Wolfgang Ischinger - der Mann, dem Politiker vertrauen
Wolfgang Ischinger war Diplomat und Schlichter. Davon profitiert er als Chef der Münchner Sicherheitskonferenz. Er hat immer wieder neue Ideen. Und er hält Wort.
Wer als Gastgeber der Münchner Sicherheitskonferenz auftritt, sollte nicht nur ein erfahrener Diplomat sein, sondern auch den einen oder anderen Regierungschef, Außen- und Verteidigungsminister persönlich kennen. Wolfgang Ischinger erfüllt diese Stellenbeschreibung voll und ganz. Die Konferenz im Münchner Hotel Bayerischer Hof ist bereits unter Horst Teltschik, aber noch stärker unter Ischingers Leitung zu einer Marke in der internationalen Politik geworden. Wie jedes Jahr steht auch das heute beginnende Treffen im Terminkalender der wichtigsten Akteure der Weltpolitik: Die USA und Russland sind hochrangig in München vertreten, die Spitzen der EU kommen ebenso wie die Berliner Politprominenz und zunehmend auch Politiker aus Afrika und Asien.
Die Sicherheitskonferenz ist mit Ischinger gewachsen
Ischinger kennt den einen (oder die eine) von seiner früheren Tätigkeit als deutscher Botschafter in Washington und London her, den anderen (oder die andere) aus seiner Vermittlertätigkeit bei internationalen Konflikten oder von der Mitarbeit in Stiftungen und Verbänden her. Natürlich ist er nicht frei von Eitelkeit. Aber er versteht es doch mit Freundlichkeit und Eloquenz, den Diskussionsprozess im Plenum in Gang zu setzen und ihn in jene geheimnisumwitterten „Gespräche am Rande der Konferenz“ münden zu lassen, die den eigentlichen politischen Nutzen des Münchner Treffens ausmachen.
2009 übernahm Ischinger die Leitung der Sicherheitskonferenz, gleichzeitig wurde der ehemalige Beamte beim Allianz-Konzern Generalbevollmächtigter für Regierungsbeziehungen. Er hat das in den 60er Jahren als Wehrkundetagung gegründete Diskussionsforum erweitert und modernisiert. Die Sicherheitsfragen wollte er nicht alleine Militärs und Diplomaten überlassen, sondern er bezog auch Wirtschaft und Zivilgesellschaft in die Diskussion mit ein. Außerdem führte er Ableger der Sicherheitskonferenz in Berlin, Brüssel und anderen Hauptstädten ein.
Ischinger besticht durch Wandlungsfähigkeit
Und er findet immer wieder neue Themen: Als der 68-Jährige im November an der Herbsttagung des Politischen Clubs der Evangelischen Akademie Tutzing teilnahm, kam ihm der Gedanke, die weltweit zunehmende Zahl der Flüchtlinge und deren Not müsse zu einem Thema der Sicherheitskonferenz werden. Ischinger hielt Wort: Heute ist die Nachtsitzung der „Flüchtlingskatastrophe“ gewidmet.
Der Jurist und Völkerrechtler, der auch als Autor aktiv ist, hat im Laufe seines Berufslebens eine große Wandlungsfähigkeit gezeigt. Der in Nürtingen geborene Schwabe diente FDP-Außenminister Hans-Dietrich Genscher als Persönlicher Referent und wurde unter dem grünen Außenminister Joschka Fischer (beamteter) Staatssekretär. Seit 2010 ist er zudem Honorarprofessor der Universität Tübingen.
Ischinger ist in zweiter Ehe mit der Journalistin Jutta Falke-Ischinger verheiratet. Er hat drei Kinder. Seine Hobbies sind Skilaufen (er ist staatlich geprüfter Skilehrer) und Bergsteigen.
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