Hillary Clinton will den K.-o.-Sieg gegen Sanders
Hillary Clinton hat bereits genügend Unterstützer für die Kandidatur der Demokraten. Aber sie setzt auf die absolute Mehrheit an der Basis.
Zum ersten Mal in der US-Geschichte hat eine Frau genug Delegierte, um eine der beiden großen Parteien ins Rennen ums Weiße Haus zu führen. Schon vor der gestrigen Vorwahl in sechs Bundesstaaten bescheinigten Medien der demokratischen Spitzenreiterin Hillary Clinton, die nötigen Stimmen beisammen zu haben. Das Ergebnis war allerdings vorläufig, weshalb Rivale Bernie Sanders zunächst gelobte, weiterzukämpfen. Eine Entscheidung über seine weitere Strategie wurde von der Vorwahl in Kalifornien erwartet. Das Ergebnis der dortigen Primary stand bis Redaktionsschluss noch aus.
2382 Stimmberechtigte müssen Bewerber beim Nominierungskonvent im Juli hinter sich haben, um die demokratische Kandidatur zu gewinnen. Hillary Clinton habe inzwischen genau einen mehr, meldete die Nachrichtenagentur Associated Press am Montagabend. Das kam überraschend, denn gemeinhin war erwartet worden, dass Clinton die Vorwahlen am Dienstag benötigen würde, um die magische Grenze zu überschreiten.
Großteil der Superdelegierten für Hillary Clinton
Clinton hatte in den vergangenen Tagen aber verstärkt Zulauf aus dem Kreis der sogenannten Superdelegierten erhalten: Neben den gut 4000 Delegierten aus den Bundesstaaten können auch mehr als 700 Mandats- und Würdenträger der Partei über die Nominierung abstimmen. Im Gegensatz zur normalen Abgeordneten sind sie nicht an die Vorwahlergebnisse gebunden. Der neusten Umfrage zufolge hatten sich bis Montag 571 von ihnen für Clinton ausgesprochen; mehrere andere große US-Medien haben das bestätigt. Zusammen mit den 1812 Stimmberechtigten, die durch Vorwahlen auf Clinton festgelegt sind, kam für sie bis Dienstag die Zahl von 2383 zustande.
Superdelegierte können ihre Meinung bis zum Parteitag allerdings jederzeit ändern – darauf wies Clintons Konkurrent Bernie Sanders umgehend hin. „Unsere Aufgabe bis zum Parteitag ist nun, diese Superdelegierten davon zu überzeugen, dass Bernie mit Abstand der beste Kandidat gegen Donald Trump ist“, erklärte ein Sprecher.
Hillary Clinton hofft auf einen deutlichen Sieg
Doch schon bei den Vorwahlen am gestrigen Dienstag hatte Clinton theoretisch die Chance, auch ohne Superdelegierte auf die nötige Stimmenanzahl zu kommen – durch Erdrutschsiege in New Jersey und dem bevölkerungsreichsten Bundesstaat Kalifornien. Mit 475 zu vergebenden Delegierten konnte vor allem Kalifornien über den weiteren Fortgang entscheiden. Dass Clinton dort zumindest die Mehrheit erringen würde, galt im Vorfeld als sicher. Und sie hat bereits klar gemacht, welche Konsequenzen sie von Sanders erwartet: „Morgen ist es genau acht Jahre her, dass ich meine Kandidatur zurückgezogen und mich für den damaligen Senator Obama ausgesprochen habe“, sagte sie am Montag in der Nähe von Los Angeles vor Reportern. „Ich glaubte, dass es das Richtige war.“
Abgestimmt wurde gestern auch in New Mexico, North Dakota, South Dakota und Montana. Der selbst ernannte Sozialist hoffte auf einen deutlichen Sieg, der ihn auf Augenhöhe bringen und Superdelegierten einen Lagerwechsel schmackhaft machen könnte. Hinter vorgehaltener Hand räumte sein Umfeld indes ein, dass der Kampagne ohne einen solchen Triumph die Argumente ausgehen.
Obama spricht sich wohl für Hillary Clinton aus
Sanders’ Rückhalt bei der Parteielite ist fraglich, manche zweifeln umgekehrt auch an seiner eigenen Loyalität. Der 74-jährige sitzt seit 1991 als Unabhängiger im Kongress und ist erst 2015 für seine Präsidentschaftskandidatur Demokrat geworden. Er steht zunehmend unter Druck, sich aus dem Rennen zurückzuziehen, um Clinton die Konzentration auf Trump zu ermöglichen. Präsidentensprecher Josh Earnest hat angedeutet, dass Barack Obama sich je nach Ausgang der Vorwahlen schon diese Woche für seine ehemalige Außenministerin aussprechen könnte; am Wochenende hat Obama mit Sanders telefoniert.
Die Ergebnisse aus Kalifornien wurden heute erwartet.
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