Bürgermeisterwahl in Istanbul wird zum Debakel für Erdogan
Der Oppositionskandidat Ekrem Imamoglu gewinnt bei der wichtigen Bürgermeisterwahl in der türkischen Metropole. Für Erdogans AKP wird die Wahl zum Debakel.
Binali Yildirim ist lange genug im Geschäft, um zu wissen, wann das Spiel aus ist. Zeitgleich mit der Veröffentlichung der ersten offiziellen Ergebnisse bei der Wiederholung der Bürgermeisterwahl in der türkischen Metropole Istanbul am Sonntagabend tritt der Kandidat vor die Kameras – und gesteht seine Niederlage ein. Er gratuliert dem Wahlsieger, dem Oppositionspolitiker Ekrem Imamoglu, zu dessen Erdrutschsieg.
Wahlsieg für Imamoglu in Istanbul ist eine Demütigung für Erdogan und die AKP
Imamoglu hat Yildirim und die Regierungspartei AKP in Istanbul nicht nur geschlagen, er hat sie mit einem Vorsprung von hunderttausenden Stimmen regelrecht gedemütigt. Neben Yildirim heißt der zweite große Verlierer dieses Abends Recep Tayyip Erdogan.
Knapp 54 Prozent der zehn Millionen Wähler votierten für Imamoglu, rund 45 Prozent für Yildirim; die verbleibenden Stimmen verteilen sich auf die Kandidaten von kleineren Parteien. Bei der regulären Wahl im März hatte Imamoglu mit einem Vorsprung von weniger als 14.000 Stimmen gewonnen. Jetzt sind es knapp 800.000.
Als Erdogan und die AKP nach der März-Wahl die Wahlkommission so lange unter Druck setzten, bis diese die Wiederholung anordnete, verärgerten sie damit viele Wähler offenbar so sehr, dass die Menschen jetzt erst recht für Imamoglu stimmten. Auch die AKP-Basis habe gegen die Entscheidung zur Neuwahl protestiert, kommentiert der Journalist Fatih Polat auf Twitter.
Warum die Bürgermeisterwahl in Istanbul so wichtig ist, lesen Sie hier.
Ekrem Imamoglu: Das ist der neue Bürgermeister von Istanbul
Nach 25 Jahren unter islamisch-konservativen Bürgermeistern bekommt die größte Stadt der Türkei jetzt mit Imamoglu zwar wieder einen frommen Muslim als Verwaltungschef, aber einen von links der Mitte. Er tritt rund eine halbe Stunde nach Yildirim vor die Mikrofone und lobt, die Türken hätten „der ganzen Welt gezeigt, wie stark ihre Demokratie ist“. Er beschwört eine Politik mit „Recht, Gerechtigkeit, Toleranz und Liebe“.
Der frühere Bezirksbürgermeister weiß, dass er von nun an Erdogans Hauptgegner in der türkischen Politik ist. Rhetorisch stellt sich Imamoglu schon auf eine Stufe mit dem Staatspräsidenten, an den er sich ausdrücklich wendet. Es sei „wichtig, dass wir zusammenarbeiten“, ruft er Erdogan zu.
Präsident Erdogan tritt am Wahlabend nicht mehr öffentlich auf
Für diesen dagegen ist der Abend nicht nur eine politische, sondern auch eine persönliche Katastrophe. Im Jahr 1994 hatte er seine Karriere als Istanbuler Bürgermeister begonnen. Jetzt verliert seine Partei die Herrschaft über seine Heimatstadt, nachdem sie im März bereits die Macht in der Hauptstadt Ankara und anderen Städten verloren hatte.
In den letzten Tagen hatte sich Erdogan in den Wahlkampf eingeschaltet, um das Blatt noch zu wenden. Doch die Wähler folgten ihm nicht mehr. Einige Beobachter rechnen nun mit vorgezogenen Neuwahlen. Der Journalist Hakki Özdal schrieb auf Twitter, das gesamte von Erdogan errichtete Präsidialsystem stehe jetzt zur Disposition.
Per Twitter gratuliert Erdogan dem Wahlsieger noch am späten Abend. Binali Yildirims Eingeständnis der Niederlage wiederum hat klargemacht, dass die AKP nicht erneut versuchen wird, das Wahlergebnis anzuzweifeln. Doch was Erdogan über die Wahl denkt, bleibt zunächst sein Geheimnis: Der Präsident zeigt sich nicht in der Öffentlichkeit.
Die Diskussion ist geschlossen.
endlich haben die menschen in der Türkei erkannt was für ein Antidemokrat Erdogan und seine Gefolgsleute sind !!!wann erkennen es die Glaubensfanatiker in Deutschland auch ,ich meine die mit Türkischen Wurzeln und Kämpfen gegen das Verbrechen an den Menschen in der Türkei an !!