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Leipzig
12.10.2016

So tappte der Terror-Verdächtige Dschaber al-Bakr in die Falle

Hier, in einer Wohnung im fünften Stock eines Plattenbaus in Leipzig-Paunsdorf, kam Dschaber al-Bakr unter. Hier überwältigten Syrer den Landsmann und übergaben ihn der Polizei.
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Hier, in einer Wohnung im fünften Stock eines Plattenbaus in Leipzig-Paunsdorf, kam Dschaber al-Bakr unter. Hier überwältigten Syrer den Landsmann und übergaben ihn der Polizei.
Foto: Carsten Koall, Getty Images

Tagelang gilt Dschaber al-Bakr als der meistgesuchte Terrorverdächtige des Landes. Bis drei seiner Landsleute den Syrer überwältigen. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Festnahme.

Als die Polizei in der Nacht zum Montag die Wohnung in der Plattenbausiedlung in Leipzig-Paunsdorf stürmt, muss sie Dschaber al-Bakr nur noch abholen. So wie man ein gut verschnürtes Paket abholt. Der zeitweise meistgesuchte Terrorverdächtige des Landes kauert auf einem schäbigen Sofa, die Füße mit dem Kabel eines Dreifachsteckers zusammengebunden, die Hände mit einem Seil hinter dem Rücken gefesselt. Ein Syrer hält den Landsmann im Schwitzkasten, ein anderer macht zum Beweis ein Foto.

„Wir sind geschafft, aber überglücklich“, twittert die sächsische Polizei am Montagmorgen um 6.06 Uhr. Dass der 22-Jährige, der einen tödlichen Terroranschlag mit einem Sprengstoffgürtel geplant haben soll, den Sicherheitsbehörden nur anderthalb Tage zuvor in Chemnitz noch entwischt war? Dass es letztlich Syrer waren, die al-Bakr mit bloßen Händen dingfest machten? Und dass die Polizisten auf der Wache Leipzig Südwest den Flüchtling – allem an Anschein nach – zunächst gar nicht ernst nahmen? Für solche Anmerkungen ist in diesem Moment wohl kein Platz.

"Flüchtlings-Einsatzkommando" überwältigt Dschaber al-Bakr

Mohammed A., 36, der al-Bakr gemeinsam mit zwei Freunden in der Wohnung überwältigte, jedenfalls sagt dem Sender RTL, dass sein Anruf bei der Polizei zunächst erfolglos geblieben sei. Daraufhin taucht er kurz vor Mitternacht auf der Wache auf. „Ich habe eine Stunde bei der Polizei gewartet, die wussten nicht, was ich wollte oder sie haben mich nicht verstanden.“

Erst als er den Beamten ein Handyfoto vorlegt, das einen Mann gefesselt in der Wohnung zeigt, reagieren sie. Wie die Bild-Zeitung berichtet, rückt die Polizei daraufhin allerdings nicht mit Spezialkräften an, sondern mit einem einfachen Einsatzzug. Als dieser die Wohnung stürmt, habe ein Syrer auf al-Bakr gekniet und ihn festgehalten, heißt es. Mohammed A. sagt: „Wir konnten nicht zulassen, dass er Deutschen etwas antut.“

Von einem „Flüchtlings-Einsatzkommando“ ist am Dienstag plötzlich die Rede, von den „Helden von Leipzig“. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihnen ihren Dank und ihre Anerkennung ausgesprochen, der Oberbürgermeister der Stadt, Burkhard Jung, sie für „ihr beherztes persönliches Eingreifen“ gelobt. CDU-Generalsekretär Peter Tauber sagt: „Diese Syrer sind für mich auf jeden Fall Helden.“

Unterdessen kommen immer neue Details ans Licht: Die Sicherheitsbehörden gehen inzwischen davon aus, dass al-Bakr Verbindungen zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hatte. Wie die Welt berichtet, soll er sich im Sommer mehrere Monate lang in der Türkei aufgehalten haben und Ende August nach Deutschland zurückgekehrt sein. Vergangene Woche machte das Bundesamt für Verfassungsschutz al-Bakr als Schlüsselfigur eines geplanten Anschlages des IS in Deutschland aus, der sich gegen Züge oder die Berliner Flughäfen richten sollte. Der 22-Jährige wird von da an rund um die Uhr observiert – und entwischt dennoch.

