Deutschland lässt die Arbeitskraft von fünf Millionen Beschäftigten ungenutzt liegen. Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen, die unserer Redaktion exklusiv vorliegt. Demnach wird das meiste Potenzial bei Frauen ohne Kinder, Beschäftigten ohne Berufsabschluss und Müttern in Teilzeit verschwendet. Erhebliche Reserven sehen die Forscher auch bei Migranten und älteren Arbeitnehmern im Alter zwischen 50 und 70 Jahren.
„Im internationalen Vergleich hat Deutschland einen der höchsten Anteile an Arbeitsstellen, die nicht besetzt werden können. Zugleich wird pro Kopf weniger gearbeitet als in fast allen anderen Industrieländern“, schreiben die Ökonomen vom Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung an der Uni Tübingen. Ihr Fazit: Die Deutschen sollen mehr arbeiten.
Das Arbeitskräftepotenzial wird längst nicht vollständig gehoben
In ihrer Analyse kommen sie zu dem Schluss, dass die Arbeitsleistung von umgerechnet 1,7 Millionen Beschäftigten gehoben werden könnte, wenn Frauen ohne Kinder zu den Männern aufschlössen. Gelänge es, die Menschen ohne Berufsabschluss zu qualifizieren, könnte das das Arbeitskräftepotenzial um 1,2 Millionen Stellen steigern. Jeweils eine halbe Million Jobs liegen der Studie zufolge brach, weil es zu wenige Kindergartenplätze gibt und Zuwanderer zu selten ihren Weg in Unternehmen finden. „Die zentrale Botschaft lautet: Deutschland hat ein großes und bereits vorhandenes Arbeitskräftepotenzial, das die Politik nicht liegen lassen darf. Der Staat muss endlich die richtigen Anreize zur Arbeitsaufnahme setzen“, sagte der Chef der Stiftung Familienunternehmen, Rainer Kirchdörfer, unserer Redaktion.
Die Tübinger Ökonomen machen ein Bündel von Vorschlägen, um die ungenutzte Reserve zu heben. Dazu zählen unter anderem die Abschaffung des Ehegattensplittings, weil es vor allem Frauen davon abhalte, in Vollzeit zu arbeiten. Außerdem empfehlen sie die Einschränkung von Mini-Jobs und den Ausbau der Kinderbetreuung, im Speziellen die Förderung der Gründung von Betriebs-Kitas. Damit ältere Arbeitnehmer länger im Beruf bleiben, solle die Rente mit 63 angepasst werden. Aus der Gruppe der Zuwanderer sollten vor allem Frauen von den Arbeitsämtern ermutigt werden, Deutschkurse zu belegen und Qualifizierungen anzunehmen. Ihre Beteiligung am Arbeitsleben liegt deutlich unter dem Wert der eingewanderten Männer.
Arbeitskräftemangel als großes Strukturproblem
Wie stark fehlendes Personal die Wirtschaftsentwicklung bremst, haben in der vergangenen Woche die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute ihrem Herbstgutachten herausgearbeitet. Neben den hohen Energiekosten und der vernachlässigten Infrastruktur ist der Arbeitskräftemangel das große Strukturproblem Deutschlands. Für das laufende Jahr rechnen die Konjunkturexperten damit, dass die Wirtschaftsleistung das zweite Mal in Folge sinkt. Erst nächstes Jahr wird es der Prognose zufolge zu einer Erholung kommen.
Das Ehegattensplitting spielt eine immer kleinere Rolle, weil immer mehr Frauen arbeiten - auch mit Familie in Vollzeit. Außrerdem ist es nicht die Aufgabe von irgendwelchen Leuten in der Wirtschaft den Deutschen zu sagen welches Lebensmodell sie zu wählen haben. Arroganz lässt grüßen. Es ist wie immer: Wir haben einen Notstand ob direkt nach einem Krieg oder heute, und die Frauen sollens richten. Verdienen aber gleichzeitig weniger als die Mänmner, trotz gleicher Arbeit. Muss ich das verstehen? Mangelnde Flexibilität bei der Arbeitszeit, wenig Homeoffice. Braucht eine qualifizierte Arbeitskraft durchgehende Kontrolle? Spätestens wenn Ergebnisse vorliegen dürfte klar sein, dass gearbeitet wurde und welchen Beweis gibt es sonst noch dafür, dass gearbeitet wurde?
