Alternative für Deutschland: "Spielverderber ja, Spielmacher nein"
Die "Alternative für Deutschland" (AfD) ist seit Sonntag eine Partei. Aber reicht ein Nein zum Euro für einen Wahlerfolg? Hier Reaktionen und Pressestimmen auf die Parteigründung.
"Die Partei fordert keine unmittelbare Wiedereinführung der D-Mark, aber die Option soll offen bleiben. Sie kann sich mehrere Eurozonen nebeneinander vorstellen, die Unterschiede in der wirtschaftlichen Entwicklung berücksichtigen. Die AfD ist keine radikale Anti-Euro- oder Anti-Europa-Partei. Sie will lediglich, dass Alternativen zum Euro ernsthaft erörtert werden. Das klingt alles in allem vernünftig." Trouw (Niederlande)
"Jetzt wird's interessant. Und zwar auf eine ernster zu nehmende Weise als zur Gründungsphase der Piraten. Denn bei der "Alternative für Deutschland" herrscht zumindest Klarheit über das politische Ziel: Sie will raus aus dem Euro." Neue OZ
"Union und FDP sollten nicht den Fehler machen, die AfD zu ignorieren. Sie sollten sich vielmehr mit ihr und ihren Positionen auseinandersetzen und ihre programmatische Armut thematisieren. Denn selbst wenn sie es nicht über die Fünf-Prozent-Hürde schafft - am Ende könnte sie Merkel die entscheidenden Stimmen abnehmen." Straubinger Tagblatt
"Als Sammelbecken eines konservativen, verunsicherten Bürgertums, das der D-Mark nachtrauert, könnte die "Alternative" genügend Wähler mobilisieren, die Schwarz-Gelb am Ende schmerzlich fehlen dürften. Die große Zustimmung in der Bevölkerung zum Euro-Kurs der Kanzlerin kann nicht darüber hinweg täuschen, dass sie Europa den Menschen bis heute nicht in dem ausreichenden Maße erklärt hat, wie es Bundespräsident Joachim Gauck von ihr forderte." Mannheimer Morgen
"Union: Jetzt hat sie den Salat, nämlich ihre Alternative"
"Seit gestern gibt es einen weiteren Stern am Parteienhimmel und wie immer ist auch diese Neuschöpfung nur ein Reflex auf das Versagen der Altparteien. Diesmal trifft es die Union, deren Kanzlerin jede ihrer Verzweiflungstaten im Zuge der Finanzkrisen als "alternativlos" verklärt hatte. Jetzt hat sie den Salat, nämlich ihre Alternative." Donaukurier
"Eine "Partei neuen Typs" nennt Bernd Lucke, ihr starker Mann, die neue Formation. Offenbar ist ihm die Bedeutung nicht geläufig, in der man diesen Begriff im Osten noch in wenig guter Erinnerung hat. Aber er passt auch in diesem Sinne durchaus. Da präsentiert sich eine selbstgewisse, disziplinierte Kampfgemeinschaft mit einem in den entscheidenden Punkten geschlossenen Weltbild: Der Euro ist böse. Der Euro muss weg!" Mitteldeutsche Zeitung
AfD: Wer glaubt schon Umfragen?
"Der Alternative für Deutschland vorzuwerfen, sie sei populistisch, ist billig. Alle Parteien sagen ihrer potenziellen Wahlkundschaft möglichst das, was die auch hören will. Im Programm der von Professoren gegründeten Partei finden sich Bekenntnisse gegen den Euro aber auch zu Europa." Märkische Oderzeitung
"In Umfragen haben angeblich mehr als 20 Prozent der Wahlberechtigten sich vorstellen können, einer solchen Partei ihre Stimme zu geben. Nun, wer glaubt schon Umfragen? Am Ende aber könnte auch ein AfD-Ergebnis weit unter fünf Prozent Angela Merkel die nächste Kanzlerschaft kosten." Mindener Tageblatt
"Ob es einen Bedarf in Deutschland für eine "Alternative für Deutschland" gibt, entscheidet letztlich der politische Markt - diese Sichtweise dürfte vielen Mitgliedern und Jungfunktionären der neuen Partei nicht fremd sein. 24 Prozent der Wahlberechtigten haben angegeben, sie könnten sich vorstellen, diese Partei zu wählen - ob aus der Vorstellung tatsächlich ein Votum wird, ist eine andere Frage." FAZ
Die Sorge um den Euro prägt
"Bis ins Alltagsverhalten ist die Sorge um die Zukunft des Euro zur prägenden Konstante geworden. Der Euro prägt zudem das Verhältnis zu unseren nationalen Nachbarn. Das "eine" Thema kommt ziemlich breit daher. Fände Euro-Skepsis politischen Ausdruck, was wäre falsch daran? " Kölner Stadtanzeiger
"Jeder Dritte in Deutschland, so die Demoskopen, wünscht sich die D-Mark zurück. Wie viele unter den Euro-Zweiflern ahnen, dass derlei technisch kaum möglich und, wenn doch, katastrophenschwanger wäre, steht dahin. Zum Parteigründen braucht es viel. Nicht nur Häuptlinge, sondern auch Indianer, Geld und Organisation, aber auch Erfolgschancen und mehr als ein Alleinthema. Spielverderber einer Kanzlerin-Mehrheit können die Alternativen werden, Spielmacher nicht." Die Welt
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