Dass der Bombenbauer von Chemnitz nun in Untersuchungshaft sitzt, ist auch den sozialen Netzwerken zu verdanken. Zwar braucht die sächsische Polizei fast 36 Stunden, um den Fahndungsaufruf ins Arabische zu übersetzen. Doch von da an wird dieser hunderttausendfach geteilt, gemeinsam mit dem verschwommenen Foto des dunkelhaarigen Mannes im Kapuzenpulli.

Syrer teilten Fahndungsaufruf nach Dschaber al-Bakr in den Netzwerken

Die syrische Gemeinschaft in Deutschland ist gut vernetzt und diskutiert rege, was sich in ihrer neuen Heimat zuträgt. „Diese Gruppen sind sehr wichtig für uns“, erklärt Muhammad Alhafez, ein syrischer Flüchtling, der in Neu-Ulm lebt. Oft gehe es darin um Fragen zum Asylverfahren oder um deutsche Gepflogenheiten. „Und oft sind es auch nur Gerüchte, die da kursieren“, sagt der 28-Jährige, der vor 15 Monaten nach Deutschland kam.

Auch Alhafez hat den Fahndungsaufruf in den sozialen Medien gesehen, so wie viele seiner Landsleute. „Jeder hat ihn geteilt“, sagt er. Etwa über die Facebook-Seite „GermanLifeStyle“, eigentlich ein Comedy-Kanal von drei jungen Syrern, der um die 90.000 Mitglieder hat. „Wir müssen hier als Syrer (...) diejenigen von uns bekämpfen, die den Menschen hier, die uns unterstützen, und allen, die hier leben, etwas Schlimmes antun wollen“, ist da zu lesen.

Darunter der Fahndungsaufruf für Dschaber al-Bakr inklusive Foto und der Durchwahl der Polizei Dresden. Auch die Syrische Gemeinde in Deutschland, eine Art Nachrichtenportal, teilt die Fahndung. Nun feiern die Syrer die Festnahme von al-Bakr im Netz. Monis Bukhari, der eine wichtige Facebook-Gruppe seiner Landsleute leitet, schreibt, genau so sollten sich Syrer in Deutschland verhalten – die Behörden bei ihrer Arbeit unterstützen.

---Trennung _Was denken Syrer über die Festnahme?_ Trennung---

Auf welcher Internet-Seite Mohammed A. und seine Freunde den Fahndungsaufruf bemerkten, ist nicht bekannt. Klar ist nur: Die Männer sind über ein Online-Netzwerk syrischer Flüchtlinge auf al-Bakr gestoßen. Er suche einen Schlafplatz in Leipzig und befinde sich am Hauptbahnhof, soll er geschrieben haben. „Wir sind dann hingefahren und haben ihn mitgenommen“, sagt Mohammed A. der Bild. Und dass sie danach Reis mit Lammfleisch für ihn gekocht hätten – so wie es die syrische Gastfreundschaft gebietet. Übernachtet habe al-Bakr bei einem anderen Syrer, wo mehr Platz war.

Tags darauf soll der 22-Jährige nach einem Friseur gefragt haben, um sein Aussehen zu verändern. Mohammed A. berichtet, er habe ihm den Kopf geschoren. Im Laufe des Tages muss ihm und den Freunden klar geworden sein, wen sie da beherbergen – als sie auf Facebook Fahndungsaufrufe entdecken.

