CSU-Urgestein Peter Gauweiler warnt seine Partei vor Modernisierung - und lobt Sahra Wagenknecht
Exklusiv „Die CSU darf keine Mainstream-Partei werden - Stammkundschaft geht vor Laufkundschaft“, sagt Gauweiler. Und findet ausgerechnet Lob für eine Linken-Politikerin.
Der langjährige CSU-Spitzenpolitiker Peter Gauweiler hat seine Partei davor gewarnt, sich auf ihrem Modernisierungskurs am Zeitgeist zu orientieren. „Die letzten sechs Jahre waren ein Wechselbad der Gefühle. Zwischen AfD-Nachmacherei und den Gesprächen mit Bäumen. Nimmt man uns das ab?“, fragte Gauweiler im Interview mit unserer Redaktion und stellte klar: „Die CSU darf keine Mainstream-Partei werden. An der Spitze des Fortschritts zu stehen heißt bei uns nach wie vor, auch konservativ zu sein. Erkennbar, sichtbar, hörbar.“ CSU-Chef Markus Söder hatte zuletzt dafür geworben, nicht nur die Stammkundschaft der Partei zu bedienen. Gauweiler konterte mit einer Aussage der CSU-Ikone Franz Josef Strauß: „Von FJS stammt der Satz: Stammkundschaft geht vor Laufkundschaft und er hatte recht damit.“
Dass CSU-Generalsekretär Markus Blume kürzlich appellierte, die CSU solle die Finger von Identitätsthemen lassen, hält Gauweiler für falsch. „Noch vor wenigen Jahren hat die CSU in Berlin ein Heimatministerium gegründet, dessen Aufgabe die Wahrung der Identität unserer Heimat bestimmen sollte. Sollen wir davon wirklich die Finger lassen? Als ich diese Empfehlung unseres Generalsekretärs las, der gerade den Wahlkampf vorbereitet, musste ich an den Augsburger Bert Brecht denken und seine Parabel von Herrn Keuner. Herr Keuner, was tun Sie gerade? Herr Keuner: Oh ich habe viel Mühe, ich bereite gerade meinen nächsten Irrtum vor.“
Lobende Worte fand Gauweiler hingegen für das neue Buch der früheren Linken-Chefin Sahra Wagenknecht. „Sie schreibt ja gegen die Dominanz des Linksliberalismus an und liest uns dabei unsere eigenen Gedanken vor. Für religiösen Glauben, für Wertschätzung von Traditionen und für die Nation als Bezugsrahmen sei bei den Linksliberalen kein Platz. Entschuldigung, das muss eine vormalige Vorsitzende der Linken uns aufschreiben“, sagte Gauweiler und forderte seine Parteifreunde auf, sich ein Vorbild zu nehmen: „Hallo liebe Bürgerliche, lasst Euch diese Werte nicht ausreden! Und landet damit einen Bestseller. Markus Söder hört das sicher ganz genau.“
Lesen Sie das ganze Interview hier: "Mit Alfred Sauter wäre Deutschland nicht Schlusslicht beim Impfstoff"
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