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G20-Gipfel
04.07.2017

Unterwegs in Äthiopien: Welche Chancen Afrika bietet

Drei Generationen, drei unterschiedliche Leben: Guday Zewde, 60, wäre gerne noch einmal 18, wie Enkelin Sebil Tadesse. Oder zumindest 40, wie Tochter Sirma Yegoraw (von links).
Foto: Andrea Kumpfbeck

Für viele Menschen in Äthiopien ist das Leben besser geworden. Projekte helfen, Felder zu bewirtschaften und bieten den Jüngeren eine Ausbildung. Auch Deutschland will profitieren.

Mekane Selam Guday Zewde ist zwölf, als ihre Eltern sie verheiraten. Mit einem Mann, der 20 Jahre älter ist als sie und den sie nie zuvor gesehen hat. „Ich wollte das nicht“, sagt die heute 60-Jährige, „ich war ein Kind.“ Ein Jahr lang harrt sie in der Hütte ihres Ehemannes aus – verschreckt, verzweifelt, verstört. „Ich habe nur geweint“, erzählt Guday Zewde, „immer nur geweint.“ Eines Tages läuft sie weg, heim zu den Eltern. Die nichts Besseres zu tun haben, als einen neuen Ehemann für sie zu suchen. Ein paar Wochen später ist sie wieder verheiratet. Mit einem Burschen, acht Jahre älter als sie. „Er war ein guter Mann“, sagt Guday Zewde, an deren hagerem, tief zerfurchtem Gesicht man ablesen kann, dass sie viel durchgemacht hat in ihrem Leben.

Als kleines Mädchen wird sie beschnitten, weil es die Tradition so verlangt in Äthiopien. Sie darf nicht zur Schule, weil das für Mädchen nicht üblich ist im Dorf. Stattdessen muss sie Wasser holen und Brennholz sammeln. Jeden Tag trägt sie den gelben Plastikkanister vier Stunden weit zur Wasserstelle – und schleppt die 25 Liter Wasser auf dem Rücken dann wieder zurück.

Wenn Guday Zewde ihre Geschichte erzählt, kommt ihr kein Lächeln über die Lippen. Sie erzählt von einem harten Leben in Afrika – so, wie man es sich in Europa vorstellt. Von Armut, Elend und Not. Von schwerer Arbeit auf dem Feld, wo der Pflug noch vom Ochsen gezogen wird. Von den neun Kindern, die sie bekommen hat. Und davon, dass sie schon fast 40 war, als sie zum ersten Mal Schuhe trug – weil sie sich zuvor die einfachen Plastikschlappen nicht leisten konnte.

Heute dürfen auch Frauen studieren

Bei der Frage allerdings, ob sie gerne noch einmal jung wäre, fängt die alte Frau schallend an zu lachen. „Aber klar doch“, sagt sie glucksend, weil sie die Idee so lustig findet, ein Leben wie ihre Enkelin Sebil führen zu können. „Heute ist alles so viel einfacher, so viel schöner.“ Heute gibt es Autos für die weiten Strecken, die sie zu Fuß gelaufen ist. Es gibt eine Getreidemühle für die Arbeit, die sie per Hand machte. Es gibt Universitäten, wo auch Mädchen studieren dürfen. Es gibt einen neuen Ofen aus Lehm, der zum Kochen viel weniger Brennholz braucht. Und es gibt einen Brunnen im Dorf, nur wenige Schritte von ihrem Haus entfernt.

„Die Zeiten haben sich geändert.“ Es ist der Satz, den Guday Zewde an diesem Nachmittag am häufigsten sagen wird. Und dass das gut ist für ihre Enkelin, für ihr Dorf, für Äthiopien. Wie sehr und wie schnell sich das Leben in Afrika in den letzten 50 Jahren gewandelt hat und welch riesige Chancen der Kontinent bietet, sieht man an Guday Zewdes Tochter Silma Yegoraw, 40, und ihrer Enkelin Sebil Tadesse, 18.

Denn die Familie hat es – mit deutscher Hilfe – geschafft. Sie hat heute ein besseres Leben, eine Perspektive. Sie ist ein Beispiel für den aufstrebenden Kontinent mit seiner jungen, dynamischen Bevölkerung, die sich bis 2050 auf 2,4 Milliarden verdoppeln wird. Seit der Jahrtausendwende gilt Afrika nicht mehr nur als Krisenherd und hilfsbedürftiges Armenhaus, sondern als Kontinent mit viel Potenzial und einer langsam wachsenden Mittelschicht, die hungrig ist nach Konsumgütern.

