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Reportage
12.02.2019

Wie Donald Trumps Mauer Texas spaltet

Donald Trump will unbedingt, dass die Mauer gebaut wird.
2 Bilder
Donald Trump will unbedingt, dass die Mauer gebaut wird.
Foto: Susan Walsh, dpa (Archiv)

In Washington wird um Geld für die Mauer gerungen, nahe Mexiko rollen die Bagger an. Trumps Pläne bringen auch Priester auf die Barrikaden.

Draußen ist es stockdunkel. Und drinnen auch. Doch mit einem kräftigen Spritzer Weihwasser aus dem Rio Grande hat Pater Roy Snipes die Besucher seiner Morgenandacht aufgeweckt. Dicht an dicht drängen sie sich auf den wackligen Holzbänken der kleinen Kapelle, auf deren Altar zwei batteriebetriebene Lämpchen flackern. „Es gibt einen Konflikt zwischen dem, was wir hoffen, und dem, was die Regierung will“, setzt der Priester zur Predigt an: „Aber lasst uns nicht gehässig werden!“ Da übertönt das laute Knattern eines Hubschraubers seine Worte. „Ah, unsere Schutzengel“, sagt er, und man hört ihm an, dass er es ironisch meint.

Nach Meinung von Donald Trump haben die 50 Gläubigen den Beistand der Grenzpolizei in der Luft und am Boden dringend nötig. Nur ein paar hundert Meter sind es von der La-Lomita-Kapelle am Rande der südtexanischen Stadt Mission bis zum Rio Grande. Auf der anderen Seite des Flusses liegt Mexiko. Vor vier Wochen war der US-Präsident zum Frontbesuch in der Nähe. „Es ist schlimmer, als es jemals war“, hat er orakelt. „Die Leute, die hier ins Land kommen, sind Kriminelle, Menschenschmuggler und Drogenhändler.“

Während das Morgenrot durch ein Kirchenfenster dringt, predigt Pater Roy eine andere Sicht der Dinge: „Wer sich hinter einer Mauer verschanzt, verrät unsere Werte und lässt unsere Nachbarn im Stich.“ Dazu kommt: Ein bereits genehmigtes Teilstück der Trump-Mauer droht die 100 Jahre alte Kapelle von den Vereinigten Staaten abzuschneiden. Das Gotteshaus läge im Niemandsland zwischen Grenzwall und Fluss. Am Vortag hat ein Gericht die Klage der Gemeinde abgewiesen. So wird der Gottesdienst an diesem Morgen spontan zu einer Protestkundgebung.

Ein Krisengebiet, wie es Donald Trump genannt hat? Davon ist nichts zu sehen

Die Fahrt von der Kapelle zum Nachbarort McAllen führt vorbei an Grapefruitplantagen, Campingplätzen und vielen Geschäften oder Gewerbebetrieben. Irgendwie will der Eindruck nicht zu dem Notstandsgebiet passen, das Trump hier lokalisiert hat. Als er die Grenzstation der 140.000-Einwohner-Stadt besuchte, ließ er sich neben haufenweise Drogen, Waffen und einem Sack voller 20-Dollar-Noten ablichten, die die Grenzpolizei sichergestellt hatte – nicht, wie Trump suggerierte, entlang des vermeintlich gefährlichen Flusses, sondern an offiziellen Grenzübergängen und teilweise sogar bei der Ausreise nach Mexiko. „Wir brauchen die Mauer zur Verteidigung unseres Landes“, donnerte der Präsident gleichwohl.

Beim aktuellen Washingtoner Machtkampf um die Mauer-Milliarden geht es vor allem um diese Region. Anders als der Präsident behauptet, ist die Zahl der Menschen, die an der 3144 Kilometer langen Grenze zwischen den USA und Mexiko aufgegriffen wurden, seit der Jahrtausendwende um drastische 75 Prozent auf rund 400.000 zurückgegangen. Im Rio-Grande-Tal aber, wo auf der mexikanischen Seite ein brutaler Drogenkrieg wütet, nehmen die illegalen Übertritte zu. Bereits im vorigen Jahr hat der Kongress deshalb die Mittel für ein erstes, knapp zehn Kilometer langes Stück Mauer bei McAllen genehmigt. Für die Stadt spielt es deswegen keine Rolle, wie der aktuelle Haushaltsstreit ausgeht und dass es ganz danach aussieht, als würde Trump deutlich weniger Geld für sein Prestigeprojekt bekommen. In McAllen werden die Bauarbeiten in den nächsten Wochen trotz allem beginnen. Die ersten Bagger sind schon vorgefahren.

