Trumps Rache
Der Präsident feiert sich selbst und droht kritischen Journalisten und Abgeordneten
Von den Aufgaben einer Regierungssprecherin hegt Sarah Sanders ganz eigene Vorstellungen. Die Vertraute des US-Präsidenten hat die regelmäßige Presseunterrichtung im Weißen Haus abgeschafft und antwortet selten neutral. „Welcher der wütenden und hysterischen Trump-Hasser lag am peinlichsten daneben?“, fragte sie am Dienstag via Twitter und hängte ein Fahndungsplakat mit Fotos von 32 Trump-kritischen Journalisten an. „Die Mainstream-Medien sind wahre Volksfeinde“, wetterte kurz darauf Donald Trump persönlich.
Nach dem Ende der beinahe zweijährigen Mueller-Untersuchungen fühlt sich der amerikanische Regierungschef im Aufwind und holt zum Gegenschlag gegen die Presse und die oppositionellen Demokraten aus. „Eine Reihe von Leuten haben sehr üble, böse Sachen gemacht“, erklärte Trump im Oval Office: „Ich würde sagen, sie haben unser Land verraten. Diese Leute werden wir uns anschauen.“
Es klang wie eine Drohung. Derweil verschickten seine Leute Listen von Abgeordneten, die Russland-Kontakte des Präsidenten angeprangert hatten, an viele Fernsehredaktionen und forderte, die Politiker müssten beim nächsten Interview zur Rechenschaft gezogen werden.
Sonderermittler Mueller hatte seinen Bericht am Sonntag an Justizminister William Barr übergeben. Der Inhalt ist geheim. Barr berichtete allerdings, dass Mueller keine Beweise für Absprachen des Trump-Lagers mit den Russen gefunden habe. Während Trump den Abschluss der Untersuchung als Rundum-Rehabilitierung betrachtet und Mueller, den er zuvor der „Hexenjagd“ bezichtigt hatte, plötzlich einen „ehrenwerten“ Mann nennt, befinden sich die Demokraten in einem schweren Dilemma. Sie haben gewaltige Erwartungen an die Untersuchung geknüpft und misstrauen nun der Zusammenfassung von Barr.
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