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Bayerns Innenministerium veröffentlicht Anti-Salafismus-Video

Social-Media-Kampagne

Bayerisches Innenministerium veröffentlicht Anti-Salafismus-Video – und erntet massive Kritik

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    Halbmond auf dem Minarett einer Moschee: Bayerns Innenministerium zieht durch ein polarisierendes Anti-Salafismus-Video Empörung auf sich (Archivbild).
    Halbmond auf dem Minarett einer Moschee: Bayerns Innenministerium zieht durch ein polarisierendes Anti-Salafismus-Video Empörung auf sich (Archivbild). Foto: Boris Roessler, dpa

    Radikale Ideologien können für die Gesellschaft ein Problem darstellen, schlimmstenfalls sogar eine ernste Gefahr. Im Fall von Salafismus wollte das bayerische Innenministerium mit einem veröffentlichten Clip in den sozialen Netzwerken vor den Risiken eines derartigen Extremismus sensibilisieren – und bewirkte laut Kritikern damit genau das Gegenteil.

    So hat das von der CSU geführte Innenministerium (Ressortleiter Joachim Herrmann) ein Anti-Salafismus-Video gepostet, das national und auch international massive Kritik nach sich zieht. Der nur 25 Sekunden lange Clip, verbreitet über Social-Media-Kanäle wie X, sollte junge Menschen vor der islamistischen Radikalisierung warnen.

    Anti-Salafismus-Video aus Bayern - „durch und durch rassistisch“

    Doch viele Kritiker, darunter islamische Verbände, sehen darin eine Stigmatisierung von Muslimen und eine Verbreitung islamfeindlicher Stereotype. Problematisch empfinden sie mitunter die Darstellung eines bedrohlich wirkenden bärtigen Mannes mit erschreckendem Lachen, was an antimuslimische Ressentiments erinnert und diese befördern kann.

    Auch Politiker und Politikerinnen stellen sich gegen den zweifelhaften Clip des Innenministeriums. Die Bundestagsabgeordnete Nicole Gohlke von den bayerischen Linken sieht darin einen „durch und durch rassistischen Videoclip“. Es geht darin spezifisch um gefährdete Frauen, die in die Fänge von Salafisten gelangen, gegen ihren Willen verheiratet werden und anschließend in einer Vielehe ein trauriges Dasein fristen.

    Kampagne des Innenministeriums vergleichbar mit NS-Propaganda?

    Manche Kommentatoren unter dem mittlerweile gelöschten Video verglichen die Aufmachung sogar mit NS-Propaganda, erläutert BR24 und auch Vergleiche mit ähnlichen Grafiken, womit jüdische Personen im vergangenen Jahrhundert stigmatisiert wurden, drängen sich auf. Vermutlich aufgrund des gewaltigen Medien-Echos nahm das Ministerium das Anti-Salafismus-Video mittlerweile offline und äußerte sich auf Anfrage des Portals: „Wir bedauern außerordentlich, wenn das Video zu Irritationen und Missverständnissen geführt hat.“

    Die Kampagne sei gestoppt worden und die Kritik werde ernst genommen. Ein Ministeriumssprecher betonte jedoch, dass es notwendig sei, auf die potenziellen Gefahren von Salafismus aufmerksam zu machen. Einflussreiche Prediger würden versuchen, „mit auf den ersten Blick harmlos wirkenden Alltagsthemen insbesondere junge Menschen zu ködern und für ihr extremistisches Gedankengut zu gewinnen“, so die Stellungnahme laut BR24.

    Warnung vor Salafismus: Imam sieht erhöhte Gefahr von Radikalisierung

    Christiane Feichtmeier, innenpolitische Sprecherin der bayerischen SPD, wird von der Deutschen Presse-Agentur (dpa) zitiert: Der Kampf gegen Salafismus sei zwar wichtig. „Es kann jedoch nicht sein, dass Steuermittel für etwas ausgegeben werden, was nicht wirkt oder vielleicht sogar dem Anliegen einen Bärendienst erweist.“ Wie uns ein Mitarbeiter erläutert, hat die Landtagsabgeordnete eine schriftliche Anfrage an das Innenministerium gestellt, für deren Beantwortung ein Zeitrahmen von vier Wochen vorgegeben ist. Darin geht es mitunter um finanzielle Mittel, beteiligte Personen und mögliche Beratungen.

    Die Art und Weise der Anti-Salafismus-Kampagne sieht auch der Penzberger Imam Benjamin Idriz kritisch: Ihm zufolge sei das Video „äußerst hetzerisch, rassistisch, islamfeindlich und zutiefst verletzend“. Die Empörung unter Muslimen sei aufgrund des fremdenfeindlichen Clips groß und könne mitunter zur Radikalisierung junger Menschen führen.

    Das Innenministerium kündigte eine Überarbeitung des Videos an, um die Botschaft weniger provokant, jedoch klarer zu formulieren.

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