Reaktionen auf den Tod von Norbert Blüm: "Ein leidenschaftlicher Politiker"
Der frühere Minister Norbert Blüm ist in der Nacht zum Freitag gestorben. Viele Politiker und Prominente haben ihre Trauer bekundet. Die Reaktionen.
Norbert Blüm ist tot. Der frühere Arbeits- und Sozialminister ist in der Nacht zum Freitag im Alter von 84 Jahren gestorben. Unvergessen ist sein Satz: "Die Rente ist sicher." Seit vergangenem Jahr saß er im Rollstuhl. Eine Blutvergiftung hatte eine Lähmung der Arme und Beine verursacht. Viele Politiker und Prominente haben bereits auf den Tod des CDU-Politikers reagiert. Wir geben einen Überblick über die Reaktionen:
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Arbeit Norbert Blüms als Bundesarbeitsminister gewürdigt. Sie habe zusammen mit Blüm in den 1990er Jahren dem Kabinett von Helmut Kohl angehört. Blüm habe ihre Arbeit "stark geprägt", ließ die Kanzlerin am Freitag erklären. Blüm habe Werkbank und Ministertisch gleichermaßen gekannt. Auch die Kanzlerin würdigte den Verdienst Blüms um die Einführung der Pflegeversicherung, die es inzwischen seit 25 Jahren gibt. Die stellvertretenden Regierungssprecherin Ulrike Demmer sagte weiter, die Kanzlerin habe "mit großer Betroffenheit" Kenntnis vom Tod Norbert Blüms erhalten. Sie spreche den Angehörigen ihr "tief empfundenes Mitgefühl" aus.
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD): "Solidarität ist die politische Form der Nächstenliebe“, hat Norbert Blüm mal gesagt. Deutschland hat heute Nacht einen Politiker und Menschen verloren, der so viel von dieser Nächstenliebe in sich trug. Norbert Blüm wird uns fehlen."
FDP-Bundesvorsitzender Christian Lindner: "Norbert Blüm war ein leidenschaftlicher Politiker aus der Tradition der katholischen Soziallehre. Er hatte viel Humor. Wir haben mit ihm über manche Frage der Wirtschafts- und Rentenpolitik gestritten. Dennoch haben wir größten Respekt vor seinen Verdiensten um unser Land."
Norbert Röttgen, Kandidat auf den CDU-Vorsitz: "Ein großer Politiker und ein großartiger Mensch. Ein unermüdlicher Streiter für die Schwächeren. Norbert Blüm wird die Verkörperung der christlichen Soziallehre in der CDU bleiben. Sein Tod macht uns alle traurig. Wir halten inne in großer Dankbarkeit für seine Lebensleistung."
Der Augsburger Bundestagsabgeordnete Volker Ullrich (CSU): "Norbert Blüm hatte klare Haltungen, die er auch dann vertrat, wenn der vermeintliche Zeitgeist ein anderer war. Das hat ihm hohen Respekt verschafft. Mit seiner Sozialpolitik zeigte er uns, wo das Herz der Union liegt: im christlichen Menschenbild. Er war ein Großer!"
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat den gestorbenen früheren Arbeits- und Sozialminister Norbert Blüm als das "soziale Gewissen der Bonner Republik" gewürdigt. Blüm sei "eine der bekanntesten und zugleich beliebtesten Persönlichkeiten der Nachkriegsgeschichte" gewesen, erklärte Laschet. "Er war lebensfroh, menschennah und streitbar." Blüm habe für die Schwächsten gekämpft und sei gleichzeitig "mutig gegenüber den Mächtigen" gewesen. "Sein Auftritt als Minister in Chile, als er gegenüber dem Diktator Pinochet offen Folter kritisierte, bleibt mir unvergessen." Der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende hob auch seine persönliche Verbindung zu Blüm hervor. "Mir persönlich hat er oft Rat gegeben, man konnte mit ihm lachen und ihm stundenlang zuhören", schrieb Laschet.
Katarina Barley (SPD), Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments: "Norbert Blüm ist gestorben. Damit geht ein Sozialpolitiker mit Herz, Verstand und Mut. Wir werden ihn vermissen."
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke): "Der Tod von Norbert Blüm trifft mich sehr. Er war im besten Sinne des Wortes eine Verkörperung des Gemeinsinns und ein unermüdlicher Streiter gegen die Ökonomisierung unseres Lebens. Die Welt ist ärmer geworden. Mein Mitgefühl gilt seinen Angehörigen und Freunden."
