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Interview
18.02.2020

"Die traditionelle Mittelklasse schrumpft in ihrer Bedeutung"

Der Soziologe Andreas Reckwitz sieht die Volksparteien vor große Herausforderungen gestellt.
Foto: Sven Hoppe. dpa

CDU und SPD kämpfen um ihre Bedeutung. Dahinter steckt ein tiefer Gesellschaftswandel, sagt der Soziologe Andreas Reckwitz.

Herr Prof. Reckwitz, welche Bedeutung hat der 5. Februar 2020 für Deutschland?

Andreas Reckwitz: Da muss man noch ein bisschen abwarten, um das richtig einschätzen zu können. Im internationalen Vergleich ist dieser Tag der Ministerpräsidentenwahl von Erfurt doch von begrenzterer Reichweite, würde ich vermuten. Ereignisse werden medial oft dramatisiert. Ich versuche, mit soziologischer Perspektive eine gewisse Distanz reinzubringen.

Die mediale Wucht war gewaltig, weil CDU und FDP mit der AfD gemeinsame Sache gemacht haben. Der Sündenfall.

Reckwitz: Interessant ist, wenn sich ereignishaft etwas zuspitzt, was auf einen grundsätzlichen strukturellen Wandel verweist, der sonst nicht so einfach sichtbar wird.

Nämlich?

Reckwitz: Die Krise der großen Volksparteien. Bei der SPD beobachten wird diese schon seit Jahren, nun auch deutlich bei der CDU. Wie will diese sich künftig positionieren? Die große Frage ist, in welche politische Richtung sie gehen will und auf welche Segmente der Gesellschaft sie sich stützen will. Dieser Konflikt hat sich jetzt in der Rücktrittsankündigung von Frau Kramp-Karrenbauer niedergeschlagen.

Die Volksparteien befänden sich, wie Sie schreiben, in einem politischen Spagat. Entwickele man sich zu sehr in Richtung des liberalen Kosmopolitismus, verliere man nach rechts beziehungsweise nach links und vergrätze die Stammwählerschaft aus der traditionellen Mittelklasse.

Reckwitz: Hinter der Krise der Volksparteien steckt ein grundlegender sozialstruktureller Wandel, der sich auch in neuen politischen Konfliktlinien manifestiert. Die durchziehen CDU und SPD, bringen sie in eine besondere Situation.

Glauben Sie denn, dass die Union an diesem Spagat zu scheitern droht? Die SPD ist es möglicherweise bereits.

Reckwitz: Prognosen sind schwierig. Aber die politischen Konfliktlinien haben sich in den letzten Jahren eben verschoben. Wir sind in unserer Wahrnehmung teilweise ja immer noch von der klassischen Links-Rechts-Wahrnehmung geprägt. Aber politische Konfliktlinien sind historisch-dynamisch. Die verändern sich. Und heute haben wir eine neue, die quer zum klassischen Links-Rechts verläuft: Auf der einen Seite ein Wertecluster, das im weitesten Sinne liberal, ökonomisch liberal, kulturell liberal, globalisierungsfreundlich ist, auf Entgrenzung setzt. Auf der anderen Seite haben wir ein kommunitarisches, also gemeinschaftsorientiertes Wertecluster, das stärker globalisierungsskeptisch ist, eher auf den nationalen Rahmen schaut, auf die nationale Steuerung von Kultur und Wirtschaft. Das ist die neue politische Polarität, die sich massiv im Parteiensystem niederschlägt.

Laut Reckwitz stehen sich in Frankreich Macrons liberale République en Marche und der rechtspopulistische Rassemblement National gegenüber.
Foto: Sven Hoppe, dpa


Zum Beispiel?

Reckwitz: Das Lehrbuchbeispiel ist Frankreich, wo sich Macrons liberale République en Marche und der rechtspopulistische Rassemblement National gegenüberstehen. Aber hinter diesen politischen Konfliktlinien steckt eben ein tief greifender sozialstruktureller Wandel.

Ein Wandel hin von der nivellierten Mittelstandsgesellschaft zum Dreiklassensystem, das Sie beschreiben.

Reckwitz: Die alte Industriegesellschaft der 50er, 60er und 70er Jahre gibt es längst nicht mehr. Heute haben wir – unter einer kleinen Oberschicht – eine aufsteigende neue Mittelklasse, entstanden durch die Akademisierung, durch Bildungsexpansion, auch durch die Postindustrialisierung der Wirtschaft. Eine Klasse, die sich vor allem in den Metropolregionen ansiedelt. Dann gibt es eine absteigende prekäre Schicht und schließlich die traditionelle Mittelklasse. Die aber schrumpft in ihrem Umfang und ihrer Bedeutung.

Was sind Prototypen der für die Volksparteien volatilen Mittelklassen?

Reckwitz: Ein Vertreter der neuen Mittelklasse wäre zum Beispiel ein Informatiker, eine Lehrerin oder eine Juristin. Leute, die eine Hochschulausbildung haben, überdurchschnittlich in den Metropolregionen leben, sich als eins sehen mit dem gesellschaftlichen Modernisierungsprozess, die sich als Träger der Globalisierung sehen. Sie befürworten Internationalisierung und Liberalisierung – die Gleichberechtigung der Geschlechter zum Beispiel. Es ist ein Milieu, das von jüngeren Leuten Zulauf bekommt.

