Yanis Varoufakis’ plötzliche Liebe zu Deutschland
Bei der Europawahl tritt der Grieche Yanis Varoufakis ausgerechnet hierzulande an. Seine Auseinandersetzungen mit Schäuble sind legendär.
Das ist typisch Varoufakis. Der frühere griechische Kurzzeit-Finanzminister hat, um die Chancen der von ihm gegründeten Bewegung „Demokratie in Europa 2025“ (DiEM25) auf einen Einzug in das Europa-Parlament zu erhöhen, eine ganz spezielle Strategie ausgeheckt. Als Botschafterin für die links-ökologische Partei konnte er eine Frau gewinnen, die einem nicht zwingend als erste Kandidatin für das Projekt einfällt.
Europawahl 2019: Pamela Anderson wirbt für Varoufakis und DIEM25
Denn es ist die bekannteste TV-Rettungsschwimmerin, die dem 58-jährigen ein Polit-Comeback bescheren soll: So tritt die aus der Serie „Baywatch“ bekannte Pamela Anderson, 51, für die Partei des Polit-Rebellen als „Botschafterin“ auf. Sie wirbt auf Plakaten mit Sonnenbrille für die Gruppierung. Die als Sex–Symbol der 90er Jahre geltende Frau ließ mitteilen, sie vertraue Menschen, die alles für das Wohl anderer aufgegeben hätten.
Das wird den Dauer-Aufopferer Yanis Varoufakis sicher freuen, der Anderson schon deshalb als qualifiziert für den Werbeposten erachtet, weil die Schauspielerin Italiens Rechtspopulisten Matteo Salvini kritisiert hat. Die Zustände in Rom erinnerten sie an die 30er Jahre.
Yanis Varoufakis will Rechtsruck bei Europawahl verhindern
In der Welt des Ökonomen und Polit-Rebellen Varoufakis geht es eben bunt zu. Er selbst sieht sich als Retter des demokratischen Europas. Wie einst zu Finanzminister-Zeiten will der Politik-Rocker, der Motorräder und die Musik der deutschen Punk-Lady Nina Hagen liebt, die Macht der Banken brechen. Der Sohn eines kommunistischen Chemie-Professors und einer Feministin setzt alles daran, dass Europa nicht weiter nach rechts rückt. Deswegen tritt der mit einer Künstlerin in zweiter Ehe verheiratete Wissenschaftler für die Europawahl an – und das in Deutschland, was nun wirklich erstaunlich ist.
Denn der schlanke, durchtrainierte, kahlköpfige Provokateur schien dem Land der Germanen in der Eurokrise voller Abneigung zu begegnen. Sein verbales und oft verletzendes Fingerhakeln mit dem früheren Finanzminister-Kollegen Wolfgang Schäuble ist legendär. Dem CDU-Mann warf er „völlige Unfähigkeit“ vor und beklagte sich bitterlich, dass ihm dieser den Handschlag verweigert habe.
Varoufakis will mögliches Mandat nach Europawahl an Kollegin weitergeben
Warum tritt Varoufakis dann ausgerechnet in Deutschland an? Es gibt zwei Erklärungen: Dem Griechen nicht so wohl gesonnene Beobachter führen das vor allem darauf zurück, dass es hierzulande bei Europawahlen anders als in Griechenland keine Sperrklausel gibt. Bei der letzten Abstimmung reichten etwa der Satire-Truppe „Die Partei“ 0,6 Prozent – also knapp 185.000 Stimmen – für einen Sitz. Die Witz-Hürde hätte demnach den Griechen angelockt. Und da Varoufakis auch einen Wohnsitz in Berlin hat, kann er antreten.
Der Politiker hebt aber seine eigene Erklärung hervor: „Wer das Römische Reich verändern will, startet nicht von einem kleinen griechischen Dorf aus.“ Was wieder typisch Varoufakis ist: Klappt das mit dem Mandat, will er es an eine Kollegin weitergeben und Griechenland politisch aufmischen.
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