
Das sind die Einflüsterer hinter den Kanzlerkandidaten


Im Wahlkampf wären die Spitzenkandidaten ohne die Hilfe von Strateginnen und Strategen komplett verloren. Auch Baerbock, Laschet und Scholz haben ihre Leute.
Die Parteien haben die heiße Wahlkampfphase zwar schon ausgerufen, derzeit mutet das Rennen um die meisten Stimmen aber eher lauwarm an. Vor allem die Grünen-Spitzenkandidatin Annalena Baerbock und ihre beiden Konkurrenten, Armin Laschet für die Union und Olaf Scholz als SPD-Bewerber, wären wohl gut beraten, würden sie endlich an Tempo zulegen. Genau das jedoch ist das Problem. Gut beraten scheint derzeit niemand von den Dreien. Was auch an den Strategen um sie herum liegen könnte. Wer sind die wichtigsten Strippenzieher, die Baerbock, Scholz und Laschet den Weg ins Kanzleramt ebnen wollen?

Annalena Baerbock
Auch für diesen Wahlkampf holten sich die Grünen Andreas Kappler ins Team, der bereits 2017 als Wahlkampfsprecher im Einsatz war. Kappler arbeitete schon vorher für die Partei, er ist bestens vernetzt und genießt Respekt bei den Journalistinnen und Journalisten. Hätte Baerbock ihn früher engagiert, wäre mancher Fehler in der Kommunikation wohl nicht passiert. Kappler teilt sich den Job mit Nicola Kabel, der Leiterin Presse und Kommunikation der Grünen. Wenn es mit dem Wahlerfolg von Baerbock nichts wird, muss sich auch Michael Scharfschwerdt fragen lassen, ob er die Kandidatin gut beraten hat. Der Marketing-Direktor bei der Unternehmensberatung A.T. Kearney steht den Grünen schon lange zur Seite, arbeitete unter anderem für Reinhard Bütikofer und in der Strategieberatung von Joschka Fischer. Scharfschwerdt stimmt sich eng mit Grünen-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner ab, der sich neben Robert Heinrich, dem Büroleiter der Parteivorsitzenden Baerbock und Robert Habeck, die nächsten Wochen noch Gedanken machen muss, wie er dem Grünen-Wahlkampf mehr Würze verleihen kann.

Armin Laschet
Die Wahlkampf-Strategen von Armin Laschet haben derzeit den wohl bittersten Job. Was sie auch versuchen – der Kanzlerkandidat fällt in den Umfragen zurück. Wobei sie im Konrad-Adenauer-Haus davon ausgehen, dass die Talsohle jetzt erreicht ist. In der Parteizentrale sitzt zum einen CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak. Er kümmert sich etwa um Plakatierung und Auftritte, hat aber auch bewiesen, dass er den digitalen Wahlkampf beherrscht. Als Leiterin der Wahlkampfkommunikation hat sich Laschet die Journalistin Tanit Koch ins Team geholt. Die ehemalige Bild-Chefredakteurin weiß, wie sich Schneisen in den Mediendschungel schlagen lassen. Sollte sie Laschet zum Sieg verhelfen, könnte sie neue Regierungssprecherin werden. Im Hintergrund wirkt Mark Speich am Laschet-Wahlkampf mit. Der eloquente Staatssekretär leitet die NRW-Landesvertretung in Berlin, die architektonisch wie politisch eine Wucht ist. Schließlich ist da noch Nathanael Liminski. Den Chef der Düsseldorfer Staatskanzlei kannte außerhalb von NRW kaum jemand – bis die SPD per Wahlkampfspot seine angeblich strengreligiöse Haltung anprangerte. Dem langjährigen CDU-Mitglied und Ziemiak-Vertrauten wird das noch mehr Ansporn sein, seinen Chef in die Spitzenposition zu befördern.

Olaf Scholz
Wer zu Olaf Scholz will, muss erst einmal an seinem Sprecher Steffen Hebestreit vorbei. Der überragt seinen Chef mindestens um Haupteslänge, an Selbstbewusstsein mangelt es ihm nicht. Hebestreit war Parlamentskorrespondent und hielt seine Kontakte zu den Kolleginnen und Kollegen, als er auf die andere Seite wechselte. Scholz profitiert seit Jahren von diesem Netzwerk. Hat man Hebestreit bewältigt, kann es sein, dass sich einem mit Wolfgang Schmidt der nächste Drei-Tage-Bart-Träger in den Weg stellt. Der Staatssekretär hält Scholz seit gut 20 Jahren auf Kurs, der Umfragezuwachs für den Kanzlerkandidaten ist nicht zuletzt seiner Umtriebigkeit zuzuschreiben. Wer Schmidt sagt, muss auch Werner Gatzer, Jörg Kukies und Rolf Bösinger sagen. Alle drei sind wie Schmidt Staatssekretäre im Finanzministerium, alle drei zählen zum engeren Beraterkreis. In der Partei ist es Generalsekretär Lars Klingbeil, der großen Anteil am Aufschwung hat. Klingbeil setzte schon früh auf Scholz, gut möglich, dass seine Beharrlichkeit entscheidend mit dazu beiträgt, dass die nächste Regierung nicht gegen die SPD gebildet werden kann.
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