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Bärbel Bas ist die neue starke Frau in der SPD neben Lars Klingbeil

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Bärbel Bas rückt an SPD-Spitze

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    Bärbel Bas, Bundesarbeitsministerin, soll neue Co-Parteichefin der SPD werden.
    Bärbel Bas, Bundesarbeitsministerin, soll neue Co-Parteichefin der SPD werden. Foto: Christophe Gateau, dpa

    Als sie in jungen Jahren Fußball spielte, war Bärbel Bas erst Linksaußen, später Libero. Im Durcheinander den Überblick zu behalten, war eine ihrer Aufgaben auf dieser Position und Rüstzeug für später. SPD-Parteivorsitzende soll die 57-Jährige nun werden, sie spielt damit voraussichtlich neben Co-Chef Lars Klingbeil in Zukunft eine wichtige Rolle bei den Sozialdemokraten. Ein kleines Fragezeichen gibt es noch, beide müssen auf einem Parteitag Ende Juni gewählt beziehungsweise im Amt bestätigt werden. Bas würde damit für Saskia Esken eingewechselt, die nach langen Diskussionen und viel Kritik an ihrer Person nicht wieder antritt.  Die Öffentlichkeit erlebte Bas am Montag in Berlin, wie man sie aus ihrer Zeit als Bundestagspräsidentin kennt: Selbstbewusst, aber mit Demut vor der Aufgabe. Mit Tim Klüssendorf, der neuer Generalsekretär werden soll, wäre die Partei an der Spitze neu aufgestellt.

    „Es ist mir nicht ganz leichtgefallen, aber ich freue mich drauf“, erklärte Bas mit Blick auf ihr neues Amt. Nach dem schlechten Wahlergebnis bei der letzten Wahl sei eine „historische Aufgabe“ zu bewältigen. Magere 16,4 Prozent hatten die Sozialdemokraten geholt, es war ein historisch schlechtes Ergebnis, und noch ist kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen. In den Umfragen hat die SPD weiter verloren, das soll mit der neuen Personalaufstellung nun alles anders und besser werden.

    Kritik an der SPD kommt aus NRW

    Die Nominierung von Bas gilt als Zeichen an die vielen parteiinternen Kritikerinnen und Kritiker. Am Wochenende hatte sich Klingbeil auf dem Landesparteitag der SPD Nordrhein-Westfalen einiges anhören müssen. Der mit rund 86.000 Mitgliedern stärkste Landesverband begrüßte den Vizekanzler einerseits mit Standing Ovations, anderseits präsentierte er ihm eine schonungslose Abrechnung. Das Wort „Katastrophe“ fiel oft und in verschiedenen Zusammenhängen. Im September stehen in NRW Kommunalwahlen an, im Frühjahr 2027 Landtagswahlen. Das große Ziel dabei ist, die CDU zu überholen und deren Ministerpräsidenten Hendrik Wüst abzulösen. Wenn die SPD im Bund nicht reüssiert, wenn Berlin nicht liefert, wird das schwierig.

    Eine mögliche Spitzenkandidatin für die NRW-Landtagswahl wäre Bärbel Bas gewesen. Doch sie wird dafür aller Voraussicht nach kaum zur Verfügung stehen. Nicht nur ihrer Ämter wegen. Die Vertreterin des linken Parteiflügels wird in Berlin gebraucht. Bas – in Duisburg geboren, mit fünf Geschwistern aufgewachsen, Hauptschule, Ausbildungen unter anderem als Bürogehilfin sowie Sozialversicherungsfachangestellte und danach eine steile Karriere – steht für das Markenzeichen, das die SPD viele Jahre verschämt zur Seite gerückt hatte: Arbeiterpartei wollte sie lange Zeit nicht mehr so recht sein.

    Typisch SPD: Bärbel Bas kommt mitten aus dem Leben

    „Ich habe einen Lebensweg, den viele Menschen in diesem Land haben“, sagte Bas mit Blick auf ihre Biografie. Wenn von sozialer Gerechtigkeit gesprochen werde, dann wisse sie genau, worum es gehe. Wobei das mit der Gerechtigkeit so eine Sache ist, wie Bas an diesem Wochenende erfahren hat. Arbeits- und Sozialministerin ist sie bereits, ihr Vorstoß, auch Beamte und Beamtinnen in die Rente einzahlen zu lassen, stieß nicht nur bei den möglicherweise Betroffenen auf Kritik. „Was hat die Bärbel denn da gemacht?“, stöhnte ein langgedienter Sozialdemokrat am Montag in Berlin. Unnötig sei der Vorstoß, unpassend zu diesem Zeitpunkt, zum Start der neuen Regierung.

    An die Adresse der Union gerichtet erklärte Bas, sie habe niemanden provozieren wollen. Aber das Fell der Regierenden ist dünn in diesen Tagen, in denen sich alles noch zurechtfinden muss, und da wird jede Personalie besonders kritisch betrachtet. Saskia Esken wird Ende Juni in die Parteigeschichte eingehen, sechs Jahre lang war sie Co-Vorsitzende. Sie ist nicht die einzige Langgediente, die dem Klingbeil‘schen Machtanspruch weicht: Klara Geywitz, Svenja Schulze und Hubertus Heil haben ihre Ministerien verloren und spielen in der Parteispitze wie Esken offenbar keine Rolle mehr. Der ehemalige Fraktionschef Rolf Mützenich ist raus, seinen Posten hat der Klingbeil-Vertraute Matthias Miersch übernommen.

    Die nächsten Wochen werden zeigen, wie sehr Klingbeil bereit ist, Macht mit anderen zu teilen. Generalsekretär Klüssendorf sitzt seit 2021 im Bundestag, der 33-Jährige Lübecker wird seine Rolle erst noch finden müssen. Bas wiederum steht dafür, dass die SPD keine Ein-Mann-Show wird. Die Defensivrolle aus ihrer Fußballzeit hat sie längst hinter sich gelassen. „Wenn’s leicht wäre, dann könnten es auch andere machen“, zeigte sie am Montag ihre Bereitschaft, ganz nach vorne zu gehen.

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