Ex-Botschafter: "Wie wenn man ein Streichholz neben einem Kanister anzündet"
Exklusiv Bei Massakern sterben über 30 Menschen. John Kornblum sagt, die USA benötigten einen Präsidenten, der beruhigt. Doch Trump betone die Differenzen.
Nach dem blutigen Wochenende mit mehr als 30 Toten bei zwei Amokläufen in den USA wächst die Kritik an Präsident Donald Trump. „Die Stimmung im Land ist gereizt“, sagt der frühere amerikanische Botschafter in Deutschland, John Kornblum, unserer Redaktion. Selbst wenn den Präsidenten keine direkte Schuld an den Amokläufen treffe, sei er zumindest mit-verantwortlich. „Es ist ein bisschen, wie wenn man ein Streichholz neben einem Benzinkanister anzündet.“
Kornblum: Trump betont die Differenzen
Eigentlich benötige Amerika gerade jetzt einen Präsidenten, der die Menschen beruhigen könne. „Stattdessen betont er die Differenzen“, sagt Kornblum. „Er scheint zu glauben, dass er mehr Zuspruch erhält, je weiter er nach rechts rückt.“ Ob seine Basis das weiter mitträgt? Da ist auch John Kornblum ratlos: „Das kann niemand sagen.“
Auch aus den Reihen der deutschen Politik muss sich der US-Präsident Vorwürfe gefallen lassen. „Jeder Gewalttäter hat ein eigenes Motiv und ist für sein Handeln selbst verantwortlich“, betont Alexander Graf Lambsdorff gegenüber unserer Redaktion. „Aber Trumps Sprache trägt zu einem Klima des Nationalismus und der Konfrontation in der amerikanischen Gesellschaft bei.“ Es könne passieren, so der FDP-Außenpolitiker, dass sich Gewaltbereite und sogar Terroristen wie in El Paso dadurch in „ihren abstrusen Überzeugungen“ bestärkt fühlen. „Das Amt des US-Präsidenten verleiht seiner Stimme ein besonderes Gewicht und geht deshalb auch mit einer besonderen Verantwortung einher“, mahnt Lambsdorff. (huf)
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