US-Präsident Trump lässt die Panzer anrollen. Die Großübung „Defender Europe 2020“ versetzt Deutschland und Europa in den Kalten Krieg zurück.
Die Älteren werden sich noch an „Kecker Spatz“ erinnern. 1987 bretterten 75.000 Soldaten bei diesem Militär-Manöver durch Baden-Württemberg und Bayern. Mit ihren Panzern und schweren Lkw pflügten sie Felder um, rissen Häuserecken weg und machten Straßen unbrauchbar. Diese und andere monströse Großübungen waren eine Belastung für das Land. Vor dem Hintergrund des Kalten Krieges zwischen Westmächten und Ostblock schienen sie jedoch notwendig. Nach Jahren erholsamer Manöver-Pause geht es jetzt wieder los: Anfang 2020 werden 37.000 Soldaten in Deutschland Krieg üben. „Defender Europe 2020“ ist das nach US-Angaben größte Manöver der letzten 25 Jahre und die Frage ist: Was soll das?
USA will mit Militär-Manöver Stärke gegenüber Russland demonstrieren
Die Menschen in den Nato-Frontstaaten des Baltikums sowie in Polen haben Angst vor Russland, und das zu Recht. Am Beispiel der Krim erlebten sie, wie schnell sich Moskau fremdes Territorium einverleibt. Die USA wollen nun beweisen, dass sie schnell 20.000 Soldaten über den Großen Teich bringen und mit den Armeen vor Ort zu einer mächtigen Streitkraft formen können, um die Russen in Schach zu halten. Doch die Furcht lässt sich dadurch nicht vertreiben. Manöver lösen keine Probleme, sie schaffen allenfalls neue.
Gewalt erzeugt Gegengewalt, diese Regel können auch die USA nicht außer Kraft setzen. Ganz im Gegenteil: Es ist kein Zufall, dass „Defender 2020“ in die Zeit von US-Präsident Donald Trump fällt. Der Amerikaner ist ein ähnlich selbstverliebter und krawallorientierter Politiker wie sein Gegenstück Putin, nur für die Oben-ohne-Bilder des russischen Präsidenten fehlte Trump bislang der Mut. Stattdessen lässt der oberste Befehlshaber der USA Panzer anrollen.
Die alten Männer Trump und Putin frönen noch dem analogen Krieg
Trump und Putin sind alte Männer, was deshalb erwähnt werden muss, weil sie noch dem analogen Krieg frönen, in dem Befehlshaber Truppen in Stellung bringen und trauernden Familienangehörigen feierlich einen Orden überreichen. Diese Relikte des Kalten Krieges bestehen fort, weil die Rüstungsindustrie Verträge erfüllen und ihre Lager leeren muss, bevor sie gänzlich auf den Krieg 4.0 umrüstet, der mit Drohnen und Computern geführt wird.
Trump geht auf Kosten Deutschlands das Risiko ein, dass es an der Grenze zu Missverständnissen kommt. Der Grat zwischen Übung und Ernstfall ist schmal, nicht ohne Grund wurden im Wiener Dokument Regeln für Manöver festgelegt. Aktivitäten müssen angekündigt werden, ab einer bestimmten Anzahl von Waffen und Soldaten sind Beobachter hinzuzuziehen. Das Auswärtige Amt sah sich bereits veranlasst, „maximale Transparenz“ zu versichern, „um Vertrauen zu bilden und eine Bedrohungswahrnehmung bei anderen gar nicht erst aufkommen zu lassen“.
USA und Russland sollten besser ein neues Abkommen schließen
Statt den Krieg zu üben, wären Russland und die USA besser beraten, endlich das Nachfolgedokument zum Vertrag über Konventionelle Streitkräfte in Europa (KSE) zu ratifizieren. Damit würde militärisches Gleichgewicht auf niedrigem Niveau hergestellt, was allemal viel besser ist, als damit anzugeben, wer die größten Truppen und den modernsten Panzer hat.
Deutschland sollte sich vor dem Hintergrund seiner Geschichte in Demut üben, doch das Gegenteil ist der Fall. „Die Übung ist Ausdruck unserer transatlantischen Solidarität und fügt sich in ständige Bemühungen, die Verteidigungsfähigkeit zu stärken“, erklärte die Regierung in vorauseilendem Gehorsam. Gleichzeitig schwant ihr, dass „Defender 2020“ bei der Bevölkerung einigen Stress auslösen wird: „Während der Osterfeiertage“, versprach das Verteidigungsministerium bereits, „soll es zu keinen Truppenbewegungen kommen.“
Lesen Sie dazu auch: Kritik an größtem Militär-Manöver in Deutschland seit 25 Jahren
Die Diskussion ist geschlossen.
Also Herr Lange, ich habe mehr Angst - wenn ich da so wie Sie formuliere - vor der Militärdoktrin der USA noch dazu mit einem unberechenbaren Präsidenten als vor allen Russen und Chinesen zusammen.
Abraham Lincoln soll einmal gesagt haben: „Ich zerstöre meine Feinde indem ich sie zu meinen Freunden mache.“ US-Präsident Trump und unsere Bundesregierung sollten den Spruch befolgen, statt Panzer rollen zu lassen und mit „Defender Europa 2020“, dem größten Manöver der Nato seit 25 Jahren, den neuen Kalten Krieg, das Wettrüsten und die Konfrontation weiter und verstärkt zu eskalieren. Frieden in Europa kann es nur mit und nicht gegen Russland geben. Nicht mit Säbelrasseln, sondern mit Abrüstung schafft man das Vertrauen, das notwendig für einen dauerhaften Frieden ist.
