Türkei nimmt Schwester des früheren IS-Chefs Al-Bagdadi fest
Die Türkei nimmt Al-Bagdadis Schwester in Nordsyrien gefangen und hofft auf Informationen über die Terrormiliz. Ein Regierungsvertreter spricht von einer "Goldmine".
Gut eine Woche nach dem Tod des Chefs der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), Abu Bakr al-Bagdadi, hat die Türkei nach eigenen Angaben dessen Schwester in Nordsyrien gefangen genommen. Ein Regierungsvertreter sagte der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag, die Schwester heiße Rasmija Awad und sei im nordsyrischen Asas festgesetzt worden. Ihr Ehemann, ihre Schwiegertochter und fünf Kinder seien bei ihr gewesen und in Gewahrsam genommen worden.
Der Chef der Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Rami Abdel-Rahman, bestätigte, dass es sich um Al-Bagdadis Schwester handle. Sie sei in einem Lager in der Nähe der Stadt Asas festgesetzt worden. Es gab zunächst keine Angaben dazu, was ihr genau vorgeworfen wird.
Al-Bagdadis Schwester wird wohl in Asas verhört
Unklar war auch, wo die Schwester festgehalten wird. Nach Angaben des türkischen Regierungsvertreters wird sie in Asas verhört. Abdel-Rahman dagegen sagte: "Sie wurde von pro-türkischen Rebellen gefasst und mit einem Flugzeug in die Türkei gebracht."
Die Informationen, die die Türkei durch Awad erhalte, seien eine "Goldmine", sagte der türkische Regierungsvertreter. Ihr Wissen über den Islamischen Staat (IS) könne dazu beitragen, weitere Mitglieder der Terrormiliz festzusetzen. "Was wir erfahren, wird der Türkei helfen, sich und den Rest Europas besser vor Terroristen zu schützen."
Der Kommunikationsdirektor des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, Fahrettin Altun, schrieb auf Twitter: "Die Festnahme von Al-Bagdadis Schwester ist ein weiteres Beispiel für den Erfolg unserer Terrorismusbekämpfung." Details nannte er nicht.
Bericht: Al-Bagdadi soll fünf Brüder und mehrere Schwestern gehabt haben
Asas liegt in der Provinz Aleppo wenige Kilometer von der syrisch-türkischen Grenze entfernt. Bis zum Ort Barischa, wo sich Al-Bagdadi bis zu seinem Tod versteckt hielt, sind es rund 80 Kilometer. Seit einer türkischen Militäroffensive im Jahr 2016 wird die Gegend von syrischen Rebellen kontrolliert, die mit der Türkei verbündet sind. Insgesamt war die Türkei dreimal in Syrien einmarschiert, zuletzt Anfang Oktober in einer Offensive gegen die Kurdenmiliz YPG.
Über die Zahl und den Verbleib der Geschwister Al-Bagdadis ist wenig bekannt. Nach Informationen der New York Times hatte der IS-Chef fünf Brüder und mehrere Schwestern. Autor William McCants zufolge, der lange zum IS geforscht hat, dienten zwei Brüder in der irakischen Armee. Einer von ihnen fiel im Krieg gegen den Iran (1980-88).
Spezialkräfte des US-Militärs hatten Al-Bagdadi Ende Oktober in einem Gehöft in der nordwestsyrischen Provinz Idlib aufgespürt. Dort zündete er US-Angaben zufolge eine Sprengstoffweste. Der IS bestätigte später den Tod des Anführers und benannte Abu Ibrahim al-Haschimi al-Kuraischi zum Nachfolger. (dpa)
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