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Großbritannien
14.07.2016

Theresa May - von wegen Eiserne Lady

Die neue Premierministerin Theresa May und ihr Ehemann Philip Jon May.
Foto: Geoff Caddick/afd

Cameron macht Platz für Theresa May. Die neue Premierministerin ist nun Chef-Verhandlerin für den Brexit. Was von ihr zu erwarten ist und warum ein Kater im Mittelpunkt stand.

Dieser gestrige Mittwoch sollte eigentlich ein Donnerstag in der Zukunft sein. David Cameron hatte sich im Kalender den 19. September des Jahres 2019 mit einem Bleistift vorsichtig markiert. An diesem Tag wollte er ein letztes Mal am Buckingham-Palast vorfahren und bei Königin Elizabeth II. – bei wem auch sonst – offiziell seinen Rücktritt als britischer Premierminister einreichen, bevor ein Nachfolger die Konservativen in den Wahlkampf für die Abstimmung im Mai 2020 führen sollte. So hatte sich Cameron das vorgestellt.

Das Volk sorgt sich um die Zukunft von Kater Larry

Gestern ist der 13. Juli 2016, Cameron fährt ein letztes Mal am Buckingham-Palast vor und Theresa May zieht als neue Premierministerin in die Downing Street Nummer zehn ein. „Ich war einmal die Zukunft“, sagt Cameron bei seinem letzten Auftritt als Regierungschef im Parlament. Und May, die neue Zukunft, verspricht „ein besseres Britannien“. Die Geschwindigkeit, mit der sich dieses Land gerade verändert, ist atemberaubend.

Schon am Dienstag sind vor der berühmtesten Adresse des Landes die Umzugswagen der Möbelpacker vorgefahren. Ein indisches Restaurant lieferte ein Curry zum Dinner, während Familie Cameron packte. Gestern warten die Journalisten bereits am frühen Morgen vor der schwarzen Tür auf erste Regungen im Haus. Lange Zeit vergeblich. Sie werden lediglich von Kater Larry beehrt, der Chef-Mäusefänger des Regierungssitzes. Auch wenn der Kater zuletzt in der Kritik stand, seinen Job nur mangelhaft auszuführen, zeigt sich das Volk doch äußerst besorgt über sein Schicksal. Weil Larry Eigentum der Angestellten ist, darf er jedoch weiterhin in der Downing Street wohnen. Das Problem ist also geklärt.

Wann aber erscheint Cameron? Erst am Mittag macht sich dieser auf zu seiner finalen Fragestunde als Premierminister im Unterhaus. Es soll eine humorige werden. „Ich werde die Rufe der Menge vermissen, mir werden die Buhs der Opposition fehlen“, sagt ein gut gelaunter Cameron vor vielen ebenfalls gut gelaunten Abgeordneten. Auf der Galerie beobachten Ehefrau Samantha und seine drei Kinder, wie er mit Ovationen und langem Beifall gefeiert wird. „Das war der alte Cameron: Witze reißen, während Großbritannien brennt“, kritisiert der linksliberale Guardian hinterher.

May wird jetzt schon mit Merkel verglichen

Tatsächlich hinterlässt der Konservative seiner Nachfolgerin ein Erbe, das schwerer kaum sein könnte. Theresa May muss das Königreich nach dem historischen Brexit-Votum aus der EU führen und die Verhandlungen mit Brüssel übernehmen. Können die Briten wirklich, wie sie sich das wünschen, weiterhin den freien Zugang zum europäischen Binnenmarkt genießen und gleichzeitig die Einwanderung aus den Mitgliedstaaten einschränken? May hat sich bereits als Innenministerin beim Thema Immigration als Verfechterin einer harten Linie präsentiert. Nun wird die Aufgabe ungleich härter. Denn da bekommt sie es auch mit Angela Merkel zu tun, mit der sie dieser Tage häufig verglichen wird.

