem Bus gezogen zu werden, nur weil du arm oder dunkel aussiehst“, erzählt sie. Seit ein paar Monaten gibt es diese drastischen Polizeimaßnahmen. Damit wollen die Behörden die Zahl der Überfälle im reichen Süden der Stadt reduzieren. Die Strände Copacabana, Leblon und Ipanema sollen geschützt werden vor den Jugendbanden aus dem armen Norden der Stadt. Doch oft trifft es Unschuldige, deren Fahrt einfach irgendwo im Nichts endet.

Das oberste Gebot in Brasilien lautet: kostenbewusste Spiele

Lina gehört zu einer Gruppe ehemaliger Straßenkinder und Favela-Bewohner, die sich in der Zirkusschule „Se Essa Rua“ engagieren. Genau hier im Stadtteil Laranjeiras hat gerade eine Gruppe deutscher Hilfswerke gemeinsam mit dem Deutschen Olympischen Sportbund und dem Deutschen Behindertensportverband die Olympia-Kampagne „Rio bewegt. Uns.“ eröffnet. Lina und ihre Mitstreiter der Akrobatengruppe „Malongas“ durften ihre Kunststücke vorführen. Jetzt steht sie deutschen Besuchern Rede und Antwort und erzählt, was sie über die Spiele denkt: „Ich hoffe, dass sich die Stadt zum Positiven verändert. Aber ich hätte mir auch gewünscht, dass das Geld gerechter verteilt worden wäre. Mehr Straßen, mehr Schulen.“ Mit der Kampagne will das Aktionsbündnis für mehr Chancengleichheit in Rio werben. Wie viel davon übrig bleibt, wenn der Medienfokus nach WM und Olympia nicht mehr auf Brasilien liegen wird, bleibt abzuwarten.

Und da schließt sich der Kreis zum Öl. Auch über der kleinen Zirkusschule schwebt das Damoklesschwert der Schließung, denn einer der wichtigsten Sponsoren ist der Ölkonzern Petrobras. Der aber steckt wegen des Korruptionsskandals und des Ölpreisverfalls selbst in riesigen Schwierigkeiten und ist heute eines der am höchsten verschuldeten Unternehmen der Welt.

Trotz allem sollen die Spiele ein Wendepunkt in der brasilianischen Depression werden. Es gibt ja auch ein paar Dinge, die funktionieren. Anders als etwa bei Athen 2004 sind die Sportstätten nicht das Sorgenkind. Nur das Radstadion ist etwas in Verzug, wird aber rechtzeitig fertig. Das oberste Gebot lautet: kostenbewusste Spiele. Daher gibt es auch kein „richtiges“, neues Olympiastadion, Eröffnungs- und Schlussfeier finden im Fußballtempel Maracanã statt. Außerdem: Während immer mehr Einzelheiten über Korruption rund um die Fußball-WM 2014 herauskommen, ist Olympia selbst bislang skandalarm. Zwar kursieren Gerüchte über schwarze Kassen, über Schmiergelder von Immobilienfirmen an die Politik. Doch selbst Nichtregierungsorganisationen bescheinigen den Planern hohe Transparenz.

Das Nationale Olympische Komitee Brasiliens gibt sich entsprechend zuversichtlich. „Wir wollen in die Top Ten der Medaillenwertung“, sagt Manager Gustavo Harada. Dafür hat das Land tief in die Tasche gegriffen und zahlreiche ausländische Top-Trainer verpflichtet. Trotzdem ist das Investment in einen Medaillensegen vergleichsweise klein und nicht zu vergleichen mit der finanziellen Kraftanstrengung Russlands vor den Winterspielen in Sotschi oder Chinas vor den Sommerspielen in Peking. Vielleicht ist es dieser Mittelweg, mit dem sich Rio und Brasilien am eigenen Schopf aus der Krise ziehen. Denn mit allzu großen Versprechungen ist der südamerikanische Gigant in den letzten Jahren nicht gut gefahren. mit dpa

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