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90. Geburtstag
11.08.2016

Rebell, Staatsmann, Frauenheld: Fidel Castro wird 90

Fidel Castro wird am Samstag 90 Jahre alt.
Foto: Omara Garcia Mederos, dpa

Rebell, Staatsmann, Frauenheld: Fidel Castro ist eine der schillerndsten Figuren der Weltpolitik. Die Kubaner setzten einst viel Hoffnung in ihn - und wurden bitter enttäuscht.

Die Nationalhymne dröhnt etwas verzerrt aus den uralten Lautsprechern, die der Revolutionsrat auf den kleinen Platz im Zentrum von Havanna gestellt hat. Der Andrang zum „Akt der revolutionären Bekräftigung“ ist größer als sonst bei Parteiversammlungen. Alle lauschen gespannt den sozialistischen Parolen, die ein Offizier in olivgrüner Uniform ins Mikrofon brüllt und mit den Worten „Viva Raúl!“ beendet.

Wenige Tage zuvor hat Fidel Castro aus gesundheitlichen Gründen die Amtsgeschäfte seinem jüngeren Bruder Raúl übertragen. Wegen akuter Darmblutungen habe der Comandante sich einem komplizierten chirurgischen Eingriff unterziehen müssen und sei für einige Wochen außer Gefecht, heißt es in der im Staatsfernsehen verlesenen Mitteilung – und die ganze Welt spekuliert, ob der Revolutionsführer wohl noch am Leben ist.

Zehn Jahre ist diese Szene jetzt her. Und Fidel lebt noch immer. Am Samstag wird er 90. Sein letzter öffentlicher Auftritt liegt knapp vier Monate zurück. Ein Gastspiel, inszeniert mit großen Gesten, Pathos und Tränen, eine Art Abschiedsrede von dieser Welt.

Castro, grauer Rauschebart wie eh und je, in kariertem Hemd und blau-schwarzer Adidas-Trainingsjacke mit weißen Streifen, sinniert über den Tod und liest von seinem Manuskript ab: „Bald werde ich wie alle anderen sein. Für jeden von uns kommt die Zeit.“ Und die Parteigenossen huldigen ihm. Dem Helden der Revolution, der Kampfparolen geprägt hat wie „Sozialismus oder Tod“.

Heute werden die Kubaner, gezeichnet von einer dahinsiechenden Heimat, auf einen „prosperierenden und nachhaltigen Sozialismus“ eingeschworen. Es ist ja nicht so, dass nichts passiert wäre in den vergangenen Jahren. Man hat Wirtschaftsreformen in Angriff genommen, Kleinunternehmer legalisiert, die Reisefreiheit eingeführt und die Beziehungen zu den USA wiederbelebt. Und doch ist die Insel von einer Aufbruchstimmung weiter entfernt denn je.

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Foto: epa, dpa

82 Prozent der Einwohner finden laut einer Umfrage des kubanischen Zentrums für Menschenrechte, dass sich die Situation im Land mit seinen elf Millionen Einwohnern nicht verbessert hat.

Tourismus reicht Kuba nicht, um Wirtschaft anzukurbeln

Schwül und drückend liegt die Sommerhitze über Havanna. Wer kann, verzieht sich an die stadtnahen Strände. Im Zentrum schlendern internationale Urlauber durch die Gassen. Inzwischen sind auch viele US-Amerikaner darunter, 161 000 besuchten im vergangenen Jahr das Land.

Aber die Rekordzuwächse im Tourismus reichen nicht, um die Wirtschaft in Gang zu bringen. „Die Reformen waren zu zögerlich und haben bisher kein tragfähiges, alternatives Wirtschaftsmodell hervorgebracht“, sagt der Ökonom Pavel Vidal.

Nun droht die Krise im sozialistischen Bruderland Venezuela, Kuba mit in den Abgrund zu reißen. Sogar von einer „neuen Sonderperiode“ wie nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion reden manche angesichts der wieder häufiger auftretenden Stromausfälle. Von den 100 000 Fass Öl, die Kuba täglich aus Venezuela erhielt, reexportierte der Staat gut ein Drittel und nahm dadurch jährlich 700 Millionen US-Dollar ein.

