Pressestimmen zu al-Bakr: Lage in Sachsen ist "schmerzlich"
Dschaber al-Bakr hat sich in seiner Zelle erhängt. Nach dem Suizid gibt es in den Pressestimmen viel Kritik an der Justiz in Sachsen - aber auch andere Einschätzungen.
"Eines ist klar: Wichtige Institutionen des Staats funktionieren in Sachsen nicht so, wie sie sollten - und weil der in weiten Teilen identisch ist mit der CDU, liegt das in der Verantwortung von Tillich und seiner Partei. Der Justizminister ist nach der Al-bakr-Pleite nicht mehr zu halten, am besten sollte der Ministerpräsident seinen Innenminister gleich mit entlassen." Spiegel Online
"Wie ein Kleinkrimineller wurde Dschaber al-Bakr behandelt. Obwohl er womöglich als Kronzeuge über Hintermänner, Kontakte zum IS und die Verstrickung weiterer Syrer in den geplanten Anschlag hätte Auskunft geben können. Wie wenig man in Sachsen begriffen hat, was verantwortungsvolle Politik bedeutet, zeigt wieder einmal Ministerpräsident Stanislaw Tillich." Märkische Oderzeitung
"Das Erscheinungsbild des Staates in Sachsen ist nicht peinlich, es ist schmerzlich. Es muss jeden erschüttern, der daran glaubt, dass die Demokratie nicht nur auf der Freiheit fußt - sondern auch auf einem funktionierenden Behördenwesen. In Sachsen ist diese Überzeugung schon im Zuge des NSU-Skandals geschrumpft, der Umgang mit rechter Gewalt in den vergangenen Monaten bewirkte ein Übriges." Hannoverschen Allgemeinen Zeitung
Pressestimmen: "Alarmsignale" bei Dschaber al-Bakr übersehen
"Natürlich fühlt sich wieder einmal keiner schuldig. Der Anstaltsleiter, der Justizminister, auch der Ministerpräsident - sie alle weisen von sich, einen Fehler gemacht zu haben. Tatsache ist: Ein Terrorverdächtiger liegt tot in seiner Zelle, sein Wissen nimmt er mit ins Grab. An Alarmsignalen fehlte es nicht. Aber sie wurden übersehen, kleingeredet, falsch gedeutet." Südkurier
"Fehlt es an der Professionalität der Zugriffskräfte? Fehlt es an der Kompetenz der Polizeiführung? Fehlt es in der Justiz am Können? Die Antwort der Leiter der JVA-Leipzig in der Pressekonferenz gab, legt ein Ja nahe. Wie naiv muss man sein, um beim einem mutmaßlichen Selbstmordattentäter zu fragen: "Waren wir vielleicht doch ein bisschen zu gutgläubig?" Bei einem derartigen Verdächtigen muss man davon ausgehen, dass er zu allem bereit ist. Das sollte sich auch bis nach Sachsen herumgesprochen haben." Der neue Tag
"Noch gravierender ist, dass mit dem Tod des mutmaßlichen Terroristen nun die Chance vergeben ist, Informationen über das Umfeld und eventuelle Hintermänner des jungen Syrers zu bekommen. War er ein psychisch labiler Einzelgänger oder ein Soldat des IS? Gibt es ein Netz, das nun womöglich bereits an weiteren Aktionen arbeitet? Welche Rolle spielte seine Türkeireise? Wurde er gezielt über die Flüchtlingsroute eingeschleust oder radikalisierte er sich eher zufällig?" Reutlinger General-Anzeiger
Suizid von Dschaber al-Bakr: "Kein Anhaltspunkt für unprofessionelles Handeln"
"Dass am Ende dieser Anstrengungen dennoch ein Selbstmord steht, ist mindestens tragisch - aber letztlich kein Anhaltspunkt für unprofessionelles oder gar vorsätzlich falsches Handeln. Der wohltuend unaufgeregte Auftritt des Gefängnisdirektors bildete den schärfst möglichen Kontrast zu den hysterischen Schuldzuweisungen aus der Hauptstadt. Blamiert hat sich in diesem Fall nicht die sächsische Justiz. Blamiert haben sich die lautstarken Bescheidwisser mit beschränkter Faktenkenntnis." MDR
"Einer der größten Fahndungserfolge im Kampf gegen den Terror, der auch durch die syrischen Landsleute möglich wurde, wird jedenfalls nicht dadurch geschmälert, dass sich der Verdächtige das Leben nimmt. Dass er kooperiert hätte, darf bezweifelt werden." FAZ
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