SPD startet Wahlkampf in Augsburg
Die SPD eröffnet am Sonntag, 14. April, ihren Wahlkampf in Augsburg. Wenn es nach den Wahlforschern geht, ist der Kampf schon verloren, bevor er richtig beginnt.
Mit ihrem Parteitag in Augsburg eröffnet die SPD am Sonntag den Bundestagswahlkampf. Anders als im Frühjahr 1998, als der Stern von Helmut Kohl schon tief gesunken war, haben die Demoskopen diesmal allerdings noch keine Wechselstimmung ausgemacht. Im Gegenteil: In den Umfragen liegt die Union weit vor der SPD und Angela Merkel noch weiter vor ihrem Herausforderer Peer Steinbrück. Zu sicher fühlen darf die Kanzlerin sich allerdings nicht: Je mehr Zulauf die neue Partei der Euro-Skeptiker bekommt, umso enger wird es am 22. September für Union und FDP.
Die FDP ist der Buhmann für alle
Nach einer Umfrage des Instituts Infratest Dimap im Auftrag der ARD kann sich jeder vierte Deutsche vorstellen, die „Alternative für Deutschland“ zu wählen, die unter anderem für die Rückkehr zur D-Mark wirbt. Matthias Jung, der Chef der Forschungsgruppe Wahlen in Mannheim, ist da zwar etwas skeptischer. Für Schwarz-Gelb aber wird es auch nach seinen Zahlen schwer. Die FDP, sagt Jung im Gespräch mit unserer Zeitung, sei im Moment „der Buhmann für alle, und das bis weit in die konservative Anhängerschaft hinein“. Auch wenn die Werte noch sehr schwankend seien, haben die Deutschen doch eine klare Präferenz – eine Große Koalition mit Angela Merkel an der Spitze, so Jung, „ist eindeutig die beliebteste Variante“. Im Urteil der Wähler schneide ein Bündnis der Großen deutlich besser ab als im Urteil von Demokratietheoretikern, Journalisten oder Politikern – und das aus gutem Grund. Die Deutschen, weiß Jung, neigten „tendenziell zu politischer Konfliktscheue“. Selbst DGB-Chef Michael Sommer, ein Sozialdemokrat, hält nicht viel von einer Neuauflage von Rot-Grün: „Die Erfahrung lehrt, dass große Koalitionen zwar keine Reformkoalitionen sind, aber als Krisenkoalitionen gute Arbeit leisten.“
Steinbrück fällt immer weiter zurück
Für den Kanzlerkandidaten Steinbrück sind das keine allzu ermutigenden Erkenntnisse. Wenn er nach dem Parteitag das Ruder noch einmal herumreißt, wäre das auch eine demoskopische Sensation. Bei Infratest Dimap etwa fällt der frühere Finanzminister im direkten Vergleich immer weiter zurück und käme bei einer Direktwahl des Kanzlers nur noch auf 25 Prozent. Bei der Forschungsgruppe Wahlen, die ihre Zahlen am Freitag im Politbarometer des ZDF veröffentlicht, dürfte es kaum anders sein. Steinbrücks Werte, sagt Matthias Jung, seien regelrecht in den Keller gerauscht, und selbst wenn viele Journalisten zu kritisch über ihn urteilten, verfestige sich ein solches Negative-Image doch schnell.
Aus den mageren vier bis fünf Prozent für die FDP lässt sich nach Jungs Erfahrungen noch keine Wechselstimmung wie 1998 oder 2005 ablesen. Als Angela Merkel Kanzlerin wurde, war das anders: In ihrer zweiten Legislaturperiode lagen die Zufriedenheitswerte von Sozialdemokraten und Grünen bei der Forschungsgruppe Wahlen keinen einzigen Monat im positiven Bereich. Diesmal geht es den Liberalen zwar ähnlich schlecht – dafür aber ist die Zufriedenheit mit der Union und ihrer Kanzlerin umso größer. Würde bereits am Sonntag gewählt, kämen CDU und CSU je nach Institut auf 39 bis 41 Prozent der Stimmen, das ist in etwa so viel wie Sozialdemokraten und Grüne zusammen.
Jeder dritte SPD-Anhänger würde Angela Merkel wählen
Nicht einmal bei ihrem ureigensten Thema, der sozialen Gerechtigkeit, ist die SPD noch das unangefochtene Original. Bei der Umfrage von Infratest Dimap in der vergangenen Woche fanden selbst 39 Prozent der sozialdemokratischen Anhänger, dass es in Deutschland auch unter Schwarz-Gelb einigermaßen gerecht zugeht. Ja, mehr noch: Jeder dritte Deutsche, der sich zur SPD bekennt, würde bei einer Direktwahl des Kanzlers inzwischen sein Kreuz bei Angela Merkel machen und nicht bei Steinbrück.
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