Trump setzt am Nationalfeiertag auf Pomp und Patriotismus
Ungewohnt militärisch und ungewohnt staatsmännisch feierte US-Präsident Donald Trump den Nationalfeiertag in den USA - samt kleiner Pannen.
Der Regen fiel unaufhörlich. Er durchnässte die geladenen Gäste im abgesperrten VIP-Bereich wie im entfernten, durch einen Zaun abgetrennten öffentlichen Teil der National Mall. Und er floss in kleinen Bächlein an der Panzerglasscheibe herunter, hinter der Donald Trump seine groß angekündigte Rede zum Unabhängigkeitsfeiertag hielt. Doch das war nicht der einzige Grund, weshalb die Ego-Show des amerikanischen Präsidenten hinter den Erwartungen von Anhängern und Kritikern zurückblieb.
Anders als von den einen erhofft und den anderen befürchtet, verzichtete Trump vollständig auf seine notorischen Attacken gegen die oppositionellen Demokraten, die Presse oder die Einwanderer an der mexikanischen Grenze. „Mit dieser sehr besonderen Ehrenbezeugung für Amerika kommen wir heute als eine Nation zusammen“, sagte der von zwei Panzern auf dem Vorplatz des Lincoln-Memorials eingerahmte Regierungschef: „Wir feiern unsere Geschichte, unser Volk und die Helden, die stolz unsere Flagge verteidigen - die tapferen Männer und Frauen des Militärs der Vereinigten Staaten.“
Donald Trump präsentiert sich als Staatsmann
Mit viel Pomp, Pathos und Patriotismus versuchte Trump, sich als Staatsmann zu präsentieren. Sein 45-minütiger Vortrag folgte weitgehend dem Manuskript, das wichtige Momente der US-Geschichte und sonstige Pioniertaten von Amerikanern wie Auszüge aus Wikipedia-Artikeln aneinanderreihte.
Einmal erklärte Trump, die Armee habe während des Unabhängigkeitskrieges im 18. Jahrhundert „die Flughäfen übernommen“, was mutmaßlich auf einen Lesefehler vom Teleprompter zurückging, in den sozialen Medien aber für Heiterkeit sorgte. Ansonsten wäre der 45-minütige Vortrag staubtrocken geblieben, wenn er nicht sieben Mal durch die von Militärmusik begleiteten Überflüge diverser Kampfflugzeuge und Hubschrauber unterbrochen worden wäre. Dass die Bilder seiner Person durch die Regentropfen auf der Scheibe im Fernsehen verzeichnet waren und sich offensichtlich nicht zum Abdruck auf der Titelseite der großen Zeitungen am Freitag eigneten, dürfte Trump geärgert haben. Dafür ging die Zuschauerzahl auf der Mall deutlich in die Zehntausende.
Demokraten kritisieren Trumps Zeremonie
Wie nachhaltig sein Appell zur nationalen Einheit ist, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Beobachter sind skeptisch: Sie sehen in dem Auftritt eine politische Vereinnahmung des Militärs zu Wahlkampfzwecken. Der vordere Zuschauerbereich war komplett für Unterstützer des Präsidenten reserviert. Viele Militärführer blieben nach amerikanischen Medienberichten der Veranstaltung fern. Zwar genießt die Armee in der US-Öffentlichkeit einen äußerst positiven Ruf. Das Zurschaustellen von schwerem Waffengerät am Unabhängigkeitstag ist jedoch unüblich.
„Er kann den Soldaten danken. Die Panzer soll er auf dem Roten Platz lassen“, monierte Anthony Zinni, ein Vier-Sterne-General, der bis zum Jahreswechsel als Beauftragter für die Golfregion war.
Auch von den Demokraten kam Kritik: Die Zeremonie diene mehr dazu, Trumps „Ego zu streicheln als die amerikanischen Ideale zu feiern“, sagte Präsidentschaftsbewerber Joe Biden. Senator Chuck Schumer sprach von einem „verzweifelten Schrei nach Aufmerksamkeit“.
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