Die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer hat die Lebensleistung Norbert Blüms als herausragend gewürdigt. "Norbert Blüm ist einer der Gründe gewesen, warum ich in die CDU eingetreten bin", sagte Kramp-Karrenbauer am Freitag im Südwestrundfunk. "Als Bundesminister hat er unser Land maßgeblich mit geprägt, als Vorsitzender der CDA hat er dem Sozialflügel der Union ein Gesicht und eine gewichtige Stimme verliehen." Mit Bestürzung und großer Trauer habe sie vom Tod Norbert Blüms erfahren. "Er hat Herz und Sachverstand und Humor in einer unverwechselbaren Persönlichkeit vereint. Dabei war er immer klar und im besten demokratischen Sinn streitbar. Die gesamte CDU und ich ganz persönlich trauern um einen großen Mann mit einer großartigen Lebensleistung. In Gedanken und Gebeten sind wir bei seiner Frau und seiner Familie."
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat der Witwe des früheren Arbeitsministers Norbert Blüm sein Beileid ausgesprochen und ihren Mann als "herausragende politische Persönlichkeit" gewürdigt. "Vielleicht kann es in dieser schweren Zeit tröstlich sein, dass viele Menschen in unserem Land Ihre Trauer teilen", schrieb Steinmeier. "Er war mit einer Leidenschaft Politiker und mit einer Hingabe Mitgestalter unseres Gemeinwesens, die selten zu finden waren und sind", schrieb Steinmeier über Blüm. Dieser habe sich über alle Parteigrenzen hinweg zu Recht großen Respekt erworben. "Sein Name wird immer eng verknüpft bleiben mit seinem außerordentlichen Engagement in der Rentenpolitik. Verlässlichkeit im Handeln und Klarheit im Wort waren immer die Richtschnur Ihres Mannes."
Blüm sei in allen seinen Ämtern ein unerschrockener Anwalt der Bürgerinnen und Bürger und ein Mahner zur Bewahrung der Schöpfung gewesen. "Gerechtigkeit, Glaubwürdigkeit und Menschenfreundlichkeit waren für ihn keine bloßen Floskeln, sondern die Handlungsmaxime eines christlich-sozialen Politikers", heißt es in dem Schreiben des Bundespräsidenten. "Ich werde Ihren Mann als einen Menschen in Erinnerung behalten, der sich auch dann beispielgebend treu geblieben ist, wenn die Umstände widrig und die guten Freunde weniger wurden." Sein Einsatz für politisch verfolgte Menschen in Chile und seine direkte Konfrontation mit dem chilenischen Diktator Pinochet blieben unvergessen, betonte Steinmeier.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU): "Die Nachricht vom Tod Norbert Blüms hat mich tief getroffen. Meine Gedanken sind bei den Angehörigen des Verstorbenen. Norbert Blüm ist der Vater der Pflegeversicherung. Alle Deutschen können sich darauf verlassen, dass sie unabhängig von ihrem Einkommen im Alter und im Pflegefall gut versorgt werden. Dieses Versprechen wird immer mit dem Namen meines Amtsvorgängers verknüpft sein."
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) bezeichnete Blüm als "herausragende Persönlichkeit der Bundesrepublik Deutschland". Er sei "mit ganzem Herzen Sozialpolitiker gewesen und "ein Mann mit tiefer christlicher Überzeugung". In seiner Zeit als Bundesminister habe er den Sozialstaat weiter entwickelt. Die Einführung der Pflegeversicherung sei "eine wahre Pionierleistung" gewesen. Heil fügte in der Erklärung hinzu: "Ich habe in der vorletzten Woche das letzte Mal mit ihm telefoniert und wieder einmal seine Weitsicht, seine Urteilskraft und seinen Humor erlebt."
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De mortuis nihil nisi bene!
Aber Norbert Blüm hätte wohl gerne auch zu Lebzeiten so viel Lob gehört!
Dem ist zuzustimmen. Er wird ja in der Öffentlichkeit gerne auf "die Rente ist sicher" minimiert. Vielleicht sehen manche erst nach der ins Haus stehenden Finanzkrise: ja, die gesetzliche Rente ist sicher (nicht die Höhe). Eine Pleite wie sie bei privaten Versicherern eintreten kann, ist grundsätzlich ausgeschlossen.