In McAllen wissen sie, wie sich eine Mauer anfühlt. Dieses Stück ließ George W. Bush in den 90er Jahren hier bauen.
Foto: Karl Doemens

Nicht nur die La-Lomita-Kapelle wäre dann abgeschnitten. Auch Naturschutzgebiete wie der Bentsen-Park, der mit mehr als 340 seltenen Vogelarten Hobby-Ornithologen aus ganz Amerika anzieht, werden regelrecht zerteilt. Und wer künftig auf der Terrasse des Riverside Clubs mit Blick auf den Rio Grande seinen Sundowner trinkt, dürfte sich vorkommen wie im Hochsicherheitstrakt. Wegen des Hochwasserschutzes wird die Mauer nicht direkt am Fluss verlaufen, sondern deutlich nördlich davon. Etwa fünf Meter hoch soll die massive Betonmauer werden, die auch als Deich dient. Oben drauf werden 5,50 Meter hohe Stahlpfähle gepflanzt.

Eine halbe Stunde westlich von McAllen lässt sich besichtigen, wie das Bauwerk aussehen könnte. Dort stehen meterhohe Stahlbarrieren, die unter Präsident George W. Bush errichtet wurden, bevor das Geld ausging. Rechts und links der etwa hundert Meter langen Sperre ist der Zugang zum Fluss frei, in der Mitte klafft ein offenes Tor. Doch ein Grenzpolizist im schweren SUV warnt: „Gehen Sie besser nicht auf die andere Seite. Da gibt es viele Fremde!“

Der Bauunternehmer hat Trump seine Gürtelschnalle geschenkt

Die Szene wirkt bizarr. Doch Monty Awbrey gehört zu denen, die trotzdem von der Mauer überzeugt sind. Der Bauunternehmer mit dem Händedruck eines Schraubstocks trägt einen breiten Cowboyhut und eine verspiegelte Sonnenbrille. Im Januar hat er Trump bei dessen Besuch spontan die Schnalle seines Gürtels geschenkt. „Ich bin stolz auf unseren Präsidenten“, schwärmt der 40-Jährige, der auf einer Ranch außerhalb von McAllen lebt.

Immer wieder machten Migranten dort Ärger, berichtet er: „Auch vor 25 Jahren kamen viele. Aber die waren harmlos.“ Damals habe seine Familie die Latinos oft mit Wasser oder Essen versorgt. Aber nun sei es anders: „Da kommen Frauen, die auf der Flucht missbraucht wurden, und Männer, die einbrechen.“ Auf seiner Ranch habe er neulich einen Dieb gestellt. Wann das war? „Vor etwa einem Jahr“, sagt Awbrey.

Bauunternehmer Monty Awbrey verehrt Trump und unterstützt den Mauerbau.
Foto: Karl Doemens

Sehr schnell wird klar, dass es bei der Mauer um mehr geht als um Beton. Trump hat den Grenzwall zu einem gewaltigen Symbol hochgejazzt, das auch in McAllen die Bevölkerung spaltet. „Grüßen Sie Marianna!“, verabschiedet sich Awbrey sarkastisch. Marianna Trevino-Wright, die Geschäftsführerin des National Butterfly Center, ist Awbreys Intimfeindin. Seit sechseinhalb Jahren leitet sie das 40 Hektar große private Schutzgebiet für Vögel und Schmetterlinge. Doch in jüngster Zeit ist sie nur noch damit beschäftigt, den Bau der Mauer quer durch den Naturpark zu verhindern. Ein Drittel des Öko-Geländes mit Wiesen, Büschen und Bäumen würde künftig nördlich des Grenzwalls liegen, zwei Drittel dahinter im Niemandsland am Fluss.

Derzeit zieht der Park 30.000 Besucher im Jahr an. Doch das könnte sich bald ändern. „Glauben Sie, die Naturliebhaber kommen, wenn es hier aussieht wie auf einem Gefängnishof?“, meint die 49-Jährige. Tatsächlich soll auf einem 45 Meter breiten Streifen neben der Mauer alle Vegetation entfernt und eine Straße für die Grenzpolizei errichtet werden. Lichtmasten werden das Gebiet beleuchten, Kameras es überwachen. Bereits die zweijährigen Bauarbeiten, fürchtet Trevino-Wright, würden die Tiere vertreiben. Danach wäre ihr natürlicher Lebensraum endgültig zerstört.

