Tötung in Chemnitz: Einer der Verdächtigen kommt frei
Ein Verdächtiger wurde nach der Tötung in Chemnitz aus der Untersuchungshaft entlassen. Gegen einen weiteren Mann bleibt der Verdacht bestehen.
Rund drei Wochen nach dem Tötungsdelikt von Chemnitz ist einer der zunächst festgenommenen Männer wieder auf freiem Fuß. Das Amtsgericht Chemnitz hob am Dienstag den Haftbefehl gegen den 22-jährigen Iraker wieder auf, wie die Staatsanwaltschaft in Chemnitz mitteilte. Es bestehe derzeit kein dringender Tatverdacht, dass der Mann an dem Tötungsdelikt beteiligt gewesen sei. Ein weiterer, syrischer Tatverdächtiger bleibt hingegen in Untersuchungshaft.
Die Anwälte der beiden Verdächtigen hatten eine Haftprüfung beantragt. Die Umstände, die den Haftbefehl gegen den 23-jährigen mutmaßlichen Syrer wegen gemeinschaftlichen Totschlags begründeten, "haben sich im Lauf der Ermittlungen gegen ihn noch weiter verdichtet", erklärte die Staatsanwaltschaft. Zeugen hätten den Beschuldigten als einen derjenigen erkannt, der ein Messer mit sich geführt habe.
Tötung im Chemnitz: Verdacht gegen 22-Jährigen bestätigte sich nicht
Im Fall des beschuldigten mutmaßlichen Irakers bestätigten sich die Vorwürfe indes nicht. Zunächst hatten der Staatsanwaltschaft zufolge "mehrere Indizien" den dringenden Tatverdacht gegen den Mann begründet. So sei der Iraker gemeinsam mit dem anderen Beschuldigten nach der Auseinandersetzung in der Chemnitzer Innenstadt geflüchtet. Auch sei ein Messer gefunden worden, das den beiden Tatverdächtigen zunächst zugeordnet worden sei.
An dem Messer fanden sich allerdings keine DNA-Spuren des Irakers. Auch gebe es keine Zeugen, die gesehen hätten, dass er mit einem Messer zugestochen habe, erklärte die Staatsanwaltschaft. Deshalb wurde er aus der Untersuchungshaft entlassen.
In Chemnitz war Ende August ein 35-jähriger Mann erstochen worden. In dem Fall wird noch nach einem dritten Tatverdächtigen, der ebenfalls aus dem Irak stammen soll, international gefahndet.
Die Ermittler gehen davon aus, dass der weiter in Haft sitzende Syrer und der flüchtige Mann an dem Tötungsdelikt beteiligt waren. Nach Aussage der Staatsanwaltschaft wurde ein zweites Messer bei der Tat benutzt, das bisher aber nicht gefunden wurde. Zum Motiv und Hergang der Tat wurde bislang nichts mitgeteilt.
Anwalt: "Mein Mandant wurde zum Spielball der Politik"
Der Anwalt des freigelassenen Irakers übte heftige Kritik an den sächsischen Justizbehörden. Sein Mandant Yousif A. sei "rechtswidrig" und "ohne jeden Tatverdacht" in Untersuchungshaft festgehalten worden, erklärte der Strafverteidiger Ulrich Dost-Roxin. Dass er einer der Mittäter gewesen sein könnte, sei "ein Fantasiegebilde der Staatsanwaltschaft".
"Mein Mandant wurde zum Spielball der Politik", kritisierte Dost-Roxin. Zwischen dem Tötungsdelikt an Daniel H. und dem Asylverfahren seines Mandanten sei von der sächsischen Landesregierung und auch von einem Teil der Medien ein unzulässiger Zusammenhang hergestellt worden. Die spiele Rechtgspopulisten und Rechtsextremisten in die Hände, sagte Dost-Roxin in Chemnitz.
Das Tötungsdelikt zog zahlreiche Demonstrationen auch rechter Gruppen in Chemnitz nach sich, die teilweise in Gewalttätigkeiten mündeten. Zwei Rechtsradikale wurden bereits in Schnellverfahren wegen Zeigens des Hitlergrußes verurteilt. Vor mehr als zwei Wochen marschierte die AfD gemeinsam mit Pegida und anderen rechten Gruppen durch die Stadt, auch für diesen Freitag meldete die rechtspopulistische Bewegung Pro Chemnitz wieder eine Demonstration an.
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