Als sich der Übernachtungsgast am Abend schlafen legt, machen sie ein Foto von ihm und diskutieren mit anderen Syrern im Internet, ob es sich um den Gesuchten handelt. Dann fesseln sie ihn. Al-Bakr versucht offenbar noch, sich freizukaufen. „Wir haben ihm gesagt, du kannst uns so viel Geld geben wie du willst, wir lassen dich nicht frei“, erklärt Mohammed A. im RTL-Interview, in dem er nur von hinten gezeigt wird. Er sei „total wütend“ gewesen. „So was akzeptiere ich nicht, gerade hier in Deutschland, dem Land, das uns die Türen geöffnet hat.“

Syrer haben nach Überwältigung des Terror-Verdächtigen Angst

Das ist es, was auch Muhammad Alhafez, den jungen Flüchtling in Neu-Ulm, in diesen Tagen bewegt. Einerseits ist er stolz auf seine Landsleute, die so mutig gehandelt haben und dass sich so viele Syrer über das Internet an der Suche beteiligt haben. Vor allem ist er froh, dass der Bombenbauer von Chemnitz gefasst ist. Andererseits macht es ihn wütend, dass Menschen wie al-Bakr dem Land, das sie nach der Flucht aufgenommen und ihnen ein neues Leben ermöglicht hat, Schaden zufügen wollen. Dass sie auf diese Weise andere Flüchtlinge in Misskredit bringen. „Jedes Mal wenn so etwas passiert“, sagt Alhafez, „haben wir Syrer Angst. Und wir können nichts dagegen tun.“

Auch Ali, neben Mohammed A. einer der Männer, die jetzt als „Helden von Leipzig“ gefeiert werden, scheint es mulmig zumute zu sein. Jedenfalls ist der Syrer, in dessen Wohnung al-Bakr gefesselt und der Polizei übergeben wurde, abgetaucht. „Er hat Angst und traut sich deshalb nicht mehr in seine Wohnung“, sagt sein Nachbar Ammar. „Wahrscheinlich ist er bei Freunden untergekommen.“

Ammar hat Angst um seinen Nachbarn Ali – einer der Syrer, der den Terrorverdächtigen überwältigt hat.
Foto: Carsten Koall, Getty Images

Der 26-Jährige geht hoch in den fünften Stock. Er klopft an die dünne Holztür. „Ali, mach auf, ich bin es, Ammar.“ Keine Antwort. Ali bleibt ein Held ohne Gesicht. Ammar sagt, Ali habe keine Angst, dass ihm Dschihadisten die Tür eintreten könnten. Er sorge sich nur um seine Eltern und die Geschwister, die immer noch in der syrischen Stadt Deir as-Saur leben, in einem Gebiet, in dem der IS herrscht.

Auch Ammar hat al-Bakr am Samstag getroffen, als dieser vor der Haustür auf seinen Nachbarn Ali wartet. Weil es draußen kalt ist, bietet Ammar ihm an, bei ihm in der Wohnung zu warten, bei einem Glas Tee. Dass der Unbekannte schon länger in Deutschland ist, dass er auf der Flucht vor der Polizei ist und einen Terroranschlag im Auftrag des IS geplant haben soll, ahnt er zu diesem Zeitpunkt noch nicht. „Er wirkte absolut unauffällig, hatte nur einen Rucksack dabei.“

Von dem, was in den Stunden danach in der Wohnung oberhalb passiert, merkt Ammar nichts. Er paukt deutsche Vokabeln. Als die Polizei kommt, um den gefesselten Terrorverdächtigen abzuholen, schreckt er aus dem Schlaf. Ammar bewundert, was sein Nachbar Ali getan hat. „Er ist ein Held. Doch wenn die Terroristen seine Identität herausfinden, dann werden sie in Syrien seine ganze Familie massakrieren.“

Auch Flüchtlingshelfer sind sich im Klaren darüber, dass diese Tat Racheakte des IS nach sich ziehen könnte. Die Behörden müssten für die Sicherheit der drei Syrer sorgen, mahnt etwa der Leiter der Leipziger Syrienhilfe, Hassan Zeinel Abidine. „Denn eine solche Tat wird sicherlich vom IS nicht vergessen.“ (mit dpa, afp)

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