Bodo Ramelow – die Silberlocke
Zehn Jahre war Ramelow Ministerpräsident von Thüringen, ehe er vergangenes Jahr das Amt an den CDU-Mann Mario Voigt verlor. Geschichte geschrieben hat der 69-Jährige trotzdem, er war der erste und bislang einzige Landeschef, den die Linke je stellen konnte. Aus der Politik verabschieden wollte sich Ramelow trotzdem nicht. Gemeinsam mit Gregor Gysi und Dietmar Bartsch startete er die „Mission Silberlocke“: drei Alt-Linke, die ihre damals strauchelnde Partei retten wollten. Die Mission wurde zu einem echten PR-Coup. Ramelow gewann seinen Wahlkreis – einer der wenigen in Ostdeutschland, die nicht an die AfD gingen. Der gebürtige Niedersachse gehört als Bundestagsvizepräsident künftig dem Parlamentspräsidium an, ein Platz, der Prestige und Einfluss sichert.

Heike Heubach – die Kämpferin
Die SPD wird im neuen Bundestag nur noch 120 Abgeordnete stellen, eine Frau aus der CSU-Hochburg Bayern hat es geschafft, dabei zu sein. Heike Heubach war in der vergangenen Legislaturperiode nachgerückt und konnte ihr Mandat verteidigen. Die 45-Jährige aus dem Raum Augsburg ist die erste gehörlose Abgeordnete, ihre Reden hält die gelernte Industriekauffrau in Gebärdensprache und setzt damit ein Zeichen. Immerhin soll der Bundestag ein Abbild der Gesellschaft sein. „Unser Ziel, eine gerechtere, nachhaltigere und inklusivere Gesellschaft zu schaffen, bleibt unverändert“, sagte sie nach der Wahl. Im Alltag wird die Abgeordnete von Dolmetschern begleitet, etwa bei Gesprächen mit Kollegen oder bei Medienterminen.

Luke Hoß – der Jüngste
Mit seinen 23 Jahren ist der Jura-Student der jüngste Abgeordnete des neuen Bundestags. Hoß stammt ursprünglich aus Baden-Württemberg, kam aber für sein Studium nach Passau. Dort engagiert er sich nicht etwa für die CSU, sondern eroberte für die Linkspartei ein Bundestagsmandat. Er will sich vor allem für soziale Belange einsetzen. Seine Motivation ist die eigene Lebenserfahrung: Luke Hoß und sein Bruder wuchsen bei ihrer alleinerziehenden Mutter auf, das Geld in der Familie war immer knapp. Nun macht er einen echten Gehaltssprung: Die sogenannte „Aufwandsentschädigung“ für Abgeordnete beträgt monatlich 11.227,20 Euro. Im Wahlkampf hatte der 23-Jährige angekündigt, alles an Abgeordnetengehalt, was über 2.500 Euro hinausgeht, zu spenden — entweder an die eigene Partei oder soziale Initiativen und Menschen mit finanziellen Problemen.

Johannes Volkmann – der Enkel
Auf einen Nachnamen, der ihm sofort alle Türen öffnet, kann der 27-Jährige nicht setzen. Aber politisch Interessierten sind die Familienbande des frisch gewählten CDU-Abgeordneten wohlbekannt: Volkmann ist der Enkel von Helmut Kohl (er trägt den Nachnamen seiner Mutter Christine, sein Vater ist Walter Kohl). Seit dem vergangenen Jahr ist er Mitglied des CDU-Bundesvorstandes. Nach einem Studium der Volkswirtschaftslehre, Politikwissenschaften und Soziologie sowie Studienaufenthalten in China und Großbritannien wechselte er in die Politik und arbeitete als Assistent im Büro eines Europaabgeordneten. Nun will er selbst mitmischen auf der großen Bühne. Über seine Leitplanken sagt er: „Die politischen Werte meines Großvaters – ein starkes, freies, wehrhaftes Europa, das sich selbstbewusst auf der Weltbühne präsentiert – sind gerade heute so aktuell wie nie.“

Jamila Schäfer – die nächste Generation
Es war keine einfache Wahl für die Grünen, doch über die Landesliste hat es Schäfer geschafft, wieder in den Bundestag einzuziehen. Vier Jahre vorher war ihr ein echter Coup gelungen, damals gewann sie erstmals überhaupt einen bayerischen Wahlkreis für die Grünen. Spätestens seither gilt die 31-jährige Münchnerin als Nachwuchshoffnung für ihre Partei. „Die Frau ist klug, die Frau ist kompetent“, sagt Katharina Schulze, Fraktionschefin der Grünen im bayerischen Landtag, über Schäfer. Schulze gilt für viele junge Politikerinnen als Vorbild, weil sie es schafft, Beruf und Mutterrolle unter einen Hut zu bekommen. Da sich die Grünen nach ihrem Ausscheiden aus der Regierungskoalition auch personell neu sortieren müssen, könnte auch die Karriere von Jamila Schäfer einen weiteren Schub bekommen.

