Wie Donald Trump, der Pöbler der Nation, sich unbeliebt gemacht hat
Als Bewerber um das Amt des US-Präsidenten setzt Donald Trump auf Beleidigungen und hat Erfolg. Doch mit seiner jüngsten Attacke ist der Milliardär wohl zu weit gegangen.
Donald Trump hat: ein ausgeprägtes Ego, eine große Klappe, viel Geld und eine Schwäche für die Williams-Schwestern Serena und Venus – beziehungsweise für Tennis. Er wettert gegen Einwanderer aus Mexiko, die er „Drogendealer“ und „Vergewaltiger“ nennt. Prahlt mit seinen Milliarden. Legt sich mit halb Amerika an. Und bringt es so zum Präsidentschaftskandidaten der Republikaner?
Das ist längst nicht ausgemacht. Doch fest steht bereits: Mit seinen Pöbeleien hat der Immobilien-Unternehmer es geschafft, die Schlagzeilen in den USA zu beherrschen und sich im Vorwahlkampf der Republikaner weit vor seine Konkurrenten zu setzen. Das bestätigen ihm Umfragen seit Wochen, zuletzt eine der Zeitung Washington Post und des Senders ABC News.
Trump griff John McCain an - und seine Werte fielen
Die befragten potenzielle republikanische oder parteilose Wähler: 24 Prozent von ihnen würden zurzeit Trump unterstützen, 13 Prozent Scott Walker, Gouverneur des Bundesstaates Wisconsin, und nur zwölf Prozent Jeb Bush. Der Ex-Gouverneur Floridas ist Sohn und Bruder ehemaliger US-Präsidenten. Er gilt trotzdem weiterhin als der wahrscheinlichste Präsidentschaftskandidat seiner Partei.
Trump hat mit den 24 Prozent aus der Umfrage neue Höhen erklommen – der Absturz ist aber vorgezeichnet. Denn mit seiner jüngsten Attacke ist selbst er möglicherweise zu weit gegangen. Auch das belegt die aktuelle Umfrage. Als am vergangenen Donnerstag erste Telefoninterviews geführt wurden, lief es bestens für ihn. Am Sonntag, nachdem er John McCain angegriffen hatte, fielen seine Werte massiv.
Trump sagte über den republikanischen Senator von Arizona, der während des Vietnam-Kriegs fünf Jahre lang gefangen gehalten und gefoltert worden war: „Er ist kein Kriegsheld.“ McCain sei ein Kriegsheld, weil er gefangen genommen worden sei. „Ich mag Leute, die nicht gefangen genommen wurden.“ McCain forderte daraufhin eine Entschuldigung – für die Familien derer, „die Verluste in kriegerischen Auseinandersetzungen erleiden mussten“. McCains Tochter twitterte, sie sei „angewidert“.
Ob er sich nicht bei McCain entschuldigen wolle, fragte ABC News Trump. „Nein, überhaupt nicht“, antwortete der. Und legte im Sender Fox News, dem Sturmgeschütz der US-Rechten, nach: McCain habe darin versagt, das Gesundheitssystem für Veteranen zu verbessern.
Dass sich Trump durchsetzt, wäre eine Überraschung
Damit hat sich Trump bei seinen zahlreichen Kritikern und Mitbewerbern um die Präsidentschaftskandidatur vollends unmöglich gemacht. „Genug mit den verleumderischen Attacken“, twitterte etwa Jeb Bush. Sogar der US-Außenminister, John Kerry von der Demokratischen Partei, äußerte sich: „Wenn jemand nicht weiß, dass John McCain ein Kriegsheld ist, dann beweist das nur, dass derjenige nichts vom Krieg und noch weniger von Heldentum versteht.“
Die Washington Post schrieb am Montag darüber, was Trump so alles getrieben habe, als McCain in einer „kleinen, schmutzigen nordvietnamesischen Zelle saß“: Er habe extravagante Abendessen gemocht, Frauen und Klubs – und einen Job in der Immobiliengesellschaft seines Vaters gehabt. „Als Trump sich darauf vorbereitete, Manhattan zu erobern, versuchte McCain gerade wieder, das Laufen neu zu lernen.“ Die Maschine des Marinefliegers McCain war 1967 bei Hanoi abgeschossen worden, McCain wurde schwer verletzt.
Trump mag das Feld der republikanischen Präsidentschaftsbewerber anführen, dass er sich durchsetzt, wäre eine Überraschung: 54 Prozent der von Washington Post und ABC News befragten potenziellen Wähler der Republikaner meinen: Seine Ansichten spiegeln nicht die Grundwerte der Partei wider.
Für viele ist Trump ein Problem – das wäre er erst recht, wenn er nicht für die Republikaner, sondern als unabhängiger Kandidat zur Wahl anträte: Der Umfrage zufolge könne er 20 Prozent der Stimmen gewinnen und so Jeb Bush das Leben schwer machen. Der käme auf 30 Prozent – Hillary Clinton von den Demokraten aber würde mit 46 Prozent ins Weiße Haus einziehen.
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