Brexit-Premierministerin gegen Europa-Kanzlerin – die Presse hat ihr Wunschduell bereits ausgemacht. Tatsächlich teilen sie viele Gemeinsamkeiten. So gelten beide als prinzipientreu, zielstrebig und fokussiert. „Brexit bedeutet Brexit“, hat May mehrmals betont. Doch etliche Fragen nach dem Wann und Wie sind ungeklärt. Merkel wird Antworten fordern.

Die bisherige Innenministerin Theresa May wurde am Mittwoch von Queen Elizabeth II. im Buckingham Palace offiziell zur Premierministerin ernannt.
13 Bilder
Bilder: Premierministerin Theresa May zieht in die Downing Street
Foto: Dominic Lipinski, dpa

Theresa May hat sich während der Kampagne auf die EU-freundliche Seite von Cameron geschlagen. Doch den Schritt ging sie mehr aus Loyalität zum Premier denn aus tiefer Überzeugung. Europaskeptikerin ja, Europagegnerin nein. Zu offensichtlich schienen ihr am Ende die Vorteile der Mitgliedschaft. Die Hoffnung vieler Briten ist nun, dass ihre gemäßigte Position einen Kompromiss bei den bevorstehenden Verhandlungen über die künftigen Handelsbeziehungen mit der EU erleichtern könnte.

Für May geht ein Traum in Erfüllung

Als Theresa May am Montagabend den Applaus ihrer Unterstützer entgegennahm und zum ersten Mal als künftige Premierministerin zum Volk sprach, präsentierte sie sich fast bescheiden, zeigte sich „geehrt“ und versprach abermals, dass es keine Versuche geben werde, den EU-Austritt abzuwenden. Nicht die Botschaft war neu, aber ihre Gestik. May hielt ihre Hände vor den Bauch und ließ ihre Fingerspitzen berühren. Die Merkel-Raute. May bewundert Angela Merkel, beide sind Pastorentöchter und kinderlos, fallen durch Fleiß und Willensstärke auf, zudem konzentrieren sich beide lieber auf die Sache, als dass sie den großen Auftritt suchen.

Ganz sicher war es nicht Mays Wunsch, auf diese Weise Premierministerin zu werden. Zu frisch sind in den Hallen von Westminster die Erinnerungen an den Ex-Regierungschef Gordon Brown, der 2007 ohne demokratisches Mandat die Amtsgeschäfte des zurückgetretenen Tony Blair übernahm. Scharfe Kritik dafür, wie der Premier sein Amt auf dem silbernen Tablett serviert bekam, erhob ausgerechnet May. Nun zieht auch sie in die Downing Street ein, ohne dass sie zuvor zur Wahl gestanden hätte. Dabei wäre sie sich gerne nicht nur der Mehrheit der konservativen Parlamentarier sicher gewesen, sondern auch die der rund 150000 Parteimitglieder.

Mit dem Karrieresprung geht für die Abgeordnete ein Traum in Erfüllung. Schon mit zwölf Jahren wollte die Tochter eines anglikanischen Vikars Premierministerin werden. Sie studierte Geografie an der Universität Oxford und arbeitete danach bei der Bank of England. Seit 1997 sitzt sie als Vertreterin von Maidenhead in der Grafschaft Berkshire im Unterhaus – eine konservative Gegend, wo May beliebt ist, weil sie oft zu Veranstaltungen nach Hause fährt und dann „eine Frau zum Anfassen ist“, schwärmt eine Einheimische.

Ist Theresa May eine neue Eiserne Lady?

Meinungsstark, prinzipientreu, resolut und scharfzüngig: Die Politikerin wird innerhalb der Konservativen für ihren Fleiß sowie ihre Verlässlichkeit geschätzt. Cameron ernannte sie 2010 zur Innenministerin, und auf diesem Posten saß seit 100 Jahren niemand länger als sie. In dem schwierigen Amt zeigte May ihre teils kompromisslose Seite, etwa als sie sich mit der Polizei anlegte, indem sie Stellenstreichungen und Sparmaßnahmen durchsetzte.