Und die traditionelle Mittelklasse?

Reckwitz: Die ist eher bei den mittleren Bildungsabschlüssen anzusiedeln. Das können Facharbeiter sein oder kleine Angestellte, die ökonomisch häufig durchaus gut dastehen, zugleich aber sehr viel stärker im kleinstädtischen und ländlichen Bereich beheimatet und – im Gegenteil zur neuen Mittelschicht – auch eher sesshaft sind. Man bleibt am gleichen Ort, ist da verwurzelt. Und ist gegenüber bestimmten Modernisierungs- oder Liberalisierungsprozessen der vergangenen Jahrzehnte deutlich skeptischer eingestellt.

Wo sind die größten Konflikte zwischen den Schichten zu erwarten?

Reckwitz: Ein Beispiel ist die Migration: Die neue Mittelklasse sieht das als einen eher positiven Prozess an, die traditionelle Mittelklasse ist eher skeptisch oder sogar ablehnend. Aber hinter dieser Konfliktlinie steckt viel grundsätzlicher die Frage nach Auf- und Entwertung bestimmter Lebensformen in unserer spätmodernen Gesellschaft. Die neue Mittelschicht fühlt sich eher eins mit bestimmten Prozessen, trägt die Globalisierung, die Liberalisierung, hat ein relativ ungebrochenes Fortschrittsverständnis. Und in der traditionellen Mittelklasse kann man einen bestimmten Entwertungsprozess beobachten.

Woran machen Sie das fest?

Reckwitz: Mittlere Bildungsabschlüsse sind nicht mehr so viel wert. Früher konnte sich der klassische Handwerksmeister als Mitte der Gesellschaft wahrnehmen. Wenn er jetzt sieht, dass die eigenen Kinder studieren, dann verschiebt sich etwas. Oder: Die Stadt-Land-Differenz spielt eine wichtige Rolle. Es gibt einen ökonomischen Run in die Metropolregionen, die Arbeitskräfte anziehen und florieren. Vielerorts bedeutet das für ländliche oder kleinstädtische Regionen, ins Hintertreffen zu geraten.

Wo liegen die größten Herausforderungen für die Volksparteien?

Reckwitz: In den ersten drei Jahrzehnten nach dem Krieg waren 90 Prozent der Bevölkerung Teil der Mittelklasse und die Volksparteien konnten sich die beiden Flügel quasi aufteilen. Heute ist das schwieriger. Nur ein Beispiel: Die SPD ist längst nicht mehr so gewerkschaftlich organisiert und selbst zu einer Akademikerpartei geworden; dabei verschiebt sich die Anhängerschaft offenbar gegenwärtig zu den Grünen. Die CDU hat sich unter Angela Merkel gesellschaftspolitisch liberalisiert. Das schafft heute für beide Parteien auch Probleme. Denn mit der zahlenmäßig durchaus relevanten traditionellen Mittelklasse muss man ja auch umgehen. Die Frage ist am Ende, ob die Differenz zwischen neuer und alter Mittelklasse so groß wird, dass eine Partei sie allein nicht mehr vertreten kann.

Die Vorgänge in Thüringen beschreiben eine Bruchstelle. Dort, wo Unionsabgeordnete sagen, wir können über 20 Prozent AfD-Wähler nicht ignorieren.

Reckwitz: Eine Möglichkeit ist, dass sich die Polarisierung zwischen den beiden Lagern verschärft. Das Besondere in Deutschland ist allerdings, dass wir zwei Volksparteien haben, die zwar deutlich schwächer geworden, aber noch nicht zusammengebrochen sind. In Frankreich spielen Konservative und die Sozialisten eine marginale Rolle, sodass die Polarisierung zwischen Liberalen und (Rechts-)Populisten die Landschaft prägt. Es ist nicht unmöglich, dass das in Deutschland auch passiert. Zugleich aber ist es auch nicht unmöglich, dass es zumindest der CDU, vielleicht auch der SPD gelingen könnte, den Konflikt zu entdramatisieren. Denn auch die neue Mittelklasse ist ja heterogen.
Nicht alle sehen die Globalisierung positiv. Zugleich ist es natürlich so, dass in der alten Mittelklasse nicht alle zur AfD tendieren. Da sind ja auch klassische Konservative oder gewerkschaftlich Orientierte, die überhaupt nichts mit der AfD zu tun haben wollen. Möglichkeiten gibt es schon, die unterschiedlichen Interessen und Werte gesprächsfähig zu machen. Ein schwarz-grünes Bündnis, wie es in Baden-Württemberg und Hessen funktioniert, lässt sich als eine lagerübergreifende Koalition aus neuer und alter Mitte interpretieren. Ich denke aber grundsätzlich, dass die Frage, wie die neue und die alte Mittelklasse miteinander ins Gespräch kommen, die große demokratiepraktische Herausforderung des neuen Jahrzehnts in allen westlichen Ländern ist.

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