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Credit Suisse: Die Angst vor dem Bankenmonster aus der Schweiz

Credit Suisse

Die Angst vor dem Bankenmonster aus der Schweiz

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    Die UBS wird auf Druck der schweizerischen Behörden mit der strauchelnden Credit Suisse zwangsverheiratet. Doch die Zweifel an der Solidität sind enorm.
    Die UBS wird auf Druck der schweizerischen Behörden mit der strauchelnden Credit Suisse zwangsverheiratet. Doch die Zweifel an der Solidität sind enorm. Foto: Michael Buholzer, Keystone

    Die Kollegen der altehrwürdigen Neuen Zürcher Zeitung haben die Zäsur im schweizerischen Bankensystem treffend auf den Punkt gebracht: Der Zombie ist weg, doch ein Monster ist da. Der Zombie ist die ebenso altehrwürdige Credit Suisse, die nach 167 Jahren Firmengeschichte mit dem bisherigen Erzrivalen UBS zwangsvermählt wird. Das Monster ist die neue UBS, deren Bilanzsumme beinahe doppelt so groß ist wie die Wirtschaftskraft der Schweiz. Wenn das Monster taumelt und fällt, dann könnte es die Weltwirtschaft mit in den Abgrund reißen. 

    Am Tag 1 nach der erzwungenen Hochzeit vom Sonntag war die Stimmung an den Finanzmärkten angespannt und volatil. Bankwerte standen auch in Deutschland zunächst unter Druck, genau wie der gesamte Dax an der Frankfurter Börse. Richtung Nachmittag erholte sich dann der deutsche Leitindex und drehte leicht ins Plus. Das einzige Thema der Händler war die Fusion der zwei Großinstitute vom Zürcher Paradeplatz. Einer, der die Entwicklung in der Schweiz genau verfolgt, ist Ex-Finanzminister Peer Steinbrück. Der SPD-Politiker war vor 15 Jahren im Amt, als eine Bankenpleite in den USA eine globale Wirtschaftskrise auslöste.

    Geschichtsträchtiger Moment: Am 5. Oktober 2010 verkünden Bundeskanzlerin Angela Merkel und der damalige Bundesfinanzminister Peer Steinbrück eine gewaltige Garantie: Die Spareinlagen der Bürger sind sicher.
    Geschichtsträchtiger Moment: Am 5. Oktober 2010 verkünden Bundeskanzlerin Angela Merkel und der damalige Bundesfinanzminister Peer Steinbrück eine gewaltige Garantie: Die Spareinlagen der Bürger sind sicher. Foto: Rainer Jensen, dpa

    Steinbrück über den Fall Credit Suisse: "Der Zungenschlag ist mir zu dramatisch"

    Steinbrück hat ein Deja-vu, dennoch glaubt er nicht, dass es wieder so schlimm wird wie in seiner Amtszeit. "Die Lage im Bankensektor ist angespannt und überhaupt nicht zu unterschätzen, aber sie ist nicht vergleichbar mit der Weltfinanzkrise von 2008/ 2009", sagte der SPD-Politiker unserer Redaktion. "Der Zungenschlag ist mir zu dramatisch, denn aus der Weltfinanzkrise sind richtige Lehren gezogen worden", betonte er. Dazu zählt der 76-Jährige höhere Eigenkapitalvorgaben für die Geldhäuser, höhere Liquiditätspuffer und eine europäische Bankenaufsicht. 

    Steinbrück räumt aber ein, dass das Regelwerk nicht perfekt ist. "Das, was nicht gelungen ist, ist ein Trennbankensystem mit Geschäftsbanken auf der einen und Investmentbanken auf der anderen Seite zu errichten", meinte er. Der politische Widerstand und der Widerstand der Finanzindustrie seien seinerzeit zu groß gewesen. Auch das Schattenbankensystem mit Investment- und Geldmarktfondsfonds sowie Vermögensverwaltern sei bis heute weitgehend unreguliert. 

    Ob die Anleger und Kontoinhaber Vertrauen in UBS-Credit Suisse haben werden oder anhaltend Geld abziehen, werden die nächsten Tage zeigen. Genau Letzteres war der CS zum Verhängnis geworden. Die Cash-Bestände schmolzen dramatisch, weil Kunden ihr Geld verlangten und an andere Geldhäuser überwiesen. Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, analysierte, dass niemand genau wisse, ob es in Europa zu einer Panik in der Bankenindustrie komme. "Finanzkrisen sind per Definition kaum vorhersehbar", betonte der Wirtschaftsprofessor. Allerdings sei das Finanzsystem heute widerstandsfähiger als vor 15 Jahren. 

    "Das deutsche Finanzsystem ist stabil"

    Das Bundesfinanzministerium hat bisher keine Risse in den Brandmauern beobachtet: "Das deutsche Finanzsystem ist stabil", erklärte das Haus von Minister Christian Lindner (FDP). Die deutschen Aufsichtsbehörden und die europäische Finanzaufsicht stünden in engem Kontakt und beobachteten die Lage aufmerksam und sorgfältig.

    In der Schweiz ist aber dennoch geschehen, was eigentlich nicht wieder hätte geschehen sollen. Der Staat spricht Garantien für die Bankenfusion aus, um Vertrauen zu stiften und den Deal abzusichern. Genau wie Peer Steinbrück hat auch der ehemalige Finanzpolitiker der Grünen, Gerhard Schick, ein Deja-vu. "Wir müssen aufhören, uns einzureden, dass die Vorgänge in den USA und der Schweiz hierzulande undenkbar wären – das stimmt einfach nicht", sagte Schick. 

    Er kämpft seit einigen Jahren außerhalb des Bundestages mit seiner "Bürgerbewegung Finanzwende" gegen die Macht der Finanzindustrie. Schick fordert eine große Reform, um zu verhindern, dass Banken immer wieder durch den Steuerzahler vor der Pleite bewahrt werden müssten. "Das Scheitern der Credit Suisse ist ein Weckruf."

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