Den Sieg in Schleswig-Holstein errungen hat eindeutig Daniel Günther – doch aufatmen dürfte man vor allem in Berlin.
Eines muss man Friedrich Merz lassen: Seit er die Führung der CDU übernommen hat, hat Deutschland wieder eine laute und erkennbare Opposition. In einer Demokratie ist das ein nicht zu unterschätzender Faktor.
Alles, was Merz zu seinem Glück noch gefehlt hat, war ein Wahlerfolg. Den hat ihm nun ausgerechnet Daniel Günther in Schleswig-Holstein beschert.
Die beiden Männer könnten unterschiedlicher nicht sein. Der eine leitet die Abteilung „Attacke“, der andere gilt als Vermittler und Anhänger des Merkel-Lagers. Günther stand einer an Konflikten nicht armen Jamaika-Regierung vor und schaffte es doch immer wieder, Kompromisse zu finden.
Schon am nächsten Wochenende droht die Schlappe
Auf Merz ist der Ministerpräsident nicht angewiesen – umgekehrt ist das schon eher der Fall. In Bayern, bei der Schwesterpartei CSU, rumpelt es. Und schon am kommenden Wochenende muss die CDU bei der deutlich wichtigeren Landtagswahl im großen Nordrhein-Westfalen zittern.
Wüst, der erst im vergangenen Jahr auf Laschet gefolgt war, könnte schon wieder in der Versenkung verschwinden. Das wärmende Rampenlicht an der Waterkant kann die CDU also gut brauchen.
Die Diskussion ist geschlossen.
Vielleicht gründen die hohen Wahlsiege in SH wie auch im Saarland darauf, dass außerhalb der Metropolen das kollektive Gedächtnis weiter zurückreicht: Im Saarland war AKK 2017 mit der Aussage angetreten, wenn sie verliert, werde sie sich aus der Politik zurückziehen. Die Saarländer haben sie daraufhin auch gewählt, um sie dann dennoch zu verlieren. Sie zog es nach Berlin. Und ihr Nachfolger interessierte sich von Anfang an mehr für die ganz große Politik (Talkrunden, Bundes-CDU, möglicher Kanzlerkandidat) als fürs Saarland.
In SH war bei der SPD ein erst 2020 konvertierter Grüner Spitzenkandidat. Auf dem Land haben es Konvertiten ohnehin meist schwer. Ich kenne zwar die Erzählung dieses Konvertiten für den aus seiner Sicht notwendigen Parteibuchwechsel nicht, aber Wechsel des Parteibuches nur der vermeintlich besseren Karrierechancen wegen erhöhen die persönlichen Beliebtheitswerte nicht.
Ich würde die SH-Wahl so interpretieren: Die Jamaika-Koalitionäre standen einem sehr schlecht aufgestellten Gegner gegenüber; ganz und gar nicht liefert SH ein Beispiel für Frau Hufnagels „hat Deutschland wieder eine laute und erkennbare Opposition“. Bei dieser Sachlage hat m. E. die größte Aussagekraft, dass die FDP davon nicht profitieren konnte.
Der Sieg von Daniel Günter zeigt, dass die Menschen einen erfolgreichen Macher von morgen einem Mann von gestern, Friedrich
Merz, vorziehen. Mit Daniel Günter kann die CDU auch wieder den Bundeskanzler stellen. Frisch und mutig gegen verstaubt und
erzkonservativ, dafür stehen Günter und Merz ganz gegensätzlich.