Schutz vor Keimen im Hähnchen
Nachdem der Bund für Umwelt und Naturschutz beim Kauf von Hähnchenfleisch in der Hälfte von 20 Stichproben antibiotikaresistente Keime entdeckt hat, sind viele verunsichert.
Hier einige wichtige Fragen und Antworten, wie man sich vor Infektionen schützen kann.
Wie gefährlich sind die Erreger?
Der BUND entdeckte in zehn seiner Proben sogenannte ESBL-Keime, die im Fall einer Infektion nicht mit Penicillin behandelbar sind und in zwei der Stichproben sogenannte multiresistente MRSA-Keime, die im Falle einer Erkrankung nur mit sehr wenigen teuren Antibiotika bekämpft werden können. Viele gesunde Menschen überstehen den Kontakt mit solchen Keimen völlig folgenlos. Beide Bakterien können aber laut dem Robert–Koch-Institut eine Vielzahl von Erkrankungen, von der einfachen Erkältung bis zur schweren Blutvergiftung, auslösen. Wichtig für die Behandlung ist, dass die Mediziner in schweren Fällen den Keim genau diagnostizieren.
Was bedeutet antibiotikaresistent?
Antibiotikaresistent heißt, dass die Krankheitserreger nicht auf bestimmte Medikamente reagieren. Das Robert-Koch-Institut hat bereits in den neunziger Jahren nachgewiesen, dass in der Tiermast resistente Keime entstehen. Einerseits, weil bei großflächigem Antibiotika-Einsatz genau jene Keime im größeren Umfang überleben, die nicht auf den Wirkstoff ansprechen. Zum anderen begünstigt ein durch Antibiotika gestörtes Bakterien-Gleichgewicht im Organismus der Tiere Mutationen zu resistenten Keimen und deren Verbreitung.
Wie kann man sich vor Infektionen durch Hähnchenfleisch schützen?
Eine Gefahr geht laut Experten nur beim Umgang mit rohem Fleisch aus. Der allgemeine Rat lautet, das Fleisch abzuwaschen, ebenso die Hände mit Seife und sämtliches benutztes Geschirr gründlich zu reinigen. Bei Hautverletzungen schützen Einmalhandschuhe. „Wenn Sie auf die Regeln der Küchenhygiene achten, ist die Gefährdung minimal“, sagt Bernd-Alois Tenhagen vom Bundesinstitut für Risikobewertung. Hähnchenfleisch sollte immer durchgebraten werden: „Dann sind die Keime abgetötet und damit ist auch die Resistenz kein Problem mehr“, betont Tenhagen.
Wieso ist der Antibiotika–Einsatz in der Tiermast so umstritten?
Antibiotika wurden in der Tiermast jahrzehntelang oft als wachstumsfördernder Futterzusatz eingesetzt. Erst seit 2006 hat die EU dies verboten und erlaubt nur noch die Verwendung als Medikament gegen Erkrankungen. Oft werden bei Infektionen einzelner Tiere ganze Bestände oder große Gruppen über das Trinkwasser präventiv mitbehandelt. Einer Studie des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums zufolge erhält ein Masthuhn während seiner durchschnittlichen Lebenszeit von 39 Tagen siebenmal Antibiotika verabreicht. mit dpa
Die Diskussion ist geschlossen.