Olaf Scholz – der Hinterbänkler
Seine Entlassungsurkunde wurde ihm von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in dieser Woche schon überreicht, doch bis der Bundestag einen neuen Kanzler gewählt hat, bleibt Scholz geschäftsführend im Amt. Für den 66-Jährigen ist diese Übergangszeit so etwas wie ein politisches Abklingbecken, denn einen Posten in der neuen Regierung wird er trotz SPD-Beteiligung nicht übernehmen. Allerdings hat Scholz in Potsdam sein Direktmandat für den Bundestag gewonnen und auch angenommen. Selbstverständlich ist das nicht. Sowohl Angela Merkel als auch Gerhard Schröder zogen sich nach ihrem Auszug aus dem Kanzleramt aus der aktiven Politik zurück. Helmut Kohl hingegen wurde 1998 nach seiner Amtszeit als Kanzler ebenfalls einfacher Abgeordneter.

Mechthilde Wittmann – die Personalreserve
Als es in den Arbeitsgruppen der im Entstehen befindlichen schwarz-roten Koalition um das Thema Ehegatten-Splitting ging, platzte der Allgäuerin der Kragen. Ob sie denn wirklich denke, dass Frauen so blöd seien, schleuderte sie ihrer SPD-Kollegin Doris Ahnen entgegen. Diese hatte die gemeinsame Besteuerung von Eheleuten als einen Grund ausgemacht, weshalb Frauen in extrem schlecht bezahlten Jobs verharren. Für die CSU-Politikerin Wittmann ein Unding. Dass sie es erneut in den Bundestag geschafft hat, war keine Selbstverständlichkeit. Sie galt als Wackelkandidatin und drohte zum Opfer des neuen Wahlrechts zu werden. Am Ende gewann sie ihren Wahlkreis trotz starker Konkurrenz recht souverän und gilt nun zumindest als Personalreserve für künftige CSU-Posten in Berlin.

Hendrik Streeck – der Promi
Angetreten ist der 47-Jährige im einstigen Wahlkreis von Konrad Adenauer in Bonn und er hat ihn gewonnen. Damit legt der Virologe vorerst seinen Arztkittel ab und geht für die CDU in den Bundestag. Streeck wurde während der Corona-Pandemie einer breiten Öffentlichkeit bekannt, er galt als einer der wichtigsten Experten, die die Seuche öffentlich einzuordnen versuchten. „Die Corona-Pandemie hat mich politisch gemacht“, sagt er. Vor allem die Debattenkultur in dieser Zeit hatte ihn gestört. Teil der neuen Regierungsbildung ist der Rheinländer bereits: Er gehörte der Arbeitsgruppe „Gesundheit und Pflege“ an. Gesundheitsminister dürfte er dennoch nicht werden, das Amt beansprucht aller Voraussicht nach die SPD für sich.

Maximilian Krah – der Extremist
In Brüssel war er selbst den Rechten zu rechtsradikal, nun ist der AfD-Politiker vom Europaparlament in den Bundestag gewechselt. Der 48-Jährige, der sich wegen seines bisweilen ausschweifenden Lebensstils den Spitznamen „Schampus-Maxe“ erarbeitet hat, wird immer wieder wegen seiner Nähe zu Russland und China kritisiert. Ein früherer Mitarbeiter Krahs steht sogar unter Verdacht, für Peking spioniert zu haben. Wegen seiner als relativierend wahrgenommenen Äußerungen zur SS wurde er im EU-Parlament nicht in die AfD-Delegation aufgenommen. In Berlin ist seine Partei weniger zimperlich, denn Krah bringt Stimmen. Mit 44,2 Prozent hatte er seinen Wahlkreis in Sachsen gewonnen. Krah gilt gleichwohl als unberechenbar.

Volkmann hat in den Talkshows schon bewiesen wie wenig Verständnis für Politik hat. Mit Fachwissen konnte er auch nicht glänzen. Das einzige wofür er steht ist Vetternwirtschaft und dafür ist er ja in der richtigen Partei.
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