@Sabine Hofmann: Danke dass Sie mir die Antwort vorweggenommen haben. Arroganz lässt grüßen. Soll doch jeder so viel oder so wenig arbeiten wie er/sie will. Die über mangelnde Arbeitsbereitschaft klagenden Ökonomen können gerne einen Zweitjob als Busfahrer oder Pflegekraft annehmen. Das derzeitige Asylgesetz das den Zugang zum Arbeitsmarkt unnötig erschwert, ist schädlich und muss geändert werden.
"Soll doch jeder so viel oder so wenig arbeiten wie er/sie will." Hier haben Sie schön das Problem des Sozialstaates aufgezeigt: Wenn jeder für sich selbst Vorsorge, dann kann der man es so sehen. Und wenn das nicht passiert? Altersarmut. Wenn man darauf besteht dass der Staat jeden auch im Alter einigermaßen versorgen soll, dann muss der Staat es auch ermöglichen und einfordern dass jeder einzahlt. So zum Beispiel in den nordischen Ländern. Wir leisten uns in Deutschland beides: wir versuchen (zum Glück!) die Armut von z. B. Hausfrauen der Nachkriegszeit die nie eingezahlt haben zu verhindern - und gleichzeitig ein System aufrecht zu erhalten dass systematisch die Arbeitsaufnahme von Frauen verhindert.
Wie war das bloß noch in den 60ern als der Mann der Frau das Arbeiten untersagen konnte sowie ein eigenes Konto. Was aber möglich war ist mit einem Verdienst Wohneigentum zu erwerben, das ist heute schlicht unmöglich für die Masse. Meinen Eltern ist das gelungen ohne dass Mutter arbeitete und das mit einem kleinen Lebensmittelgeschäft was heute nur noch ein Tante Emma laden wäre. Nebenher schwang sich das Land zum Exportweltmeister auf. Da könnte man auf die Idee kommen es geht eher darum noch mehr von unten nach oben zu verteilen zu können.
Die Hausfrau von damals ist aber auch die von Altersarmut gefährdete Rentnerin von heute.
Wenn sie reine Hausfrau war war sie auch verheiratet und dann wird bei Trennung Rentenanwartschaft übertragen ansonsten gibt es Witwenrente. Nicht falsch verstehen ich befürworte ganz gewiss nicht ein altes Frauenbild.
Wie so oft wird leider wieder einmal nur die halbe Wahrheit aufgezeigt. Ich gehe auf einige Punkte nur stichpunktartig ein: "... wird pro Kopf weniger gearbeitet als in fast allen anderen Industrieländern." Fragt man sich, warum dies so ist? Gewerkschaft? 40 HRS-Woche, 38-HRS-Woche, Urlaubstage, etc. "... Menschen ohne Berufsabschluss zu qualifizieren." Wollen diese denn überhaupt? Lebt es sich im staatlichen Mantel nicht besser? "Der Staat muss endlich die richtigen Anreize zur Arbeitsaufnahme setzen“. Das lässt sich sicherlich nicht mit den derzeitigen sozialstaatlichen Maßnahmen erreiche. Diese sind doch nur kontraproduktiv. "...Abschaffung des Ehegattensplittings,..." Lächerliche Begründung, denn niemand ist gezwungen, im Rahmen der Steuerfestsetzung Splitting zu betreiben. Andere Hemmnisse, z.B. überbordende Bürokratie, steigende, ja galoppierende Kosten, fehlende politische Festlegungen, fehlende positiv wirtschaftliche Gegebenheiten werden dagegen nur am Rande erwähnt.
Herr Kirchdörfer man kann einem Leben nicht mehr Arbeitsjahre geben wie wir schon haben. Und wieder ist der deutsche Bürger schuld, zu faul, zu träge, zu unflexibel. Es fehlt an sicheren Arbeitsplätzen, gute Bezahlung, für allein erziehende flexible Arbeitsplätze, Kindergärten , Ganztagsschulen und die Rahmenbedingungen, gute Bus, Bahnverbindungen und am meisten soziales Denken usw.. Geiz ist geil dürfte der Vergangenheit angehören, wieder mehr Qualität statt Quantität und Wertschätzung der arbeitenden Bevölkerung. Kommen jetzt nach den Trümmerfrauen die Krisenfrauen die der deutschen Politik den Karren aus dem Chaos das sie geschaffen haben.. ziehen müssen. Erst setzt man das Rentenalter hoch, die Alten bis kurz vor dem Exitus arbeiten sollen und weil es nicht reicht müssen die Frauen ran um das Land retten, wann kommt dann die Kinderarbeit.? Deutschland ein Land ohne Empathie, wo man die Gesellschaft unterjocht, bestimmt und das auch noch zu rechtfertigen weiß..
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