Was fehlt, ist Arbeit für diese junge Generation. In Äthiopien sind 60 Prozent der Jugendlichen arbeitslos, mehr als 20 Millionen zusätzliche Jobs braucht Afrika jährlich. Sonst wird die hohe Jugendarbeitslosigkeit auch für Europa zum Problem, weil noch mehr Menschen in Schlepperbooten übers Mittelmeer kommen. „Wir müssen die Fluchtursachen vor Ort bekämpfen“, fordert Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) daher immer wieder. Und meint: mehr Unterstützung und Investitionshilfen für Staaten, die auch selbst etwas tun. Die Fortschritte machen in Sachen Korruptionsbekämpfung, Rechtssicherheit und Menschenrechte. Und die zu Reformen bereit sind.

Die Bundesregierung nimmt dazu in diesem Jahr 300 Millionen Euro in die Hand, um Berufsbildung und Beschäftigungsprogramme zu finanzieren. Unter dem Motto „Partnerschaft mit Afrika“ nutzt Kanzlerin Angela Merkel die G20-Präsidentschaft, um den Kontinent beim Treffen der Staats- und Regierungschefs am Freitag und Samstag in Hamburg in den Fokus zu rücken.

Äthiopien hat viel erreicht. Fast überall im Land haben die Kinder Zugang zu Grundschulen. Sogar in kleinen Städten wie Mekane Selam mit etwa 12.000 Einwohnern wird eine Uni gebaut. Was fehlt, ist qualifiziertes Lehrpersonal, der Staat kommt mit der Ausbildung nicht hinterher. Und eben Jobs. Im vergangenen Jahr kam es zu massiven Unruhen, weil Uni-Absolventen keine Arbeit fanden. Um die Aufstände in den Griff zu bekommen, hat der äthiopische Staat umgerechnet rund 370.000 Euro für ein Programm versprochen, das Arbeitsplätze schaffen soll.

Die wenigsten wollen nach Europa

Denn gerade die gut ausgebildeten jungen Leute sind es, die andernfalls eine Zukunft im Ausland suchen. Nach offiziellen Schätzungen haben in den vergangenen Jahren jeweils 100.000 Äthiopier ihre Heimat verlassen. Heute sind es etwa 10.000 bis 20.000 im Jahr. Die wenigsten allerdings wollen nach Europa. „Sie wissen, dass die Fahrt übers Mittelmeer gefährlich ist“, sagt Muluneh Tolesa von „Menschen für Menschen“, der von Karlheinz Böhm gegründeten Äthiopienhilfe. Lebensgefährlich und teuer. Etwa 6000 Euro verlange ein Schlepper für die Reise. Erst vor kurzem habe der IS in Libyen 35 Äthiopier getötet, sagt Tolesa.

Außerdem wissen seine Landsleute, dass sie in Europa keine Chance auf Asyl haben, sagt Tolesa. Dass sie dort keiner haben wolle. „Es gehen nur noch die, die bei uns überhaupt keine Perspektive sehen und die den Tod im Mittelmeer in Kauf nehmen, um in Europa zu leben.“

Die meisten Äthiopier zieht es in die arabischen Länder, wo sie als Hausangestellte, Fahrer oder Bauarbeiter schuften. „Früher konnte man sicher sein, wenn jemand wegging, dass er ein gutes Leben hat“, sagt Muluneh Tolesa. Und ein gutes Einkommen, von dem er einen Teil nach Hause schicken kann. Entlang der Straße nach Mekane Selam sieht man, was aus dem Geld wird: Hier entstehen Neubaugebiete mit einfachen Häusern aus Holz oder Lehm, die sich Rückkehrer leisten können.

Junge Leute hoffen auf internationale Firmen

Inzwischen aber sei die Arbeit in den arabischen Ländern unsicher geworden. Geschichten von misshandelten Hausmädchen oder Bauarbeitern, die kein Geld für ihre Arbeit bekommen, kursieren. Vor zwei Jahren, sagt Muluneh Tolesa, seien über Nacht fast 200.000 Afrikaner aus den Arabischen Emiraten ausgewiesen worden. Darum hoffen viele junge Leute auf internationale Firmen aus Europa, Amerika oder China, die in Äthiopien Werke bauen und dort Kleidung produzieren, Schuhe oder Plastikwaren. Im Berufsbildungszentrum von „Menschen für Menschen“ werden 800 Jugendliche dafür ausgebildet.