Hinzu kamen 1,5 Milliarden für kubanische Ärzte und Fachleute. Doch Venezuela hat die Kooperation zurückgeschraubt, der Erdölpreis ist im Keller und das Loch in Kubas Staatskasse wird größer. Vidal rechnet für 2016 mit einem Nullwachstum, einem Investitionseinbruch von 17 Prozent und einer Inflation von zehn Prozent.

Öffnung Kubas kommt ein bisschen zu spät

Trotz Neuverhandlungen über die Staatsschulden, trotz gewachsenem Interesse ausländischer Investoren, trotz der Embargo-Erleichterungen der USA lassen die Impulse auf sich warten. Die Öffnung Kubas kommt einen Tick zu spät, die Boomphase der Weltwirtschaft ist zu Ende. Im neuen Freihandelshafen von Mariel, 50 Kilometer westlich von Havanna, haben sich bisher nur eine Handvoll Firmen angesiedelt. „Mehr als ein Schiff pro Tag legt dort nicht an“, erzählt der Arbeiter einer nahen Zementfabrik.

Die Investoren stoßen auf zahlreiche Probleme. „Ich rate zur Vorsicht. Die legalen und bürokratischen Hürden sind hoch, und der Staat zahlt mit bis zu zwölf Monaten Verzögerung“, warnt der mexikanische Unternehmer Jorge Manzanilla. Eines der größten Probleme ist, dass der Staat den Firmen die Arbeitskräfte vermittelt und die Löhne niedrig sind. Das fördert den Schlendrian.

Immer wieder verschwindet Material und wird auf den Schwarzmarkt abgezweigt. Fachleute und moderne Technologien fehlen. Das staatliche Tourismusunternehmen Gaviota – im Besitz der Militärs – hat für den Neubau eines Hotels im Zentrum von Havanna erstmals indische und afrikanische Arbeiter eingestellt, was den Unmut der Kubaner weckt.

Raúl Castro, auch schon 85, gilt als Bewunderer des chinesischen Modells der Marktwirtschaft mit einem Einparteienstaat. Doch Kuba hat es damit ungleich schwerer. Die inneren Widerstände sind groß und der Drahtseilakt zwischen Reformen und Stillstand ist nicht leicht.

Deutet der historische Besuch von US-Präsident Barack Obama im März noch auf einen Aufbruch hin, legt der Parteitag im April eine Vollbremsung hin. Es gibt weder personelle noch programmatische Reformpläne, die Basis ist von den Debatten ausgeschlossen.

Fidel Castro als eine der umstrittensten politischen Personen des 20. Jahrhunderts

Über alldem schwebt noch immer der Schatten von Fidel Castro. Revolutionär, Despot, studierter Jurist, jahrzehntelang Staats- und Parteichef, eine der umstrittensten politischen Gestalten des 20. Jahrhunderts, die angeblich mehr als 600 Mordanschläge überlebt hat. Ein Mann, 1926 als Sohn eines Plantagenbesitzers geboren, dessen erstes militärisches Abenteuer 1953 der fehlgeschlagene Sturz von Diktator Fulgencio Batista ist.

Kurz darauf versucht er es noch einmal, mit 81 Rebellen an seiner Seite. Diesmal gelingt es. Nach der Landung an der Ostküste, der sogenannten Schweinebucht, werden sie von der Armee angegriffen. Nur zwölf Rebellen, unter ihnen Castro und Ernesto „Ché“ Guevara, überleben. Nach mehr als zwei Jahren Guerillakampf flüchtet Batista am 1. Januar 1959 schließlich aus Kuba.

Fortan ist der „Maximo Lider“ der Hoffnungsträger der Nation. Errungenschaften wie kostenfreie Bildung und die beste Gesundheitsversorgung in Lateinamerika sichern ihm lange die Sympathien der Landsleute, auch wenn er mit harter Hand regiert und selbst die eigene Familie enteignet. Castros öffentliches Bild gründet auf einem sorgfältig inszenierten Personenkult. Sein Charisma sei „sowohl die größte Stärke als auch die größte Schwäche der kubanischen Revolution“, urteilt Castros Freund, der 2014 gestorbene kolumbianische Schriftsteller Gabriel García Márquez.