Abraham Lincoln, Herr Stampfer, war ein weiser Mann. Er sah sich aber auch noch nicht dem Druck einer gigantischen Rüstungsindustrie ausgesetzt, die an Frieden so überhaupt kein Interesse hat.
Bundeswehr abschaffen - Grenzen sind überflüssig - das macht Vielfalt durch andere Menschen.
Vielfalt wie im Donezbecken oder in Kurdistan - prima!
"Vielfalt wie im Donezbecken oder in Kurdistan - prima!"
Dafür, dass uns die Bundeswehr bislang vor dieser "Vielfalt" bewahrt hat, können wir ihr nicht dankbar genug sein . . .
Menschen mit klarem Verstand und klarer Sicht haben längst erkannt, dass es auf der Welt immer wieder zu expansiven Maßnahmen anderer Staaten und Bevölkerungsgruppen kommt.
Gerade als Deutscher sollte man sich hier seiner Vergangenheit demütig bewusst sein - auch das ist angemessene Erinnerungskultur!
@ PETER P.
"dass es auf der Welt immer wieder zu expansiven Maßnahmen anderer Staaten und Bevölkerungsgruppen kommt . . ."
Das klingt so nach unausweichlichem Schicksal, nach "in der Natur des Menschen begründet". Ist es aber nicht . . .
Hauptursachen für bewaffnete Konflikte sind sehr häufig u. a. wirtschaftliche Motive, z. B. Kampf um Ressourcen, um Profite von Unternehmen, besonders der Rüstungsindustrie, Nationalismus, Rassismus, demagogische Hetze, religiöser Fundamentalismus, hohes Wohlstandsgefälle.
Ein objektiver Vergleich der Rüstungsausgaben der NATO-Staaten mit denen des "Feindes" Russland sollte zu denken geben.
>> Ein objektiver Vergleich der Rüstungsausgaben der NATO-Staaten mit denen des "Feindes" Russland sollte zu denken geben. <<
Man kann mit weniger Geld viel Erfolg im Krieg haben - man muss nur skrupelloser sein. Man kann mit Fassbomben genau so gut töten wie mit millionenschweren cruise-missiles.
https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-12/syrien-luftangriff-idlib-russland-tote-kinder
>> Russische Kampfflugzeuge sollen im Nordwesten Syriens Bomben abgeworfen und dabei mindestens zehn Zivilisten getötet haben, darunter sechs Kinder. <<
Und diese Kinder in den islamofaschtisch dominierten Regionen Syriens sterben genau so durch Bombenangriffe wie damals Kinder in Nazi-Deutschland.
Wir können schon begründet russische Fähnchen schwenken; nur dieses gespielte Gutmenschentum bei den Russlandfreunden ist mehr als nur verstörend.
@ PETER P.
"Und diese Kinder in den islamofaschtisch dominierten Regionen Syriens sterben genau so durch Bombenangriffe wie damals Kinder in Nazi-Deutschland."
Was wollen Sie denn damit sagen? In "Nazi-Deutschland" waren es i. d. R. amerikanische und britische Bomben. Wie auch in unserer Zeit in Afghanistan oder im letzten Irak-Krieg der Amis, einer Haupt-Ursache des ganzen Schlamassels im Nahen Osten.
"Man kann mit weniger Geld viel Erfolg im Krieg haben - man muss nur skrupelloser sein."
Wenn das so einfach ist, sollten auch wir den Rüstungsetat kürzen, statt ihn immer mehr auf Drängen der Rüstungslobby und der US-Administration zu erhöhen.
Ob amerikanische oder britische Bomben mit mehr Skrupel Zivilisten ins Jenseits befördern als russische, dürfte den Opfern in Dresden, Hiroshima und Nagasaki genauso egal gewesen sein, wie jenen in Bagdad.
Krieg ist immer skrupellos, Kinder sind die Hauptleidtragenden und können am Allerwenigsten dafür. Egal ob Fassbomben zum Einsatz kommen oder die Kämpfe mit Lenkraketen und Drohnen völlig skrupellos nach Art eines Computerspiels vom Schreibtisch in Ramstein aus geführt werden.
Die "Guten", also der Westen, die NATO sollten das Wort Provokation gegenüber den "Bösen", also Rußland, China und Nordkorea eigentlich nicht mehr in den Mund nehmen.
Wenn der Westen Krieg spielt nennen wir das „Übung“.
Wenn exakt das selbe in Russland oder China geschieht, dann sprechen wir von „Säbelrasseln“, „Machtdemonstration“, ... .
Dieser Doppelstandard ist genau wie die bevorstehende NATO Provokation abzulehnen!
"Die alten Männer Trump und Putin frönen noch dem analogen Krieg"
Viel spannender wäre es für uns Deutsche natürlich, würden die beiden den "nuklearen Krieg" vorbereiten.
Raten Sie mal, von welchem der beiden folgender Spruch stammt: „Wenn wir Atomwaffen haben, warum setzen wir sie nicht ein?“
Bei richtiger Antwort, müsste eigentlich klar sein, bei welchem der Herrn bezüglich seines Geisteszustandes die größeren Sorgen gerechtfertigt sind.
(edit/mod)