Der Chef der Essener Tafel ärgert sich auch noch eineinhalb Jahre nach dem Skandal um einen vorübergehenden Ausländer-Aufnahmestopp der freiwilligen Sozialeinrichtung über damalige Äußerungen von Politikern. Tafel-Chef Jörg Sartor sagte unserer Redaktion, die Affäre sei durch verkürzte Medienberichte entstanden: „Das Ganze kam daher, weil eine Journalistin der Westdeutschen Allgemeinen zwar einen guten Artikel über unser Vorgehen geschrieben hatte.
Aber die Überschrift lautete – wohl aus Platzgründen, weil nicht mehr Wörter in die Zeile passten: ,Essener Tafel nimmt keine Ausländer mehr auf‘.“ Dabei hätte die Zeile laut Sartor heißen müssen: „Essener Tafel nimmt vorübergehend keine zusätzlichen Ausländer mehr auf“, betonte er.
Essener Tafel-Chef Sartor wählt seit Skandal keine SPD mehr
Am Anfang sei über seinen Verein eine Welle negativer Berichterstattung niedergegangen, „weil man das Ganze darauf verkürzte, dass wir angeblich keine Ausländer mehr versorgen wollen“, sagte Sartor. Der Wind habe sich aber eigentlich nach der große Pressekonferenz gedreht, bei der er in aller Ruhe die Entscheidung erläutert habe. „Die Journalisten hatten zugehört und die Sache offenbar verstanden“, sagte Sartor. „Was mich bis heute stocksauer macht, ist, dass Politiker wie etwa Frau Barley von der SPD weiter beidhändig auf uns draufhauten, ohne sich vernünftig zu informieren.“
Sartor hat dies der ehemaligen SPD-Justizministerin Katarina Barley bis heute nicht verziehen: „Dieses Jahr habe ich zum ersten Mal in meinem Leben nicht die SPD gewählt“, sagte der Tafel-Chef. „Sonst wären mir in der Wahlkabine sozusagen die Finger gebrochen. Barley war ja Spitzenkandidatin bei der Europawahl.“
Das ganze Interview mit Jörg Sartor finden Sie hier.
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