Auf der anderen Seite befürwortete May als einer der ersten Politiker in ihrer Partei die gleichgeschlechtliche Ehe. Manchmal wirkt sie fast ein bisschen schüchtern, doch das täuscht. „Ich kandidiere, weil ich die Beste für dieses Amt bin“, sagte sie nach dem Brexit-Votum. Sie kann austeilen, scheut keine Konfrontation. Seit 26 Jahren ist die Cricket-Anhängerin und begeisterte Köchin, die nach eigenen Angaben mehr als 100 Kochbücher im Schrank stehen hat, mit dem Banker Philip May verheiratet.

Ist Theresa May eine neue Eiserne Lady? Wie ihre Amtsvorgängerin Margaret Thatcher übernimmt die Frau mit der Vorliebe für auffällige Designerschuhe das Land in Krisenzeiten. Wie Thatcher präsentiert sie sich in vielen Punkten unnachgiebig. Doch bereits 2002 forderte Theresa May einen neuen Konservatismus, der sich sozialer präsentiert. Nun kündigt sie als Vorsitzende eben jenen an. „Wir glauben nicht nur an die Märkte, sondern an die Gemeinschaft. Wir glauben nicht nur an den Individualismus, sondern auch an die Gesellschaft“, sagt sie und klingt überhaupt nicht mehr nach Thatcher. Großbritannien müsse ein Land werden, „das nicht nur für die wenigen Privilegierten funktioniert“.

May weiß, welch schwierige Aufgaben auf sie zukommen. Tiefe Risse haben sich in der Gesellschaft des Königreichs aufgetan. Schottland will nicht gegen seinen Willen aus der EU geworfen werden und liebäugelt mit einem erneuten Unabhängigkeitsreferendum. Die Konservativen haben sich über die Europa-Frage zerstritten. In der Wirtschaftswelt herrscht Ungewissheit, und viele Experten erwarten bereits eine Rezession. Unzählige Menschen fühlen sich von Westminster verlassen und vergessen.

Bürger glauben an die neue Premierministerin

„May ist kompetent und stark. Sie wird das Land versöhnen und in Brüssel auf den Tisch hauen“, sagt Mary aus Nordengland, die gerade ihre Tochter in London besucht und sich in die Menge einreiht, die vor dem Gitter der Downing Street ausharrt. Ach ja: Außerdem, sagt sie, bewundere sie ihre auffälligen Designerschuhe. „Wir müssen endlich zur Ruhe kommen“, findet Denise, die ihr Fahrrad durch die Masse schiebt. „Dieses ganze Schmierentheater der letzten Wochen – unerträglich.“ Theresa May weiß, dass es die Zeit nicht zulässt, sich langsam im neuen Heim einzurichten und ihre Kochbuch-Sammlung aufzustellen. Der Job hat begonnen.

Wer den Machtwechsel am Mittwoch beobachtet, benötigt Ausdauer. Cameron tritt am späten Nachmittag mit seiner Familie aus dem Haus und richtet seine letzten Worte als Regierungschef an die Bevölkerung, dankt seiner Frau, „der Liebe seines Lebens“, und allen Mitarbeitern, Weggefährten und Briten. „Es war die größte Ehre meines Lebens, als Premierminister gedient haben zu dürfen.“ Und: „Es war keine einfache Reise und natürlich haben wir nicht jede Entscheidung richtig getroffen, aber ich glaube, dass unser Land heute sehr viel stärker dasteht.“

Erst am Abend fährt er zum Buckingham-Palast, um den formalen Akt zu beschließen. Bei Königin Elizabeth II. reicht er sein Rücktrittsgesuch ein, sie nimmt dieses wenig überraschend an. Was Ihre Majestät wirklich über die vergangenen Wochen denkt, die von bitterbösen persönlichen Attacken, Intrigen und Lügen dominiert waren, bleibt ihr Geheimnis. Schließlich hält sie sich stets zurück und aus der aktuellen Politik heraus.

Nur kurze Zeit später erscheint Theresa May mit ihrem Mann Philip zur ersten Audienz im Palast, auf die nun die traditionellen, wöchentlichen Treffen folgen werden. Zum 13. Mal während ihrer Zeit auf dem Thron ernennt die Queen einen neuen Regierungschef. Auf irgendwas im Land muss man sich ja noch verlassen können.

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