Seine Reden, die in früheren Zeiten bis zu zehn Stunden dauern können, bestehen vor allem aus scharfzüngigen Attacken auf den „ewigen imperialistischen Feind“, die USA. Mit der Landreform bringt er den mächtigen Nachbarn gegen sich auf. Washington verhängt ein Handelsembargo gegen die Karibikinsel und versucht mit der Invasion von bewaffneten Exilkubanern in der Schweinebucht, das Ruder noch einmal herumzureißen. Einen neuen Verbündeten findet Castro in Moskau. Die Stationierung sowjetischer Raketen auf Kuba bringt die Welt 1962 an den Rand eines Atomkriegs.

In den Köpfen vieler ist Fidel Castro schon Vergangenheit

Aus Castros Privatleben ist nur wenig bekannt – außer, dass er ein ziemlich ausschweifendes Liebesleben geführt haben soll. Mit seiner Ehefrau Dalia Soto del Valle soll er fünf Kinder haben: Alexis, Alex, Alejandro, Ángel und Antonio. Die Vorliebe für den Anfangsbuchstaben A soll eine Hommage an Alexander den Großen sein. Drei weitere Kinder entstammen früheren Beziehungen. Tochter Alina setzt sich in die USA ab.

Der „Comandante“ ist müde geworden. Aber er ist noch präsent auf vielen Schautafeln, während es von seinem Bruder Raúl kaum Propaganda gibt. Dies alles wirkt allerdings mehr wie ein Abgesang an einen Mythos, den viele Kubaner zwar noch hochhalten, der aber für ihren Alltag und vor allem für die Zukunft nichts mehr bedeutet. Man hört noch von den Älteren so Sätze wie „Unter Fidel war alles besser“. Aber in den Köpfen ist er schon Vergangenheit.

Die Partei ist nicht mehr attraktiv, den sozialen und wirtschaftlichen Aufstieg sehen die Jugendlichen heute im Privatsektor. Drei Viertel aller Kubaner wurden nach der Revolution geboren. Sie vergleichen sich nicht mehr mit Leuten aus den blutigen Diktaturen der Vor-Castro-Zeit, sondern mit Freunden und Verwandten im US-Konsumparadies Miami.

Einige haben es geschafft – die Kinder der Castros oder anderer Parteibonzen, die sich auf Golfplätzen und schicken Partys tummeln, aber auch Musiker, Künstler, Sportler, die im Ausland gebucht werden. Andere wollen ihr Schicksal noch stärker in die eigene Hand nehmen, als es der Staat erlaubt – und wandern aus. Im Vorjahr gingen 43 000 in die USA, wo sie aufgrund einer Sonderregelung politisches Asyl erhalten.

Dritte organisieren Proteste wie unlängst die Rikscha-Fahrer in Havanna gegen die aus ihrer Sicht ungerechten Bußgelder, verhängt von korrupten Polizeibeamten. Eine halbe Million Kubaner arbeitet bereits auf eigene Rechnung. Und die neuen Kleinkapitalisten werden zunehmend selbstbewusst, fordern Großmärkte, Importlizenzen und Steuererleichterungen.

Die Führung zeigt sich um des sozialen Friedens willen flexibel, verhandelt, lässt zu, dass sich einige bereichern und die Ungleichheit wächst – außer es geht um politische Forderungen oder die Loyalität zum Regime. Demokratische Wahlen oder ein Mehrparteiensystem stehen nicht zur Debatte; Dissidenten werden weiterhin schikaniert und inhaftiert. „Es ist ein bisschen wie beim Danzón“, sagt der unabhängige Journalist Angel unter Anspielung auf den in Kuba entstandenen langsamen Paartanz. „Man bewegt sich ständig, bleibt aber doch immer auf der Stelle.“ mit epd, dpa und anf

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