Das Sicherheitsargument hält die Umweltschützerin für vorgeschoben. „Kommen Sie!“, fordert sie die Besucher auf und fährt zu einer Wiese am Fluss, wo regelmäßig Pfadfinderinnen campen. „Glauben Sie, die kämen, wenn das gefährlich wäre?“ Die Aktivistin hängt sich die Kamera um den Hals. Die hat sie immer dabei. Unterwegs stoppt sie mehrfach, um Fahrzeuge der Grenzpolizei abzulichten, die den Naturpark durchqueren. Immer wieder kommen auch Flüchtlinge über den Fluss. Die drei Lateinamerikaner, die ihr persönlich begegneten, baten verängstigt darum, zur Grenzpolizei gebracht zu werden, um dort Asyl zu beantragen.

Marianna Trevino-Wright leitet einen Naturpark, der durch die Mauer geteilt würde.
Foto: Karl Doemens

Der Bürgermeister sagt: "Die aktuelle Krise spielt nicht an der Grenze, sondern in Washington"

„Die Regierung unterscheidet nicht zwischen den 80 Prozent Asylbewerbern und den 20 Prozent tatsächlich illegalen Einwanderern“, moniert Jim Darling. „Dadurch wird die Zahl komplett überzeichnet.“ Der Bürgermeister von McAllen ist ein pragmatischer Mann mit feinem Humor. An der Wand seines Büros hängt ein Schwarz-Weiß-Bild aus dem Jahr 1911. Es zeigt eine staubige Holperstraße mit schiefen Häusern und einem Auto. Seither hat sich die Grenzstadt enorm entwickelt. Dazu haben vor allem der Handel mit Mexiko, der Ökotourismus und der Zustrom der Rentner beigetragen, die dem kalten Winter im Norden entfliehen wollen.

„Die aktuelle Rhetorik schadet uns ernsthaft“, sagt der parteilose Bürgermeister. Neulich war ein Politiker aus Wisconsin zu Besuch und konnte nicht glauben, dass am mexikanischen Ufer Kinder spielten: „Vom Patrouillenboot aus sieht der Rio Grande aus wie ein Fluss in Vietnam“, erklärt Darling. „Der wäre glatt heimgefahren und hätte erzählt, dass er im Kriegsgebiet war.“

Dabei ist McAllen die sicherste Stadt in Texas. Während im mexikanischen Reynosa auf der anderen Seite des Flusses ein blutiger Krieg der Drogenkartelle tobt und allein 2018 mehr als 200 Menschen ihr Leben verloren, fiel die Kriminalitätsrate in McAllen auf einen 30-jährigen Tiefstand. „Wir hatten keinen einzigen Mordfall“, berichtet Darling stolz. Für ein Überschwappen des Verbrechens gibt es also keinen Beleg. Wohl aber für schädliche Nebenwirkungen von Trumps Ausfällen. Jede Drohung mit einer Grenzschließung lasse die Flüchtlingsströme anschwellen, hat Darling beobachtet. Gleichzeitig bleibe die mexikanische Kundschaft, die früher zum Einkaufen in die große Mall kam, aus Verärgerung über die pauschalen Verunglimpfungen aus.

„Die aktuelle Krise spielt nicht an der Grenze, sondern in Washington“, ärgert sich Darling. Dabei will er die Situation keineswegs schönreden. Der Zustrom von mehreren hundert Migranten jeden Tag stellt seine Stadt vor große Herausforderungen. Für die Abfertigung auf den beiden Brücken, die von Mexiko nach McAllen führen, braucht er dringend mehr Personal. An ausgewählten Abschnitten, aber eben nicht durchgehend, könne auch eine Absperrung des Ufers helfen, sagt der Bürgermeister. Dass die Mauer noch verhindert werden kann, glaubt er nicht: „Der Präsident hat Bulldozer, die Gegner haben Plakate. Was glauben Sie, wer gewinnt?“

Auch Pater Roy ahnt wohl, dass die Mauer neben seiner Kapelle gebaut werden wird. „Sie wird hässlich sein, widerlich und obszön“, empört er sich: „Das direkte Gegenstück zur Freiheitsstatue.“ In den nächsten Tagen werden Vermessungsingenieure durch das Grundstück stapfen und kleine Markierungsfähnchen in den Boden stecken. „Ein paar alte Damen kommen tagsüber immer zum Beten“, sagt der Mönch und setzt halbernst hinzu: „Für die Ingenieure könnte es ganz schön unangenehm werden, wenn sie denen begegnen.“

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