Am Sonntag um Punkt 18 Uhr starrt die Republik auf Bildschirme. Es ist der Moment, in dem die Sache gelaufen ist. Die Wahllokale sind geschlossen, das Ergebnis der Bundestagswahl steht fest – auch wenn es noch niemand kennt. Und irgendwo in einem Studio steht Jörg Schönenborn und präsentiert trotzdem schon mal die Gewinner und Verlierer. Nur wie kommen diese bunten Balkendiagramme mit den Prozentwerten für die einzelnen Parteien zustande, wenn doch wenige Sekunden vorher erst die letzten Stimmen abgegeben worden sind und noch nichts ausgezählt ist? Und warum liegen sie so oft so nah am späteren tatsächlichen Endergebnis?
Das steckt hinter den sogenannten „Exit Polls“
Zunächst einmal gilt es zu unterscheiden zwischen Prognosen und Hochrechnungen. Das, was das Fernsehpublikum um 18 Uhr präsentiert bekommt, sind Prognosen. Sie werden von den großen Umfrageinstituten ermittelt, indem diese vor hunderten Wahllokalen in ganz Deutschland Fragebögen an Freiwillige verteilen, die gerade ihre Stimme abgegeben haben. Sie geben nicht nur an, wen sie gewählt haben, sondern auch Alter, Geschlecht und für wen sie beim letzten Mal gestimmt hatten. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser sogenannten „Exit Polls“ bleiben anonym, doch ihre gesammelten Daten ergeben bis 18 Uhr ein Gesamtbild, aus dem die Wahlforscher ihre erste Prognose für das Wahlergebnis erstellen.
Erst ab 18 Uhr dürfen die Stimmen dann tatsächlich ausgezählt werden. Auch hier sind die Umfrageinstitute an vielen Orten mit dabei und halten Zwischenstände fest, aus denen die Hochrechnungen entstehen. Diese sind dann schon deutlich aussagekräftiger als die Prognosen, weil sie ja auch auf echten Stimmen basieren.
Darum unterscheiden sich Hochrechnungen in ARD und ZDF
In die Hochrechnungen fließt aber nicht nur der aktuelle Stand der Auszählung ein. Auch Erfahrungswerte früherer Wahlen und Gewichtungen, beispielsweise zwischen Großstädten und ländlichen Regionen, werden berücksichtigt. Für die ARD ermittelt infratest dimap die Daten, das ZDF arbeitet mit der Forschungsgruppe Wahlen. So erklärt sich, warum die Hochrechnungen der beiden Sender meist etwas voneinander abweichen. Die Modelle sind inzwischen so ausgefeilt, dass zwischen ersten Prognosen und dem späteren Endergebnis meist nur ein paar Zehntel liegen.
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