Tsion Solomon, 19, schraubt an dem ausrangierten Motor eines Toyotas, erzählt, wie ihre Eltern sich gefreut haben, dass sie sich für Maschinenbau entschieden hat. Obwohl sie ein Mädchen ist, obwohl ihre Familie 20 Kilometer entfernt lebt. „Ich werde später eine Autowerkstatt eröffnen“, sagt sie. Weil es mehr Autos gebe in ihrem Land, seien auch mehr Werkstätten nötig.

Im Schatten ihres Steinhauses mit den zwei Zimmern, das die Familie neben der Strohhütte gebaut hat, erzählen Guday Zewde, ihre Tochter Silma Yegoraw und die Enkelin Sebil Tadesse von ihren Wünschen, ihren Träumen – und von der Realität. Drei Generationen, drei Geschichten. Vor sechs Jahren noch, sagt Silma Yegoraw, lebte sie mit ihrem Mann, der Mutter und den vier Kindern in der Hütte. Zusammen mit den Hühnern, dem Esel und der Kuh. Bis ein Entwicklungshelfer in ihr Dorf Mendewu kam, das keine halbe Stunde von der Provinzstadt Mekane Selam entfernt liegt.

Mendewu wird Teil des Projektgebiets der Stiftung „Menschen für Menschen“. Die Sozialarbeiter bringen den Bauernfamilien bei, dass Tiere nicht ins Haus gehören, sondern in einen eigenen Verschlag. Dass der Hof gefegt und von den Hinterlassenschaften der Hühner und der Kuh gesäubert werden muss, um die Gesundheitsrisiken zu mindern. Dass der rauchende Herd besser außerhalb der Hütte steht, damit die Kinder weniger husten. Und dass mit anderen Anbaumethoden, besserem Saatgut und dem richtigen Dünger das Feld genügend Ertrag bringt, um die Familie satt zu bekommen und einen Teil der Ernte sogar noch verkaufen zu können.

Sozialarbeiter klären über Verhütung auf

„Wir haben alles gemacht“, sagt Silma Yegoraw, die wie ihre Mutter beschnitten und zwangsverheiratet worden ist. Immerhin durfte sie neun Jahre zur Schule gehen. Silma Yegoraw hat vier Kinder bekommen, mehr sollen es auf keinen Fall werden, sagt die 40-Jährige. „Ich muss ihnen doch eine gute Ausbildung ermöglichen. Und wenn es mehr sind, geht das nicht.“ Was sie in Sachen Familienplanung unternimmt? „Verhüten. Mit der Spirale. Die vertrage ich am besten.“ Auch über dieses Thema haben die Sozialarbeiter die Frauen aufgeklärt.

Im Rahmen des Dorfentwicklungsprojektes hat Silma Yegoraw eine Ausbildung zur Näherin gemacht. Stolz zeigt sie ihre Singer-Nähmaschine, made in China, an der sie vor allem Schuluniformen fertigt. „Das Geschäft geht gut“, sagt sie. Vor drei Jahren hat sie es eröffnet. Ihr Mann konnte eine zweite Kuh und ein weiteres Stück Feld kaufen und auf der Bank ein Konto eröffnen. Sie sparen auf ein neues Haus, das sie an der Hauptstraße bauen wollen. Weil dort mehr Menschen vorbeikommen – und mehr Kunden für die Näherei.

Und Sebil, die 18-jährige Tochter? Sie ist der Genitalverstümmelung entgangen, da hat sich ihre Mutter durchgesetzt. Auch einen Mann darf sie sich selber suchen, sagt Silma Yegoraw. Einen, den die Tochter auch will. „Die Zeiten haben sich geändert“, meint die Mutter nur – und lacht.

Sebil ist in der neunten Klasse, die Klassenbeste. Sie will studieren, später fürs Radio arbeiten. Sie will sich um Landwirtschaftsthemen kümmern, sagt sie. Weil das die Zukunft ist in ihrem Land. Und weil viele noch zu wenig darüber wissen.

Dann will sie heiraten. Kinder? Ja, Kinder will sie auch, sagt Sebil. Zwei, höchstens. Ob sie nicht lieber nach Europa gehen will? Die junge Frau schüttelt den Kopf. „Was soll ich denn da?“, sagt sie nur. „Ich habe doch hier ein gutes Leben.“

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